Wer sich stark genug fühlt, dient der Fahne

■ In den 70er Jahren ging jedermann gern zum Bund. Die DKP will dort einiges verbessert haben

Freiburg (taz) – Der Liedermacher Franz-Josef Degenhardt wußte in den 70er Jahren noch Rat: „Wenn du mich fragst, soll ich geh'n zu der Armee, sag' ich dir, Junge, wenn du stark bist: geh!“ Linken galt es damals als selbstverständlich, der Einberufung zu folgen.

Den Mitgliedern kommunistischer Gruppen ging es darum, militärische Fähigkeiten zu erlernen. Schließlich sah man die revolutionäre „Entscheidungsschlacht“ nahen. Manchen Linken war das bloße Robben und Schießen allerdings zu wenig, sie gründeten beim Bund „Antimilitaristische Arbeitskreise“, um über den imperialistischen Charakter der Bundeswehr aufzuklären. DKP-nahe Wehrpflichtige sammelten sich beim „Arbeitskreis Demokratischer Soldaten“, der sich auch für die sozialen Belange der Wehrpflichtigen einsetzte. Vollmundig heißt es im Buch „Rührt Euch, Kameraden“ von 1980, daß einige Reformen auf die Wühlarbeit der fortschrittlichen Soldaten zurückzuführen seien: die Kantinenreform 1976, die Wehrsolderhöhung 1978 und die Einführung kostenloser Bahnheimfahrten 1979.

Für einen Teil der maoistischen Gruppen hatte die Arbeit in der Armee allerdings noch eine andere Pointe: Sie sollte junge Arbeiter auf einen gerechten Verteidigungskrieg vorbereiten. Denn nach Ansicht dieser Maoisten bestand die Gefahr, daß die „imperialistische Supermacht Nr. 1, die Sowjetunion“, einen Angriffskrieg vom Zaun brechen könnte. Konsequent hieß es daher noch 1983 anläßlich der großen Bonner Friedensdemo seitens einer noch-maoistischen Gruppe: „Will die Friedensbewegung den Krieg verhindern, dann muß sie sich auch überlegen, wie notfalls gegen die Supermächte ein Verteidigungskrieg geführt werden kann.“

Nach 1983 sammelten sich dann über 200 friedensbewegte Soldaten und Offiziere im „Darmstädter Signal“ um Major Helmuth Pries. Kommunisten und andere Linksradikale allerdings waren ausgeschlossen. Christian Rath