Nachgefragt: Bremen light
■ Bremen hat bald einen Wahlkreis weniger. Interview mit Dieter Matthey
Der Bundestag hat letzte Woche beschlossen, die Anzahl der Abgeordneten bis zum Jahr 2002 von 656 auf 598 zu verringern. Aus Bremen kommen derzeit sechs Bundestagsabgeordnete – nach der Verkleinerung werden es nur noch fünf sein. Einer der drei Direktwahlkreise, die derzeit alle von SPDlern gehalten werden, soll wegfallen. Seit 1989 ist Dieter Matthey Landeswahlleiter und damit verantwortlich für jede Bundeswahl, die in Bremen durchgeführt wird.
taz: Herr Matthey, haben Sie in Zukunft weniger zu tun?
Dieter Matthey, Abteilungsleiter beim Senator für Inneres und Landeswahlleiter:Nein, die neue Einteilung der Wahlkreise hat keine Auswirkungen auf meine Arbeit. Der Kern der Debatte ist, daß wir Bremer in Bonn an Repräsentanz verlieren, wenn es ein Direktmandat weniger aus Bremen gibt. Damit sind wir im föderalen Vergleich unverhältnismäßig benachteiligt – das ist das politisch Gravierende.
Aber die anderen Länder müssen doch auch Direktmandate abgeben?
Mit dem Verlust eines Wahlkreises von dreien sind wir rechnerisch zu 33 Prozent betroffen. Im Durchschnitt verlieren die anderen Bundesländer gerade einmal neun Prozent durch die Verkleinerung des Bundestages.
Wird sich Bremen engagieren, daß es eine andere Zuschneidung gibt?
Wir haben uns bis zuletzt engagiert. Wir werden das sicherlich jetzt auch im Bundesratsverfahren tun. Die Ergebnisse sind bisher nicht so, daß unser Anliegen im Gesetzeswortlaut Niederschlag gefunden hat. Das beste wäre natürlich, die Bevölkerung zu vermehren.
So wie es im Moment aussieht, kann man sagen, daß die SPD Federn lassen wird.
Im Moment – ja. Wieviel Plätze auf der Landesliste eine Partei bekommt, hängt davon ab, wie viele Stimmen die Parteien in den Ländern auf sich vereinigen konnten. Das Verhältnis würde sich – das unterstelle ich – bei der SPD nicht verändern. Der Verlust eines Direktmandates müßte an der Gesamtzahl der Repräsentanz also gar nichts ändern. Fragen: Christoph Dowe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen