Schättle wird Intendant

■ Bisheriger Fernsehdirektor des SFB bekam gestern deutliche Mehrheit im Rundfunkrat

Der SFB-Rundfunkrat hat gestern abend endlich doch noch einen Intendanten gewählt. Schon im zweiten Wahlgang stimmten 20 der 29 anwesenden Räte für Horst Schättle. Er gehört der SPD an und amtiert seit acht Jahren als Fernsehdirektor des Senders. Der 58jährige schreibt sich vor allem den Erfolg des Regionalen Fernsehprogramms B1 zu. Bevor Schättle nach Berlin kam, war er unter anderem für das ZDF Korrespondent in Bonn und in Paris.

Aus dem ersten Wahlgang war Schättle noch als Drittplazierter hinter dem Arte-Geschäftsführer Hans-Günther Brüske (10 Stimmen) und SR-Fernsehspielchef Martin Buchhorn (8 Stimmen) hervorgegangen. Beobachter werteten dies als Hinweis darauf, daß im zweiten Wahlgang die CDU- und SPD-nahen Räte für Schättle gestimmt hätten. Buchhorn, den die parteiunabhängigen Räte wählen wollten, bekam auch im zweiten Wahlgang 8 Stimmen.

Die Rundfunkratsvorsitzende des SFB, Marianne Brinckmeier (SPD), nannte die Wahl Schättles „ein sehr konstruktives Ergebnis“. Es wäre unerträglich gewesen, wenn erneut keine Wahl zustande gekommen wäre. Viele Rundfunkräte hatten lange gezögert, Schättle zu wählen. Ihrer Meinung nach hätte der SFB einen personellen Neuanfang nötig gehabt. Zuletzt hatte ARD-Programmdirektor Günter Struve seine Kandidatur in letzter Minute zurückgezogen. Auch Brinckmeier bedauerte gestern noch einmal, daß diese Lösung nicht möglich war.

Schättle verkündete nach seiner Wahl, es gelte jetzt „die nächsten Jahre ordentlich über die Runden zu bringen“ und „das Porzellan, das zerdeppert worden ist, wieder zusammenzufügen“. Der SFB gilt als stark verschuldet, und insbesondere seine Radioprogramme leiden unter mangelnder Akzeptanz bei den Hörern. Zudem ist er bislang vom ARD-Finanzausgleich abhängig, der über das Jahr 2000 hinaus sehr fraglich ist. Schättle will „für den Finanzausgleich kämpfen“ und schon heute mit der unabhängigen Gebührenkommission KES verhandeln, die für den Finanzbedarf der Rundfunkanstalten zuständig ist. Lutz Meier