■ Vorschlag
: Drum and Rhythm Night im Pfefferberg

Fett aufgetischt werden sie heute, die Beats. Wenn auch nicht unbedingt immer mit tempomäßiger Breitseite. Die Trommel- und Rhythmusnacht im Pfefferberg jedenfalls wird sich in vollauthentische Live-Teile, halbauthentische DJ-Sets mit MC und glam-elektronische House-Ebenen strukturieren. Dabei sind bei allen drei Parts gute AkteurInnen zu erwarten, und man wird es schwer haben, sich zeitlich auf einen der Abschnitte festzulegen. Aber zunächst der Reihe nach: Die drei von Attica Blues werden live auftreten, mit ihren very new school „abstract vocals over avant-garde hiphop- beats“, und drumherum scharen sich diverse Mo'Wax und Studio K7 Label-Acts. Wobei hier neben der Bristol-give-it-to-me-Posse zum einen Terranova aus Berlin mit DJ Kaos und Fetisch, zum anderen die Londoner AJ Kwame und Joe 2000 von den Runaways auflegen werden. Letztere kommen an den Start, obwohl sich Joe 2000 von den Runaways wirklich wie ein völlig verirrter Post-Speed-Metal- Freak anhört: Von den Runaways kann Eklektizismus an vier Plattenspielern gelernt werden. Als musikalische Begleitung von Attica Blues wird AJ die Töne und Melodien vorgeben, zu denen Joe 2000 die HipHop-Sammlung scratscht.

Eingedenk der Tatsache, daß „Reprezent“ von Roni Size mittlerweile auch in Deutschland die meistgekaufte Drum-and-Bass-Platte ist, repräsentieren heute seine Mitstreiter DJ Suv und MC Dynamite die ass-kickende Bristol-Seite.

Das Schöne an diesem Abend aber wird sein, daß sich dabei Eleganz mit Tüftelei, Breakbeats mit live toasting, HipHop mit House und melodisch-wippender Boogie-House mit „London Hooligan Soul“ mischen.

D'Afro, Tony Nwatchku und Sängerin Roba El-Seeawy von Attica Blues binden diese Mischung fast ganz in ihrer Band, die ihren Rhythmus aus D&B bezieht, HipHop und Jazz mit einfügen und eine Stimme mit draufsetzen. Natürlich fallen einem dazu Massive Attack oder Portishead ein, aber wo letztere in depressivem TripHop versinken, kommen bei Attica Blues die D&B-Wurzeln zum tragen, was das Ganze weniger zur Sofa- und mehr zur komplizierten Tanzmusik macht.

Anlässe zu tanzen wird es an diesem Abend ohnehin genug geben. Man muß sich nur entscheiden, ob einer/m eher die tricky stroboskopartige Beinarbeit von Drum und Bass näherliegt oder das voguende Disco-Housing – was, wenn Ashley Beedle auflegt, garantiert ist. Beedle, Londoner Clubgröße und Mitglied der Ballistic Brothers, wird bei seiner Hool-Soul-Mischung den Eklektizismus zur Maxime machen. Er hat keine Angst, daß ihm die Leute bei der Mischung aus Reggae, HipHop und Chicago House davonlaufen. Er hat auch keinen Grund dazu, denn dazu mixt er zu abgedreht und hat in DJQ, der ebenfalls einen Scheiß auf Genrereinheit gibt, einen prima House-Floor-Nachbarn gefunden. Annette Weber

Heute, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Mitte