Erhöhte UV-Strahlung in Deutschland

■ Bis zu 50 Prozent Zunahme. Vorsicht auch mit Sonnenschutz

Berlin (taz/dpa) – Die ultraviolette Strahlung hat sich in Deutschland deutlich erhöht. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für atmosphärische Umweltforschung schlugen am Freitag Alarm, nachdem in Garmisch-Partenkirchen und auf der Zugspitze (2.964 Meter) eine Zunahme der UV-Strahlung um mehr als 50 Prozent registriert wurde. Dadurch erhöhe sich das Risiko für Hautkrebserkrankungen bei ungeschützter Sonneneinstrahlung. Die Experten empfehlen für die nächsten Sonnentage einen stärkeren Sonnenschutz.

Vor allem Skifahrer in höheren Lagen sollten sich nicht zu lange ungeschützt in der Sonne aufhalten, um Hautschäden zu vermeiden. Das gelte auch für Erwachsene und Kinder mit einem empfindlichen Hauttyp. Grund sei die zurückgehende Ozonschicht in der Stratosphäre (17 bis 55 Kilometer Höhe), die im Vergleich zu normalen Verhältnissen um diese Jahreszeit um rund 30 Prozent abgenommen habe, teilte das Institut mit.

Der Wuppertaler Physikprofessor Klaus Ulrich Großmann hatte schon im Sommer 1995 darauf hingewiesen, daß die Ozonschicht eigentlich ein bunter Flickenteppich ist. „Die Ozon-Konzentration in der Atmosphäre schwankt um bis zu 50 Prozent“, sagte er damals. „Die Flecken sind an den Polen sehr groß, haben am Äquator aber teilweise einen Durchmesser von nur 200 Kilometern.“ Dies waren die Ergebnisse von Satellitenmessungen mit dem Infrarot-Spektrometer „Crista“.

„Seit einigen Jahren treten vermehrt kleinere Löcher in der Ozonschicht über der Nordhalbkugel auf“, sagte am Wochenende auch Fraunhofer-Pressesprecher Jürgen Hahn. „Sie schließen sich jedoch gewöhnlich relativ kurzzeitig wieder.“ Die Wissenschaftler zeigten sich nun besonders beunruhigt darüber, daß die Episoden reduzierter Ozonschicht immer häufiger werden und immer länger anhalten. Dies könnte eine Bestätigung für eine weitere Abnahme der stratosphärischen Ozonkonzentration sein.

Auf die Sonnenschutzcreme sollte man sich laut einer Studie des Memorial Sloan-Kettering Krebszentrums in New York von letzter Woche allerdings nicht verlassen. Dortige Forscher haben Arbeiten studiert, die für einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Sonnenbrände und Hautkrebs sprachen. Ergebnis der New Yorker: Datengrundlagen und Umfragen der Untersuchungen sind meist so ungenau, daß schlüssige Aussagen nicht möglich sind.

Es könnte auch sein, meinen die Sloan-Kettering-Forscher, daß bestimmte Hauttypen – zum Beispiel mit starker Pigmentierung – anfällig für die tödlichen Melanome sind, unabhängig von der Zahl der Sonnenbrände. Eine Sonnenschutzcreme würde dann ein falsches Sicherheitsgefühl vorgaukeln: Die Haut ist den Sonnenstrahlen länger ausgesetzt als ohne Creme, doch der Sonnenbrand als Warnung tritt nicht auf. Wichtig ist, die Haut stetig an die Sonnenstrahlen zu gewöhnen. rem