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: Bestimmt kein Happy-happy-Abend, aber was für Männer beim Bier: Mark Eitzel in der Alten Kantine

Laß doch den Kopf hängen, Baby! Mark Eitzel, der Mann vom American Music Club – sophisticated, knarzig, humorvoll-melancholisch. So einer kann nur in New York vorkommen, mit seinen resignierten, aber nicht nölenden Stücken. Auf seinem Album findet sich kein Dank an „Gott, meine Mutter und alle, die mich unterstützt haben“, wie so oft, sondern an Ann Magnuson, die große Bongwater-Heroine, ebenso wie an Teile der Familie Sonic Youth. Letzteres wundert nicht, spielt doch auf Eitzels neuer Platte Sonic- Youth-Drummer Steve Shelley mit, neben Kid Congo Powers an der Gitarre und Yo-La-Tengo-Basser James McNew.

Das wird bestimmt kein vergnüglicher Happy-happy-Abend in der Kulturbrauerei-Kantine, es drohen aber auch keine Gitarrenzerschlag-Klangexperimente. Ein durchkomponiertes, rund arrangiertes Konzert vielmehr dürfte es geben, bei dem man aber besser die halb deprimierten Männerklagen „If I had a gun“ oder „Sun Smog Seahorse“ überhört – außer man ist selbst im fortgeschrittenen Misanthropen-Alter, kriegt sein Leben immer so lala geregelt und gönnt sich auch sonst keinen Spaß. Wenn man das hinter sich läßt und nichts gegen folkiges, gitarriges Unaufgeregtsein hat, wird es sicherlich ganz nett. Paßt auch gut in die Kantine so: Die Männer beim Bier tauschen Loser-Positionen aus und basteln an lustigen Wortspielen rum.

Was sich allerdings an codierter Information hinter dem US-amerikanischen Polizisten in Öl auf Eitzels Cover verbirgt, bleibt chiffriert. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Massenmörder oder Kriegsgefallenen, vielleicht auch einfach um einen Elvis-Fan, von dem sich Eitzel den prima Titel seiner Platte geliehen hat: „Caught in a Trap and I Can't Back Out 'cause I Love You Too Much, Baby“.

Sicher, ich würde auch lieber die düsteren Bongwater-Wahnsinne hören, aber wo es die eben gerade mal nicht gibt, kann man ruhig zu Mark Eitzel und sich die Welt des lonesome Musicians als verstonetes Random Sample anhören. Ist nicht soo schlecht, aber wie soll man auch was wirklich Gutes über einen sagen, der nichts Besseres zu tun hat, als gerade dem permanent entgegenzuarbeiten? Annette Weber

Heute ab 21 Uhr in der Alten Kantine der Kulturbrauerei, Knaackstraße 97, Prenzlauer Berg