Panorama-Blick ausgebucht

Ökotel in Schnelsen wehrt sich gegen Wohnhäuser in der Aussicht-Schneise und legt einen eigenen Vorschlag vor  ■ Von Achim Fischer

„Dieses Haus ist vorbildlich“, lobte vor eineinhalb Jahren der damalige Umwelt-Staatsrat Dirk Reimers das neue „Ökotel“in Schnelsen. Mehrere zehntausend Mark öffentliches Fördergeld bekamen die Hotelbetreiber, das Ehepaar Almut und Günter Dix. Eine herrliche Aussicht über grüne Wiesen hinter dem Hotel gab es gratis dazu.

Aber genau damit könnte es bald vorbei sein. Der Bezirk Eimsbüttel möchte dort eine Straße, Parkplätze und Wohnhäuser bauen. Die rot-grün dominierte Bezirksversammlung soll heute abend zustimmen. Günter Dix sieht die Existenz seines Betriebes „ernsthaft gefährdet“.

Das Hotel wirbt mit „ökologischer Lebensart ohne Komfortverzicht“. Besondere Wärmedämmung, Solarzellen und ein Blockheizkraftwerk machen es zum Niedrig-Energie-Haus. Die Toiletten-Spülung wird aus Regenwasser gespeist. Küche wie Bar bieten Produkte aus ökologischem Anbau. 37.000 Mark Zuschuß hatte die Umweltbehörde bewilligt. Weitere Unterstützung gab es von HeinGas und HEW. Die Wirtschaftsbehörde hat das Hotel als Projekt der EXPO 2000 vorgeschlagen.

„Ein ökologisches Hotel benötigt auch ein passendes Umfeld“, betont Dix. Die Adresse an der Holsteiner Chaussee bürgt zwar für beste Anbindung an Autobahn und Flughafen, vergrault die Gäste aber in den hinteren Teil des Hotels – mit Ruhe und besagter Aussicht. Just dort aber sollen zwölf zweigeschossige Wohnhäuser plus Straße entstehen.

„Wir haben für Herrn Dix eine Reihe von Ausnahmen gemacht beim Bau seines Hotels. Und es war schon damals klar, daß noch weitere Bebauung folgt“, wehrt sich Eimsbüttels Baudezernent Wolfgang Schmittendorf. „Es war aber nur eingeschossige Bebauung vorgesehen, und die Straße sollte weiter weg vom Hotel verlaufen“, gibt Günter Dix den schwarzen Peter zurück.

Auf mehr als zwanzig Seiten hat der Hotelbetreiber ein Alternativkonzept erarbeitet. Die Zahl der Häuser bliebe gleich, sie sind dafür ein wenig gen Norden verschoben. Die Straße verliefe weitab vom Hotel. Minutiös hat Dix die Konsequenzen aufgelistet. Im Gegensatz zum Behörden-Plan bliebe eine zusammenhängende Grünfläche erhalten. Die Zugangsstraße wäre kürzer und würde somit weniger Boden versiegeln. Die Erschließungskosten würden sinken. „Die Mehrzahl der Anlieger“(zwölf von 20) hätte eine bessere Aussicht und weniger Verkehrslärm vor der Tür. Und: Die Hotel-Gäste könnten weiter Panorama-Blick buchen.

„Eine respektable Sache“, findet Schmittendorf zwar Dix' jahrelanges Engagement. Aber: „Wir haben die Planungen immer wieder geändert“, seufzt der Baudezernent. „Irgendwo haben wir die Auffassung, daß wir die Arbeit an dem Bebauungsplan weit genug vorangetrieben haben. Darüber sollen jetzt die Politiker entscheiden.“

Bislang setzte sich nur die CDU für das Wiesen-Panorama ein. Günter Dix hat schon die Schlagzeile formuliert: „Rot-grüne Lokalpolitiker gefährden Existenz eines Hamburger Vorzeigeprojekts.“