Mit Hamburgern handeln statt mit Aktien

Nächste Woche wird über das Überleben der Hamburger Börse entschieden  ■ Von Florian Marten

Am 12. März dürfte die Vorentscheidung über die Zukunft der Hamburger Börse fallen: Dann nämlich treffen VertreterInnen der sieben deutschen Regionalbörsen in Frankfurt mit der Deutschen Börse AG zusammen, um erneut über die Konditionen für eine Beteiligung am elektronischen Wertpapierhandelssystem „Xetra“zu verhandeln. Kann die Deutsche Börse AG, Inhaberin der marktbeherrschenden Frankfurter Wertpapierbörse, ihre ursprüngliche Forderung durchsetzen, dann müßte die Mehrzahl der Regionalbörsen dichtmachen, darunter auch die kleine in Hamburg.

Obwohl Mainhattan schon heute fast 80 Prozent des deutschen Aktienumsatzes abwickelt (Hamburg gerade mal 3 Prozent), will die Deutsche Börse AG zwei Drittel der Xetra-Kosten von den Regionalbörsen getragen wissen. Nicht nur Hamburgs Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) sieht hierin einen „Machtmißbrauch der Großbanken“, den EigentümerInnen der Deutsche Börse AG, die durch überhöhte Preise die Regionalbörsen in den Bankrott treiben wollten.

Auf Drängen der Bundesländer hat jedoch der Bundestag mittlerweile in das sogenannte „3. Finanzmarktförderungsgesetz“, welches die Rahmenbedingungen für das Wertpapiergeschäft erheblich modernisiert, einen Passus aufgenommen, der die Beteiligung der Regionalbörsen an Xetra zu fairen Bedingungen verlangt. Deshalb keimt in Hamburg wieder Hoffnung. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Geschäftsführer der Handelskammer, gibt sich sogar schon wieder „optimistisch“. Er sieht Chancen für eine sinnvolle Arbeitsteilung: „Es gilt den Kuchen zu vergrößern, statt ihn Richtung Frankfurt umzuverteilen.“

Während es dabei vordergründig um die Existenz von 450 an der Hanseatischen Wertpapierbörse zugelassenen Händlern und Maklern sowie um weitere rund 500 börsenabhängige Jobs geht, steht wirtschaftspolitisch weit mehr auf dem Spiel: Gerade weil sich die Finanzmärkte immer stärker konzentrieren und internationalisieren und sich gerade Frankfurt noch stärker als internationaler Finanzplatz positionieren möchte, eröffnen sich neue Freiräume, um die sich die Regionalbörsen in Zukunft kümmern wollen.

Dabei geht es darum, kleine und junge Unternehmen an die Börse zu führen, um Risikokapital zu mobilisieren, lokale Immobilienfonds aufzulegen – kurz, um Chancen für regionale und lokale Wirtschaftskreisläufe. Mit ihren jungen Börsenprodukten „Start-Up-Market“(für innovative mittelständische Unternehmen), „Follow-Up-Market“(ein Zweitmarkt für Fondsanteile) und der Perspektive, bald auch GmbH-Anteile zu handeln, hat die Hamburger Börse ein entsprechendes Zukunftsprofil bereits entwickelt.

Sie will so an jenen Geist anknüpfen, der 1558 zur Gründung der ersten deutschen Börse führte: Ein Ort, um gemeinsam Geschäfte zu organisieren. Damit dies möglich bleibt, müssen aber, wie SPD-Finanzsprecher Leonhard Hajen es formuliert, „im Hamburger Börsensaal auch künftig Wertpapiere gehandelt werden und nicht die Hamburger von McDonalds“.