Filz & Vettern – eine praktische Handreichung

Der Vetter (auch Cousin) ist der Sohn der Schwester beziehungsweise des Bruders von Mutter oder Vater. Unter Vetternwirtschaft werden im Sprachgebrauch Machenschaften zugunsten von Verwandten und Freunden bezeichnet, „denen ohne persönliches Verdienst zu Ansehen und hohen Ämtern verholfen wird“(Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten/Herder).

„Es herrscht eine üble Vetternwirtschaft.“Diese gängige Formulierung wird, wie auch „Vetterleswirtschaft“, der schwäbisch-mundartlichen Sprache zugerechnet. Im Zusammenhang damit steht auch die Redensart „Die Vetternstraße ziehen“, also: auf Reisen Verwandte besuchen, um sich durchzuschnorren. Die Redensart „den Papst zum Vetter haben“hat ähnliche Bedeutung und bezieht sich auf den Nepotismus der Renaissance-Päpste, also die Bevorzugung der eigenen Verwandten (Nepoten) bei der Vergabe von Ämtern und Würden.

Filz ist ein „aus Schafwolle und anderen Tierhaaren hergestelltes dichtes Material“(Brockhaus Enzyklopädie). Danach wird auch etwas „ineinander Verwobenes, Verschlungenes“als „filzartig“bezeichnet. Beim Begriff „Filzokratie“kommt das griechische Wort „kratein“für „herrschen“hinzu. Gebildet ist die Zusammensetzung in Anlehnung an Wörter wie „Demokratie“oder „Bürokratie“. Nach dem „großen Schimpfwörterbuch“(Eichborn) steht Filzokrat „spöttisch-abschätzig für jemanden, der an einer Filzokratie mitwirkt, nämlich an Vetternwirtschaft, Korruption, Ämterhäufung“. Gerd Roth

(der allerhintergründigste dpa-Korrespondent seiner Zeit)