Der Westen setzt Serbien unter Druck

■ Amerikaner und Briten warnen vor einem „weiteren ethnischen Krieg“. Belgrad signalisiert erstmals Verhandlungsbereitschaft

Am kommenden Montag wird sich die Bosnien-Kontaktgruppe mit dem Konflikt im Kosovo befassen. Diese Ankündigung nahm Bundesaußenminister Klaus Kinkel gestern zum Anlaß, den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević erneut aufzurufen, der südserbischen Provinz Kosovo Autonomierechte zuzugestehen. Er bezeichnete die friedliche Lösung des Kosovo-Problems als „Teil der Rückfahrkarte“ Jugoslawiens nach Europa.

Allein, welche Handlungsmöglichkeiten sich für die internationale Gemeinschaft eröffnen, liegt im dunkeln. Zwar hat sich die OSZE Mitte dieser Woche bereit erklärt, zwischen Priština und Belgrad zu vermitteln. Dabei geht es einerseits um praktische Fragen, wie etwa die serbische Anerkennung von Zeugnissen und Diplomen kosovo-albanischer Schulen und Institute, andererseits um die Klärung des künftigen Status der Region. Und die serbische Seite signalisierte am Mittwoch erstmals die Bereitschaft, mit den Albanern verhandeln zu wollen. Doch falls Belgrad nicht zu Konzessionen bereit sein sollte, haben die USA bereits mit dem Einsatz militärischer Mittel gedroht. „Wir betrachten die Lage als sehr, sehr ernst“, erklärte Sonderemissär Robert Gelbard. Auch der britische Premierminister Tony Blair warnte Belgrad, einen „weiteren ethnischen Krieg“ zu entfachen.

An der makedonischen Grenze nach Serbien sind rund 800 US- Soldaten stationiert, weiterhin gibt es einige Kontingente UN-Soldaten in dem Land. Zwar lehnen die Sfor-Friedenstruppen in Bosnien- Herzegowina offizell jegliches Eingreifen ab, da es sich aber zumeist um Nato-Truppen handelt, könnten Truppenkontingente jedoch in kürzester Zeit in die Krisenregion Kosovo verlegt werden.

Auch das von EU-Gremien ins Spiel gebrachte Möglichkeit eines Handelsembargos ist über die Jahre hin als Waffe stumpf geworden. Zwar liegt die jugoslawische Wirtschaft am Boden, dies ist jedoch nicht allein dem Embargo, sondern auch der Mißwirtschaft geschuldet. Das Embargo hat niemals richtig funktioniert und wurde während des Bosnienkrieges in vielfältiger Weise umgangen. So haben Griechenland, Makedonien, Rumänien, zeitweise sogar Kroatien und auch Albanien zum Bruch des Embargos beigetragen. Beobachter verweisen deshalb darauf, daß der in den letzten Monaten politisch geschwächte Milošević wie schon vorher zum eigenen Machterhalt jetzt im Kosovo auf nationalistische Mobilisierungen setzt, selbst wenn er dabei gegen jegliche wirtschaftliche Vernunft verstößt. er