■ HSV-Krise
: Bähre will aufhören

Nun ist Uwe Seeler auch der letzte „gute Freund“im HSV-Vorstand abhanden gekommen. Gestern nachmittag erklärte der Vizepräsident Harry Bähre (Foto: Martin Kath) seinen Rücktritt zum 9. Mai, dem letzten Spieltag der Bundesligaserie 1997/98. „Gesundheitliche und berufliche Gründe“hätten ihn zu diesem Schritt bewogen, erklärte der Seeler-Stellvertreter gegenüber der NDR Hamburg-Welle 90,3. Der für den Nachwuchsbereich zuständige Ex-Profi Bähre und Vereinschef Uwe Seeler waren bis zum taz-Redaktionsschluß gestern abend nicht zu erreichen.

Das geschäftsführende Vorstandsmitglied Werner Hackmann äußerte hingegen sein Bedauern und betonte: „Das ist besonders für Uwe Seeler nicht angenehm.“Der Zeitpunkt sei „nicht glücklich“, kritisierte der ehemalige Innensenator auf taz-Nachfrage. „Harry Bähre hätte sich besser mit uns absprechen sollen, schließlich stehen wir mitten im Abstiegskampf.“

Trainer Frank Pagelsdorf äußerte Verständnis für Bähres Entscheidung. „Das muß man akzeptieren“, sagte Pagelsdorf zur taz. Der Rücktritt mit Ansage werde „keine Unruhe in die Mannschaft bringen“, meinte der Coach.

Schon seit längerer Zeit war über ein Ausscheiden des 56jährigen Bähre aus dem Vorstand des HSV gemunkelt worden. Wiederholt hatte der zukünftige Ex-Vize seine Amtsmüdigkeit signalisiert. Vermehrt, nachdem die HSV-Führung wegen der sportlich desolaten Lage und der Mauscheleien im Vorstand heftig kritisiert worden war. „Im Prinzip habe man mit seiner Entscheidung rechnen können“, mußte auch Geschäftsführer Hackmann eingestehen.

Mit Bähre, laut Ex-HSV-Trainer Benno Möhlmann „ein Intrigant und Minenleger“, demissioniert der letzte Vertreter aus Seelers Sauna- und Tennisclique. Bereits Ende Mai 1997 hatten Schatzmeister Jürgen Engel und Vize Volker Lange aufgegeben. Das zersprengte Kumpel-Quartett war im Oktober 1995 angetreten, um dem HSV einen „Neubeginn“zu ermöglichen. Die Einlösung dieses Versprechens ist noch möglich: Wenn auch Seeler („Mache keine Schlammschlachten mit“) aufhört. Einflußreiche Aufsichtsrats-Mitglieder haben ihm dies bereits nahegelegt. cleg