■ Kommentar
: Ursache und Wirkung

„Slums“, „abstürzende Quartiere“, „Berliner Bronx“. Die Herausbildung von sogenannten Problemvierteln hat seit einigen Monaten auch die Berliner Öffentlichkeit erreicht. Der Wegzug von Familien und Besserverdienenden beschäftigt Politiker wie Bewohner, das Wort von der sozialen und räumlichen Segregation ist inzwischen in vieler Munde. Vor kurzem erst hat der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) eine Innenstadtkonferenz angekündigt, die sich des Themas bemächtigen werde. Doch mit einer Intensivierung des Themas „Innere Sicherheit“ läßt sich die rasante Entmischung der Bevölkerung in diesen Gebieten nicht verhindern.

Die zunehmende Aggression ist nicht Ursache, sondern Ausdruck der sozialen Auflösungserscheinungen. Der Grund für den Niedergang ganzer Quartiere ist vielmehr der Zusammenbruch des Arbeitsmarktes und die schleichende Ausblendung derer aus der Politik, die der Dienstleistungsgesellschaft zum Opfer fallen, obwohl sie deren Dienste nötiger denn je hätten.

Was kann also getan werden? Das Kommunale Forum Wedding hat zumindest eine Idee parat. Sie heißt: Keine Stadterneuerung ohne lokale Beschäftigungspolitik. Ob dieser Ansatz, der seit einiger Zeit in Hamburg erprobt wird, auch in Berlin durchsetzungsfähig ist, wird die Innenstadtkonferenz des Senats zeigen. Uwe Rada

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