Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

The Addiction USA 1994, R: Abel Ferrara, D: Lili Taylor, Christopher Walken / Originalfassung mit Untertiteln

„Lili Taylor, zuletzt in „I shot Andy Warhol“radikale Feministin und Attentäterin, gibt wieder den weiblichen Kamikaze. Als vampiristische Philosophiestudentin Kathleen macht sie sich in „The Addiction“voller Blutdurst daran, Akademiker von der Theorie zur Praxis zu beißen. Für Regisseur Abel Ferrara hat das moderne Blutsaugertum mehr mit den Massenmorden des 20. Jahrhunderts als mit hohläugigen transylvanischen Fürstengeschlechtern zu tun. Auch hier kann Ferrara es nicht lassen, Christus am Kreuz ins Spiel zu bringen. Die Mixtur aus Drogen- und Aids-Metaphern, einer fragwürdigen bis unappetitlichen Opfer/Täter-Rabulistik, Greuelbildern und Massakern und katholischem Sado-Maso wird jedoch nur durch Lili Taylor erträglich.“(taz) Kino 46

Die Akte Jane USA 1997, R: Ridley Scott, D: Demi Moore, Viggo Mortensen

„Dies ist ein extrem merkwürdiger Film: Sein grober Realismus ist irritierend unrealistisch. Demi Moore spielt eine Soldatin, die als erste Frau in eine verschworene Gemeinschaft von Soldaten einbricht, und man weiß sofort, daß sie dies schafft, weil sie ja Demi Moore ist. Im Grunde ist es aber extrem unglaubwürdig, daß diese kleine Frau all die Proben ihrer Kraft und Ausdauer besteht, an der eine ganze Reihe von viel stärkeren Männern scheiterten. Das einzige Zielpublikum für den Film, das ich mir vorstellen kann, sind all jene, die sehen wollen, wie Demi Moore zusammengeschlagen wird.“(Christopher Tookey) UFA-Stern

Amistad USA 1997, R: Steven Spielberg, D: Morgan Freeman, Nigel Hawthorne, Anthony Hopkins

„Auf dem Schiff „Amistad“gab es 1839 einen Aufstand von Sklaven, die die Mannschaft überwältigten und ihre Rückkehr nach Afrika forderten. Diese Rebellion gibt Spielberg Gelegenheit für die erste und stärkste Szene in seinen neuen Film: die Gewalt ist wunderbar balanciert zwischen Gewalttätigkeit und dem Hunger nach Freiheit, und der Rest des Films fließt im Sog dieser Mischung. Die Männer werden getäuscht und landen an der Küste von Conneticut, und auch die Zuschauer erwartet ein Schock. Von hier an entwickelt sich der Film in ein Seminar für Eigentumsrecht: wem und wohin gehören die Angeklagten? Ein junger Anwalt kämpft für ihre Sache, die bis zur höchten Instanz verhandelt wird, wo der Rebellenführer (Djimon Hounsou) von dem ehemaligen Präsidenten John Quincy Adams (Anthony Hopkins) verteidigt wird. Hounsou hat eine bedrohlich, intensive Präsenz - viel mehr als der effekthaschende Hopkins - aber auch Spielberg stößt bei all seinem Können an seine Grenzen, wenn er gegen die Bürde des doppelten courtroom dramas inszenieren muß, und so gibt es in diesem wortreichen und noblem Film immer weniger visuelle Überraschungen.“(The New Yorker) City, Ufa-Stern, Wall-& Ziegelhofkinos (Ol)

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“- O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi

Oblomow trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und den gebrochen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von Los Angeles“: der ewige Hippie läuft ewig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine höchst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms von den Regisseuren mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. Als ihre „Version einer Raymond-Chandler-Story für die 90er“verstehen Joel & Ethan Coen den Film, und sie arbeiten dafür nach der gleichen Methode wie Robert Altman in dessen Chandler Adaption „The Long Goodbye“. Die beiden Filmtitel ähneln sich wohl nicht nur zufällig. Wie Altman gehen die Coens von ihren Erfahrungen im heutigen Los Angeles aus, und stopfen den Film mit all den absurden Geschöpfen voll, die keine Stadt so bevölkern wie diese. Drei davon sind aus Deutschland und sehen aus wie ein Sampling aus Skinheads, Avandgardekünstler und Lederfetischisten. Und diese dummdreisten Teutonen unterhalten sich, bevor sie ihr dressiertes Kampf-Frettchen auf den armen Jeff Bridges hetzten, darüber, wie gemütlich es doch einst in BREMEN war. Mehr internationalen Kinoruhm wird unsere Stadt wohl kaum erringen. (hip) Schauburg

Black Skin, White Mask Großbritannien 1995, R: Isaac Julien / Originalfassung ohne Untertitel

„Frantz Fanon war einer der bekanntesten schwarzen Intellektuellen im 20. Jahrhundert. Seine Bücher, vor allem „Black Skin, White Mask“und „Die Verdammten dieser Erde“analysieren die Auswirkungen des Kolonialismus sowohl auf die Schwarzen als auch die Weißen. Der Film kombiniert Archivaufnahmen mit gespielten Szenen und Aussagen von Menschen, die Fanon gut gekannt haben.“(Flyer Afrika Filmtage) Kino 46

Das Boot – Director's Cut Deutschland 1981/97, R: Wolfgang Petersen, D: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Klaus Wennemann

„Der ulitimative U-Boot-Thriller ist jetzt noch ultimativer“schrieb der „Boston Globe“. Zunächst einmal ist er noch länger. Aus nur in der TV-Fassung genutztem Material streckte Petersen die Kinofassung auf dreieinhalb Stunden, um die Charaktere noch besser herauszuarbeiten. Eine Tauchfahrt des Grauens - noch spannender, noch bedrohlicher.“(P. Ludewig) Europa

C

Der Campus Deutschland 1997, R: Sönke Wortmann, D: Heiner Lauterbach, Axel Milberg, Barbara Rudnik

„Professor Dietrich Schwanitz wird zufrieden sein. Seinen Roman über die verkommenen Zustände an deutschen Universitäten – statt Lehre, Bildung und Wissenschaft herrschen Karrieregeilheit und Radikal-Feminismus – verfilmte Sönke Wortmann recht brav und bieder, wie einen bunten Werbeclip für den Studentennachwuchs – ganz im Sinne des Buchs.“(Der Spiegel) UFA-Stern, UT-Kino, Casablanca (Ol)

Clando Kamerun 1996, R: Jean-Marie Teno / Originalfassung mit englischen Untertiteln

Ein illegaler Taxifahrer bekommt in Kamerun den Job, Gebrauchtwagen aus Deutschland einzuführen. In Köln kommt er in Schwierigkeiten, trifft Irene, die in einer Flüchtlingshilforganisation arbeitet, verliebt sich in sie und überlegt, ob er trotzdem in seine Heimat zurückkehren soll. Kino 46

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) Schauburg, City, Casablanca (Ol)

Cop Land USA 1997, R: James Mangold, D: Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel

Mangold hat eher unspektakulär und in der US-Tradition der Schauspielerfilme inszeniert. Und zu aller Überraschung gelingt es Stallone, seinen Anti-Helden so intensiv und uneitel zu spielen, daß er Harvey Keitel und Robert De Niro nicht nur eine, sondern alle Szenen stielt. Dazu hat er sich, wie einst De Niro in „Raging Bull“, eine beachtliche Wampe angefressen, sodaß „Cop Land“inzwischen unter dem inoffiziellen Titel „Fat Man Walking“läuft. (hip) Atelier

D

Denn zum küssen sind sie da USA 1997, R: Gary Fleder, D: Morgan Freeman, Ahley Judd

„Der Casanova dieses Films ist kein unbeschwerter Charmeur, sondern ein skrupelloser Killer, der sich in einem unterirdischen, mittelalterlich anmutenden Verließ einen Harem junger, schöner, intelligenter und starker Frauen hält. Liebe ist für ihn grausame Erziehung und tödliche Inbesitznahme. Im Gegensatz zu dem düsteren Thriller „Sieben“vermeidet Gary Fleder drastische Bilder der Grausamkeiten. Fast ein wenig altmodisch läßt das diesen Film erscheinen, der fernab der modernen Metropolen, in der sterilen Idylle einer provinziellen Universitätsanlage spielt. Und die Stimmung im Wald, in den alle Wege hier zu führen scheinen, spielt nur ganz dezent auf die uralten Kinderängste von dem bösen schwarzen Mann an.“(epd-Film) City, UT-Kino

Donka Belgien 1996, R: Thierry Michel / Originalversion mit eingesprochenem deutschen Text

„Der Alltag im größten öffentlichen Krankenhaus Donka in Guinea. Sechs Wochen lang folgte Thierry Michel den Kranken und ihren Familien, den Ärzten und Krankenschwestern. Die Portraits bewegen sich zwischen Tragödie und Hoffnung, sie sind eine Chronik des Lebens, in der jeder versucht, durchzukommen – egal, was es kostet.“(Flyer Afrika Filmtage) Kino 46

E

Eine Couch in New York Frankreich/Deutschland/Belgien 1996, R: Chantal Akerman, D: Juliette Binoche, William Hurt

„Hat alles, was eine romantische Komödie benötigt: ein Mann und eine Frau, die zueinander nicht passen, zwei Stars in den Hauptrollen, dazu ein Wohnungstausch, ein neurotischer Hund und weitere Komplikationen, die das ungleiche Paar zunächst in kuriose Situationen und schließlich einander in die Arme treiben. Leider ist die Regisseurin zwar eine Meisterin des Stillebens, aber keine Geschichtenerzählerin. Akermans Vorliebe für Arrangements verhindert das für eine Komödie unabdingbare Tempo, weshalb Komik und Romantik bloße Behauptung bleiben.“(tip) Gondel

Eine Tür zum Himmel Marokko 1988, R: Farida Ben Lyazid

„Nadia, die in Frankreich lebt, kehrt zurück nach Marokko an das Todesbett ihres Vaters. Sie trifft auf volkstümliche, religiöse Traditionen, welche ihr anfangs fremd erscheinen, durch die sie jedoch einen neuen Lebensweg für sich selbst entdeckt. Damit öffnet sich der Protagonistin eine „Tür“, die vor dem Hintergrund der aktuellen islamischen Entwicklung wie eine Mischung aus Wunsch und Wirklichkeit erscheint. Vielleicht aber auch als Provokation wirkt.“(Presse-Info) Schauburg

Ein Fall für die Inselkinder Frankreich 1992, R: Jerome Foulon, D: Brigitte Fossey, Jean Marais

Französische Version von den Abenteuern der „Fünf Freunde“: Auf der kleinen Insel Kervolen untersuchen die Kinder den mysteriösen Tod der alten Martha. Dabei finden sie nebenbei noch einen verschollen geglaubten Strandräuber und einen alten Nazischatz. Gondel

Et la lumiere fut (Und es ward Licht) Italien/Frankreich 1989, R: Otar Iosseliani / Originalfassung mit Untertiteln

Der Georgier Otar Iosseliani erträumt sich für jeden seiner Filme eine ganz neue Welt. In „Die Günstlinge des Mondes“war es ein philosophisch-ironisches Paris der Diebe und Huren; und für „Et la lumiere fut“hat er gleich eine eigene Anthropologie erfunden. Das Afrika diese Films ist ein Märchenland, aber die erzählten Gleichnisse sind neben aller Schönheit und Idylle auch scharfsinnige Kommentare. Sie zeigen, wie eine sanftmütige Kultur von der Welt der bunten Bilder und weggeworfenen Autorreifen vernichtet wird. Iosseliani inszeniert das alles in poetisch, anmutigen Bildern, aber mit einer nachdenklichen Distanz. (hip) Kino 46

F

Frantz Fanon: Black Skin, White Mask Großbritannien 1995, R: Isaac Julien / Originalfassung ohne Untertitel

„Frantz Fanon war einer der bekanntesten schwarzen Intellektuellen im 20. Jahrhundert. Seine Bücher, vor allem „Black Skin, White Mask“und „Die Verdammten dieser Erde“analysieren die Auswirkungen des Kolonialismus sowohl auf die Schwarzen als auch die Weißen. Der Film kombiniert Archivaufnahmen mit gespielten Szenen und Aussagen von Menschen, die Fanon gut gekannt haben. (Flyer Afrika Filmtage) Kino 46

Free Willy 3 USA 1997, R: Sam Pillbury, D: Jason James Richter, August Schellenberg

„Mittlerweile zum drittenmal ist Riesensäuger Willy der beste Freund des Menschen. Keine Freunde machen sich hingegen all die Kids, die ihre Eltern dafür mit ins Kino schleppen.“(TV-Spielfilm) UT-Kino

From Pole to Pole – Part I Großbritannien 1996 / Originalfassung ohne Untertitel

Documentary about the journey of Michael Palin, TV-traveller and former member of „Monty Pythons flying circus“, across the globe from pole to pole. Kultursaal der Angestelltenkammer

G

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Stern

George – der aus dem Dschungel kam USA 1997, R: Sam Weisman, D: Brendan Fraser, Leslie Mann, Richard Roundtree

„Auf wenig Anspruch, aber viel Albernheit setzt Regisseur Sam Weismann in seiner Klamotte, die auf der Cartoonserie „George of the Jungle“basiert, die in den 60er Jahren Tarzan zum Depp machte. Die Story ist dabei schnuppe: Was zählt, ist Situationskomik, und vor der gibt es viel.“(Bremer) UT-Kinocenter, UFA-Stern, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

G. I. Jane USA 19997, R: Ridley Scott, D: Memi Moore, Viggo Mortensen / Originalfassung ohne Untertitel

Zur Originalfassung auch der Originaltitel von „Die Akte Jane“. Kurzverriß siehe dort. UFA-Palast

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht. Doch ein Gus van Sant kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“(Bremer) Schauburg, Casablanca (Ol)

Grosse Erwartungen USA 1998, R: Alfonso Cuaron, D: Ethan Hawke, Gwyneth Paltrow, Robert de Niro

„Mäßigen Sie bitte ihre Erwartungn wenn sie sich viele Hoffnungen auf diesen Film gemacht ahben. Als erstes vergessen sie besser ganz schnell Charles Dickens. Denken sie gar nicht an den Autor aus dem 19. Jahrhundert, auf dessen Roman „Great Expectations“ja immerhin basiert. Er mag eine leichte Ähnlichkeit mit seine literarischen Quelle habe, ist aber so für die MTV-Nation modernisiert (vielleicht ist gesampled das richtige Wort), daß man das Drama auf eine ganz andere Weise erlebt. Schicksale entfalten sich in einer Art von Musik-Video-Kurzschrift, ganze Leben flattern vorbei in einer Melange aus schönen Bildern und sinnlicher Musik. Es ist kaum etwas wirklich Falsches bei all dem, aber auch nichts Richtiges. Der Film sitzt nur da, wie ein Werbespot von Nike.“(International Herald Tribune) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

H

Hercules USA 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß.“(Christopher Tookey) UT-Kinocenter

Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viele zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt.“(Christopher Tookey) Ufa-Stern

I

Im Auftrag des Teufels USA 1997, R: Taylor Hackford, D: Keanu Reeves, Al Pacino

„Wie ehedem Tom Cruise als Anwalt in „Die Firma“bekommt der junge Strafverteidiger Keanu Reeves ein Angebot, das er kaum ausschlagen kann. Der charismatische Al Pacino lockt ihn in seine New Yorker Kanzlei. Doch dieser scheint mit dem Teufel im Bunde zu sein. Regisseur Hackford und Drehbuchautor Tony Gilroy haben tief in den Fundus der Kulturgeschichte gegriffen, um ein Bild von der Faszination des Bösen in unsere heutigen Welt zu schaffen - Goethes „Faust“, „Rosemaries Baby“, sogar Darth Vader läßt sich entziffern. Großartige Bilder und Darsteller, inklusive eines völlig entfesselten Al Pacino, unterstützen eine Story, die den Zuschauer auf geradezu teuflisch geniale Weise an der Nase herumführt.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern

In & Out USA 1997, R: Frank Oz, D: Kevin Kline, Tom Selleck, Joan Cussack, Matt Dillon

"Der propere Gymnasiallehrer Howard (Kevin Kline) sitzt eines Abends mit seiner Dauerverlobten Emily (wunderbar: Joan Cussack) vor dem Fernseher und muß erleben, wie ein ehemaliger Schüler den Oscar erhält - und Howard öffentlich als Vorbild-Homo preist. Den überrascht das selbst am allermeisten. Daß er schwul ist, davon will er partout nichts wissen. Den Wirbel, der nach der Offenbarung ausbricht, spickt der Film reichlich mit Gags, Seufzern und Seelenbalsam: ein schmissige Fabel über Homos und Heteros, Kleinstadtklatsch und unwiderstehliche Disko-Rhythmen. „In & Out“ist Frank Capra in Rosarot.“(Der Spiegel) UFA-Palast, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Jose – Retter des Regenwaldes Deutschland/Costa Rica 1991, R: Karl Schedereit, D: Herbert Trujillo

Kinderfilm über den 13 Jahre alten Jose, der in einem Dorf in Costa Rica lebt und sieht, wie die Holzfäller mit riesigen Maschinen den Regenwald abholzen. Nach einem Umzug in die Stadt träumt er davon, später einmal in den Wald zurückzukehren, und dort gegen die Zerstörung der Natur zu kämpfen. (hip) Atlantis

K

Kini & Adams Burkina Fao 1997, R: Idriss Oudraogo / Originalfassung ohne Untertitel

In einem Niemandsland irgendwo in Südafrika, wo die Bauern ums Überleben kämpfen, leben die Freunde Kini und Adams. Sie träumen davon, in der Großstadt das große Geschäft zu machen und reparieren ein altes Auto. Aber Kinis Frau zwingt die beiden, die Pläne aufzugeben - genau in dem Augenblick, als eine Straße in der Region gebaut werden soll.“(Flyer Afrika Filmtage) Kino 46

Kudun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western, mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkaration des Buddhas ist. Dann wird der Film zu einer Geschichte der spirituellen Erziehung und zuletzt – als die Invasionskräfte von Mao angreifen und der 24jährige Dalai Lama entscheiden muß, ob er bleiben, um in den sicheren Tod zu gehen, oder nach Indien fliehen soll – wird das Thema des politischen Gewissens zu seinem Mittelpunkt. Der Film ist viel zu lang, und die Zuschauer könnten leicht durch den oft wechselnden Grundton frustriert werden. Aber andererseits ist solch ein wechselnder Ton auch genau passend für eine Religion, die den großen Gefühlen die heitere Kontemplation vorzieht.“(The New Yorker) Gondel

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James Ellroy Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß ausähe, würde man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“(epd-film) Schauburg

Lebe lieber ungewöhnlich Großbritannien 1997, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Cameron Diaz, Holly Hunter

„Es gibt einige Momente in „Lebe lieber ungewöhnlich“, bei denen es möglich wird, die sexy, surrealistische Komödie zu erkennen, die Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor John Hodge wohl gerne gemacht hätten. Aber mit schlechtem timing, unzusammenhängend und uneben, ist dieser so ambitionierte Film nur faszinierend im Umfang seines Scheiterns. Mit dem Abschied von den makaberen Späßen ihrer ersten beiden Filme „Kleine Morde unter Freunden“und „Trainspotting“versuchten die beiden, ihren modischen, subversiven Pop-Stil in ein neues Genre zu verpflanzen: die Screwball-Romanze als Comic. Durch Klassenschranken und Temperament getrennt, sind Ewan McGregor's Pförtner und Cameron Diaz's reiches Mädchen eine Rückkehr zu Gable und Colbert, aber während Capras Paar von Witz und dem Schwung gieriger Leidenschaft zischt, wirken McGregor und Diaz wie ein Paar naßgewordene Knallfrösche. Aber die fundamentaleren Probleme liegen im schwachen Drehbuch. Während die Komödien der 30er Jahre Sex in brilliante Hänseleien sublimierten, poltern die Dialoge von Hodge schwerfällig herum, um dann mit schwachen Gags über Menschen niederzukommen, denen die Partner mit ihren Aerobic-Trainern durchbrennen.“(Sight and Sound) Schauburg, Ufa-Stern, Casablanca (Ol)

M

Macadam Tribu Zaire 1996, R: Jose Laplaine / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Die beiden Brüder Mike und Kapa leben in den Bars und Boxclubs einer lebensfrohen afrikanischen Metropole. Papa Sandu besitzt eine Kneipe. Dort werden die Ereignisse der „zwei Welten“besprochen: jene der Straße und jene des Fernsehens. „Macadam Tribu“ist eine Porträtgalerie von Menschen, die in einer afrikanischen Großstadt wie Kinshasa, Ougadougou oder Bamako leben.“(Flyer der Afrika Filmtage) Kino 46

Mimic USA 1997, R: Guillermo Del Toro, D: Mira Sorvino, Jeremy Northam

„Mira Sorvino wird im Kampf gegen mannshohe Superkakerlaken in New Yorker U-Bahnschächten ausgiebig mit Käfersekreten besudelt. Genreliebhaber werden die amtlichen Live-Action und computeranimierten Monsterkäfer zu schätzen wissen. Ein etwas vorhersehbares, aber sympathisches B-Movie des Mexikaners Guillermo del Toro.“(tip) UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol)

Mitternacht im Garten von Gut und Böse USA 1997, R: Clint Eastwood, D: Kevon Spacey, John Cussack, Alison Eastwood

„Savannah, Georgie: Der Journalist John Kelso soll eine Reportage über den Lebemann Jim Williams machen. Nach dem Tod seines jungen Liebhabers gerät Williams unter Mordverdacht. Kelso, der ihm helfen will, lernt bei seinen Recherchen u.a. die schöne Mandy (Eastwoods Tochter Alison) kennen. Ähnlich wie Kelso wird auch der Zuschauer ganz allmählich in eine seltsame Welt gezogen. Faszinierend ist hier gar nicht mal die Story, sondern die Art, wie sie erzählt wird. Clint Eastwood nimmt sich sehr viel Zeit, um sich allerdings nach und nach in seinen weitschweifigen Erzählsträngen zu verheddern. Trotzdem ist dieser Südstaatenkrimi ein Festmal für alle, die elegantes Erzählkino mit großartigen Darstellern zu schätzen wissen.“(TV-Spielfilm) City

Mossane Senegal/Frankreich/Deutschland 1996, R: Safi Faye /Originalfassung mit Untertiteln

Der Film läßt sich viel Zeit, um in Stimmungsbildern die Geschichte von der unglücklichen Liebe des Mädchens Mossane zu erzählen. Dieser rät der Heiler des Ortes dazu, einen reichen, in Frankreich lebendenen Emigranten zu heiraten, von dem Mossane nur eine Photographie kennt. Sie aber liebt einen armen Studenten. Kino 46

Die Musterknaben Deutschland 1997, R: Ralf Huettner, D: Jürgen Tarrach, Oliver Korittke

„Docker träumt davon, nächstes Jahr günstig den Dienstwagen, einen Ford Mondeo, zu übernehmen; Dretzke fährt Moped und ist ausgewiesener Schumi-Fan. Zusammen sind sie die „Musterknaben“, ein ebenso eingespieltes wie un-ambitioniertes Kriminalistenduo aus Köln-Porz. Als die arroganten Kollegen vom LKA Düsseldorf in einer großen Drogensache um Amtshilfe bitten, schliddern Docker und Dretzke in den brisantesten Fall ihrer Karriere. Schräg fotografiert, untermalt mit deutschem HipHop und fulminant gespielt, ist dies wohl der coolste Krimi des Jahres.“(tip) UT-Kinocenter

P

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith

„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd...“Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Obwohl: eine moderne Zeichentrickversion „unsere“Pippi? Da halten wir's doch lieber mit dem „Highlander“: Es kann nur eine(n) geben!“(TV-Spiefilm) City, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

S

Der Schakal USA 1997, R: Michael Caton-Jones, D: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier

„Der „Schakal“agiert so verborgen, daß sogar das FBI lange zweifelt, ob der Auftragskiller nicht nur ein Mythos ist. Doch als er für 70 Millionen Dollar die First Lady der USA ins Visier nimmt, müssen die Behörden handeln. Ha! 70 Millionen Dollar? Lächerlich! Doch die Summe verliert rasch an Dimension angesichts des üblichen Budgets für einen durchschnittlichen Actionfilm mit A-Stars. In diesem Fall freilich wäre das Geld fast überall anders besser investiert gewesen. Riesige logische Löcher, ein Bruce Willis weit unter seinem Niveau.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Schindlers Liste USA 1993, R: Steven Spielberg, D: Liam Neeson, Ben Kingsley

„Schindlers Liste, schrieb der Kritiker des New Yorker, sei „bei weitem der beste dramatische Film, der je über den Holocaust gemacht wurde.“Der Film erreicht sein für sein Sujet das, was innerhalb der formalen Logik des amerikanischen Erzählkinos überhaupt möglich ist. Und es spricht für Spielberg, daß er die Zweifel an den überkommenen, automatisierten Mustern in den Film selbst hinein trägt. Hollywood hat sich nicht ganz abschüttlen lassen. Doch in den visuellen Details orientiert sich die Inszenierung an Traditionen, wie sie das europäische Kino entwickelt hat.“(epd film) Filmstudio

Das Schulgespenst DDR 1986, R: Rolf Losansky, D: Nicole Lichtenberg, Ricardo Roth

„Ein zehnjähriges, zu Hause und in dr Schule widerborstiges Mädchen tauscht mit einem von ihm „befreiten“Schulgespenst die Gestalt und entwickelt sich fortan zu einer angepaßten Musterschülerin. Schließlich kann es mit Hilfe sines Freundes das Gespenst überlisten und wird wieder das „alte“Kind von einst. Sympathischer Kinderfilm, der sich ganz auf die Alltagsituationen und Fanasien junger Zuschauer einläßt und diese zu einer humorigen und trickreichen Geschichte verbindet, in der die Erwachsenen, trotz ihrer Schwächen, nie denunziert werden.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Die Schwächen der Frauen Lux/Bel/F/Ch/P/Sp 1997, R: Luis Galvao Teles, D: Carmen Maura, Miou-Miou, Guesch Patti

„Was sind die geheimen Wünsche einer Frau von 40?“recherchiert in dem Film des Portugiesen Luis Galvao Teles die Fernsehjounralistin Linda Lapa (Carmen Maura), und die Antworten, die sie von ihren Freundinnen erhält, sind keine großen Überraschungen. „Cherchez le homme“ist das Grundthema dieses Episodenfilms, in dem fünf Filmstars aus vier verschiedenen Ländern in einer Art Reigen zu sehen sind. Mit Carmen Maura, Miou-Miou, Marisa Berenson und Marthe Keller hat der Film gleich vier Stars, die jede für sich einen Film hätte tragen können. Und auch die Popsängerin Guesch Patti („Etienne“) wirkt bei ihrem Leinwanddebüt sehr souverän und attraktiv. Dafür, daß das Drehbuch offensichtlich auf dem Reißbrett entstand, funktioniert er erstaunlich gut. Teles hat für die leichtfüßige Liebeskomödie den passend eleganten Stil, und das romantische Lissabon beweist hier einmal mehr, daß es neben Venedig die schönste Filmstadt Europas ist. (hip) Gondel, Cinema

Sieben Monde Deutschland 1998, R: Peter Fratzscher, D: Jan Josef Liefers, Katharina Zapatka

„Stringent und spannend kommt die Story einer vermeintlichen Wehrwolfjagd daher. Aus der für deutsche Verhältnisse extrem originellen Geschichte machte Peter Fratzscher ein unterhaltsames Kinoerlebnis, das in fast allen handwerklichen Bereichen überzeugt (nur der für die Blutflecken zuständige Ausstatter hat seinen Beruf verfehlt). Viel zu selten legen deutsche Filme soviel Wert auf Wirkung. Viel zu selten liegt ihnen aber auch einfach eine richtig gute Idee zugrunde, die das wert ist.“(Blickpunkt: Film) City

Silvester Countdown Deutschland 1997, R: Oskar Roehler, D: Rolf Peter Kahl, Marie Zielke, Christoph Schlingensief

„Ein kurzer Film über die Liebe. Eine Geschichte von zwei jungen Leuten aus Berlin namens Romeo und Julia. Keine Beziehungskiste, aber auch keine romantische Love-Story. Vielmehr ein Spiel, das jederzeit in bitteren Ersnt umschlagen könnte. Ein einfacher Film, und doch kompliziert – wie die Liebe selbst. Oscar Roehler und seinen hervorragenden Akteuren Rolf Peter Kahl und Marie Zielke ist ein kleines Kunststück gelungen.“(epd-film) Filmstudio

Sirga, die Löwin Frankreich 1996, R: Patrick Grandperret, D: Marthuin Sinze, Salif Keita

„Eine Geschichte zwischen Urwald und Märchen: im afrikanischen Busch werden gleichzeitig ein Löwen- und ein Menschenbaby geboren; es dauert nicht lange, und ihre Wege kreuzen sich. Bilder der afrikanischen Steppe und des dichten Urwaldes, die Lebensgewohnheiten des Stammes, zeigen uns ein fremdes Land und entführen in eine fremde Kultur. Die Kamera ist ganz nah dabei, da ist nichts getrickst oder einstudiert.“(epd-film) Kino 46

Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William hurt, Harvey Keitel

„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit dieses Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken. Gegen Schluß des Films mußte ich öfter daran denken, daß „Smoke“eigentlich die ideale Geschichte für Wim Wenders wäre. Aber die Figuren von „Smoke“haben eine dramaturgische Dichte, die Wenders Figuren selten erreichen, und vor allem haben sie eine selbtverständliche Kraft, dem Bann der Selbstbetrauerung zu entkommen.“(epd-film) Atelier

Spice World – der Film Großbritannien 1997, R: Bob Spiers, D: Spice Girls, Richard E. Grant

„Nur schmeckt die vorgeblich scharfe Girl Power so fade wie abgestandene Kartoffelchips: Mehr ein Blondinenwitz im Fünferpack als Revolution in Barbie-World.“(taz) UFA-Palast

Starship Troopers USA 1997, R: Paul Verhoeven, D: Casper Van Dien, Dina Meyer

„Wer unvorbereitet in diesen Film geht, wird, ziemlich verstört, ein Meisterwerk faschistischer Lichtspielkunst entdecken. Er wird dasitzen und sagen: „Das kann doch nicht - darf doch nicht - ernst gemeint sein.“Verhoeven nahm sich Propagandafilme des zweiten Weltkriegs zum Vorbild und übersetzte stur deren simpel gesticktes Rollenbild. Das Ergebnis, dachte er wohl, müsse zwangsweise groteske Überzeichnung sein, Satire eben, Karikatur. „Starship Troopers“ist eine düstere Zukunftsvision, perfide getarnt durch leuchtend helle Farben. Eine wunderbare Klamotte für aufgeklärte Zuseher. Und hier beginnt das Dilemma. Denn was Kino ist, entscheidet nicht nur die Intention derer, die es gemacht haben. Einigen wird Verhoevens Opus - unfreiwillig - den Eindruck vermitteln, daß Faschismus light okay sein kann. Und das kann nicht okay sein.“(Der Spiegel) City, UT-Kinocenter, Passage (Del)

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story.“(epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

U

Der Unfisch Österreich 1996, R: Robert Dornhelm, D: Maria Schrader, Andreas Lust

„Ein Blauwal reist auf einem gelben Lastwagen durch die Alpen. Dazu erschallt aus Pauken, Trompeten und einer Tuba „La Paloma“. Der Fahrer stirbt, der Wal kommt zum Stehen auf dem Marktplatz eines östereichischen Dorfes, wo die Gänse seelenruhig ihre Kreise ziehen. „Der Unfisch“spielt Ende der 50er Jahre, vielleicht Anfang der 60er Jahre. Wann genau, ist aber auch egal, denn hier haben wir es mit einem Märchen zu tun. Im Off erzählt eine freundlich-ironische Stimme, und noch die unerklärlichsten Dinge erscheinen plötzlich logisch. Vielleicht ist es eine Parabel auf das Wirtschaftswunder, vielleicht soll die Unterdrückung der Frau angeklagt oder einfach gesagt werden, daß Heteros doof sind. Aber „Der Unfisch“funktioniert auch ohne das. Er zieht einen in seine Welt, weil die von unserer gar nicht weit entfernt ist. Man sitzt da, und erwischt sich beim permanenten Grinsen. Wer sich gewünscht hat, daß ein deutschsprachiger Film auch einfach schön sein kann, ganz ohne Stadtgespräche und teure Klamotten, der hat seinen Wunsch erfüllt bekommen. Nur Maria Schrader sieht immerzu aus, als hätte sie irgendwas in den Backen.“(taz) Atlantis

W

Wieder allein zu Haus USA 1997, R: Raja Gosnell, D: Alex D. Linz, Olek Krupa, Rya Kihlstedt

„Nicht mehr der originale Kevin, sondern der Frechdachs Alex ist diesmal allein zu Haus. Und gleich vier Gegner sehen sich seinen ausgefuchsten Attacken mit Murmeln, Spielzeugrobotern und Leim ausgesetzt. Beinahe spürt man gar Mitleid mit den internationalen Top-Gangstern, die trotz ihrer High-Tech-Ausrüstung noch mehr Verbrennungen und Erfrierungen, Schrammen und Beulen einstecken müssen als ihre Vorgänger.“(tip) Schauburg

Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle

Die Botschaft ist dem Regisseur das Wichtigste. Das Medium hat für ihn nur sekundäre Bedeutung, und so führt er betont kunstlos in die Konzeption der tibetanischen Medizin ein. Für monumentale Berge oder pittoreske Details hat er kaum einen Blick oder Kameraschwenk übrig. Er zeigt statt dessen lieber, wie der Arzt eine tibetanische Nonne behandelt, die von den chinesischen Machthabern verfolgt wurde, und dieser hat Tränen in den Augen, wenn er merkt, wie wenig er hier noch zu heilen vermag. Gerade weil Reichle so präzise und ohne jegliche Schwärmerei erzählt, bleiben solche Szenen des Films noch lange im Gedächtnis. (hip) Cinema

Z

2 Frauen, 2 Männer – 4 Probleme Deutschland 1997, R: Vivian Naefe, D: Aglaia Szyskkowitz, Heino Ferch

„Wie sieht eine gut funktionierende Yuppie-Ehe aus? Genau: Klingelt der Wecker, sitzen der Staranwalt und die Bankerin schon kerzengrad im Bett, tippen in ihren Laptop oder hantieren mit dem Handy, mit dem sie sich auch von verschiedenen Zimmern aus „Guten Morgen“sagen. „2 Frauen, 2 Männer – 4 Probleme“beweist endgültig, daß sich das Boulevardtheater die deutsche Komödie erobert hat. Selten zuvor war ein Film der neunziger so nah an den Klamotten der fünfziger Jahre.“(epd-film) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)