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Vertragsfreier Raum

■ Gegen Lohndumping bei Sozialarbeit

Es mutet schon etwas merkwürdig an, wenn sich ein Betriebsrat rundweg gegen alle Neueinstellungen in seinem Betrieb ausspricht. Zumal, wenn dringend eine Erzieherin für eine Kindertagesstätte gesucht wird oder eine betreute Jugend-WG schleunigst einen Sozialarbeiter braucht. Doch bei den Einrichtungen des Internationalen Bundes für Sozialarbeit (IB) wird dies seit Anfang des Jahres praktiziert. „Wir haben bisher bei allen neun Neueinstellungen unsere Zustimmung verweigert“, so Klaus Stürmann, Betriebsratsvorsitzender beim IB-Hamburg.

Die rund 150 Beschäftigten in den Hamburger Einrichtungen des IB können ihrer Vertretung dieses Vorgehen nicht verübeln. Etwa 40 von ihnen protestierten gestern früh lautstark vor dem Berufsbildungszentrum des IB in der Gluckstraße gegen ihren Arbeitgeber. Der Grund: Seit Anfang des Jahres zahlt der IB neuen Beschäftigten nur noch Gehälter, die bis zu 40 Prozent unter dem bisher mit der Gewerkschaft ÖTV ausgehandelten Tarifniveau liegen. Zulagen für Sonntags-, Nacht- oder Schichtarbeit fallen ganz weg.

Möglich wurde dies dadurch, daß der IB, der bundesweit als Träger mehr als 800 Einrichtungen der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit betreibt, im vergangenen Jahr den Manteltarifvertrag für seine insgesamt rund 13.000 MitarbeiterInnen kündigte. Dieser legte Gehälter in Anlehnung an den Bundesangestelltentarif (BAT) fest. Verhandlungen mit der ÖTV über einen neuen Tarifvertrag führten bisher zu keinem Ergebnis.

„Mit dieser Form des Lohndumpings“, davon ist Norbert Proske von der ÖTV Hamburg überzeugt, „versucht sich der IB zu Lasten seiner Mitarbeiter Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen sozialen Trägern zu verschaffen.“Daher will die Gewerkschaft weiterhin mit dem IB verhandeln. Denn setzt sich erst einmal durch, daß soziale Träger aus Manteltarifverträgen aussteigen, so befürchtet Proske, „dann führt das zu einer Abwärtsspirale der Arbeits- und Entlohnungsbedingungen für Sozialarbeiter – und zwar auch bei allen anderen vergleichbaren sozialen Trägern.“ Karin Flothmann

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