Ein miserabler Deal

Wem nützt es, wenn die Bundeswehr in der taz inseriert? Anzeigen sind ein Geschäft, ein Tausch: Die taz bekommt Geld dafür, weil die Bundeswehr glaubt, so ihr Image aufpolieren zu können. Und bei diesem Tausch verliert die taz. Unsere Existenz hängt keineswegs von diesen Anzeigen ab. Die Behauptung, daß die taz die Inserate als door opener braucht, um Annoncen für Waschmaschinen, Autos und Schokolade zu akquirieren, ist nicht mehr als eine Spekulation. Sicher ist hingegen, daß die taz-Abonnenten und -Genossenschaftler verlieren wird.

Wenn die taz diese Anzeigen druckt, droht ihr ein Imageverlust. Denn die taz gilt und versteht sich noch immer als alternative Zeitung. Doch Anzeigen von der Bundeswehr zu nehmen, wird in der Öffentlichkeit nicht als Zeichen souveränen Umgangs mit politischen Gegnern verstanden, sondern steht im Ruch platter Anbiederung. Und irgendwie gelingt es nicht, zu vermitteln, warum wir diese Anzeigen unbedingt veröffentlichen wollen.

Die Chefredaktion hat am 24.1. erklärt, daß sie prüfen wird, ob Anzeigegen die seit vielen Jahren gültigen taz-Richtlinien verstoßen: Kein Rassismus, Militarismus oder Sexismus. Nun will sie die Bundeswehranzeige drucken.

Diese Argumentation wirkt etwas sophistisch: Warum soll nur das (lautere) Anzeigenmotiv ausschlaggebend sein, nicht aber die (womöglich unlautere) Absicht des Inserenten? Mit solchen anscheinend wasserdichten Formeln tut man so, als könne man sich, mit den üblichen 70er-Jahre-Parolen bewaffnet – antisexistisch, antimilitaristisch etc. – in den unübersichtlichen Neunzigern häuslich einrichten. So mogelt man sich um das Problem herum: daß die Anzeigen als eine politische Aussage verstanden werden.

Die Bundeswehr könnte mit Recht behaupten, daß sie den taz-Anzeigen-Gesinnungs-TÜV durchlaufen hat. Ergebnis: bestanden. Von wegen militaristisch! So billig sind gelungene PR-Aktionen selten. Fazit: Diese Anzeigen sind ein miserabler Deal. Die taz kosten sie wahrscheinlich Geld, bestimmt Image. Das Recht, Anzeigen abzulehnen, die nicht ins Blatt passen, nimmt sich jede bürgerliche Zeitung. Die taz sollte das, ganz stinknormal, auch tun. Stefan Reinecke

Der Autor ist Meinungsredakteur