Blöde Männer, blöde Frauen

■ Altbackener Geschlechterkampf a la Sissi Perlinger im Pier 2

Laut Sissi Perlinger sind Männer Schweine. Nach dem Vögeln kleben sie ekelige Popel an den Nachttisch. Auf dem Klo lesen sie heimlich ekelige Pornos. Und wenn sie vorgeben, den Hund Gassi zu führen, besuchen sie in Wirklichkeit die ekelige Domina von nebenan oder hecken mit obskuren Sektenbrüdern ekelige Attentate aus.

Aber auch Frauen sind scheiße. Selbst im 100 und x-ten Jahr des Automobilzeitalters scheitern sie jämmerlich beim Versuch, ihren Kleinwagen schadlos einzuparken. Jenseits der 30 plärren sie kindergeil beim Anblick des Milupababys. Und statt einfach mal die Klappe zu halten, sabbeln sie nach jedem erfolgten Beischlaf die ganze Nacht auf den Liebhaber ein, um ihm zu erzählen, was er nicht alles hätte besser machen können.

Mann und Frau – zwei ziemlich öde Gestalten. Zusammen gar unerträglich. Und gerade deshalb die idealen StofflieferantInnen für Sissi Perlinger und ihre Show „Von Happy End zu Happy End“. Gemeinsam mit ihrem Partner Herrn Scheibe – „einem bekennenden Heterosexuellen“: Wenn's der Wahrheitsfindung dient ... – informierte sie das Publikum im Pier 2 über all die sattsam bekannten Abgründe, die sich auftun, wenn das Vaginalklima sich mal wieder in ein subtropisches Feuchtgebiet verwandelt hat und das Blut sich auf bis zu 50 cm Länge – witzelte Frau Perlinger! – hinterm Hosenstall staut.

Hemmungslos symphatisch tanzte und sang sich die Perlinger durch das dichte Schamhaargeflecht, während Herr Scheibe nicht nur auf seinem Scheibofon – der denkbar größten Instrumentenverdichtung auf zwei qm – eine gute Figur machte. Aber weder die hohe Pointenwurfdichte, die wiederholte Entblößung des Scheibeschen Astralkörpers bis auf die weiße Rippunterhose, noch Sissi Perlingers ausufernde Kostümwechsel oder ihr sehenswertes Dekolleté konnten den Eindruck zerstreuen, daß ihre neue Show altbacken wirkte. Anscheinend wiederholen sich die Probleme zwischen den Geschlechtern: ER guckt Fußball, SIE liest Brigitte, ER schraubt lieber an seinem Auto als an seiner Frau herum, während SIE Orgasmen simuliert und vom latino-vibrierenden Wahnsinn träumt. Seit Ewigkeiten das gleiche Lied. Und daß Frau Perlinger aus der Bauchhöhle einer großen Puppe heraus das Klagelied des Embryos erklingen lies, das um seine Abtreibung bat, weil es lieber später mal „aus einer anderen Möse kommen wollte“, wurde vom Publikum mit nicht mehr als freundlichem Applaus bedacht. Gute Zeiten, wo sowas ohne weiteres möglich ist. Komische Zeiten, wo sowas Hallen bis auf den letzten Platz füllt. zott