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Hoechst startet Gen-Tech-Produktion

■ In Frankfurt-Höchst produziert der Konzern Insulin aus genmanipulierten Coli-Bakterien. Arznei wird zunächst kaum billiger

Frankfurt/Main (taz) – Als „Signal für den Standort Deutschland“ bezeichnete Forschungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) die gestern in Frankfurt-Höchst eingeweihte „weltweit modernste Anlage“ zur gentechnischen Produktion von Humaninsulin von Hoechst Marion Roussel (HMR). 170 Millionen Mark hat die Entwicklung des Verfahrens und der Anlage gekostet und soll HMR allein in Deutschland 260 Millionen Mark Umsatz jährlich bescheren. Bis Ende 1998 will die Pharmatochter von Hoechst noch eine Anlage für Humaninsulin mit Langzeitwirkung fertigstellen.

Rund 120 Millionen Diabetiker auf der Welt würden jährlich fünf bis sechs Tonnen Insulin benötigen, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von HMR Deutschland, Heinz-Werner Meier. Die bisherige aufwendige Produktion von Humaninsulin auf der Basis von Schweine-Insulin aus der Bauchspeicheldrüse dieser Tiere habe Hoechst und HMR nur die Deckung des Bedarfs in Deutschland erlaubt. Jetzt produziert HMR sein Insulin in gewaltigen Glasröhren aus gentechnisch manipulierten Coli-Bakterien – und für den Weltmarkt, denn biotechnisch hergestelltes Insulin ist nahezu unbegrenzt verfügbar.

Dennoch haben die Patienten und die Kassen vorerst nichts davon: Das Gen-Insulin wird zunächst nicht wesentlich günstiger sein. Erst langfristig, so HMR- Sprecher Steffen Müller, könne es kostengünstiger angeboten werden. Zunächst möchte HMR die gewaltigen Investitionskosten wieder einspielen.

Die neue Produktionsmethode, sagt HMR-Geschäftsführer Meier, sei „rohstoff- und abfallärmer“ als herkömmliche Formen der Insulingewinnung. Genau das glauben Kritiker nicht. Die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Marina Steindor wirft HMR vor, mit der neuen Anlage „nackte DNA“ durch die Rohre über die betriebseigene Kläranlage in den Main zu leiten: Der Einbau des Erbgutes in andere Mikroorganismen sei abzusehen – „eine genetische Umweltverschmutzung“. Das Genehmigungsverfahren hat – aufgrund von Einsprüchen und Widerständen etwa der Bürgerinitiative Hoechster Schnüffler und Maagucker – rund 15 Jahre gedauert.

Für Steindor ist die Anlage deshalb ein „Symbol des Widerstandes gegen die Gentechnik“. Klaus-Peter Klingelschmitt

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