Dumdumdubidudumdumdubidi

■ Unterhaltung ist Unterhaltung: „Mr. President“– am Montag nachmittag auf Partnersuche und abends performend im Aladin

Es mag kaum vorstellbar sein, aber auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Burt Reynolds keinesfalls ein Kritikerliebling. Gelegentliche Verrisse tat er allerdings souverän ab: „Ich weiß nicht, wie jemand eine vierseitige Kritik zu ,Ein Schlitzohr räumt den Highway auf' schreiben kann. So lang war ja nicht mal das Drehbuch.“Ähnlich wie Reynolds entzieht sich das Bremer Pop-Projekt „Mr. President“der Kritik. Man kann nicht mal vernünftig darüber streiten, ob es sich um gut oder schlecht gemachte Gebrauchsmusik handelt. „Wenn es unterhält, ist es Unterhaltung!“lautet die Losung der MTV-Sendung „Hot“. Der Spruch könnte auch über den Garderobenspiegeln von „Mr. President“stehen.

Reißt einen der Radiowecker mit einem kräftigen „Jaja cocojumbo jaja hey – heyho!“aus dem Schlaf, vermittelt das Vertrautheit in einer Welt, die ansonsten mit Konstanten geizt. Zum nicht ignorierbaren Ohrwurmsound bieten die drei „Mr. President“-DarstellerInnen genügend Projektionsfläche für Schwärmereien in verschiedenen Ausführungen. Soll es die burschikose T-Seven, die aufreizende Lady Danii oder der lustige Lazy sein? Sexy und gut drauf sind sie alle, man kann mit ihnen engtanzen gehen, oder auch einfach nur mal quatschen. Daß die drei nur geringfügig etwas mit der Musik, die sie nach außen hin repräsentieren, zu tun haben, ist den Menschen egal. War es im Fall „Milli Vanilli“noch ein genickbrechender Skandal, daß Milli und Vanilli selbst nur zum Videodreh gebraucht wurden, entlockte die Enthüllung, T-Sevens und Lady Daniis Gesang sei ungefähr so authentisch wie ihre Namen, allenfalls ein gelangweiltes „Erzähl mir was Neues“-Gähnen. Die Fans kauften weiter die neuen CDs. Der hektischen Versicherung, die beiden jungen Damen würden durchaus ein bißchen selbst mitsingen, hätte es gar nicht bedurft.

Die Köpfe hinter „Mr. President“werden schon wissen, was sie an T, Danii und Lazy haben. Bei der Echo-Award-Verleihung hatten Jon Bon Jovi, Peter Maffay und MC Hausmarke die ganze Zeit in T-Sevens gewagten Ausschnitt gestarrt. Aber sie war clever: „Ich hatte mir die Brustwarzen überklebt!“Das Trio bekam einen Preis in der seltsamen Kategorie „Bester deutscher Act im Ausland“. Tatsächlich hatten „Mr. President“stets einen großen Bogen um ihre Heimat gemacht, zumindest was die Live-Präsenz anging. Bis Montag.

Am Montag abend führten „Mr. President“ihre Musik, ihre Kostüme, Tanzschritte und ein paar Zaubertricks im Aladin vor. T rapte zum ersten Mal in ihrem Leben, und Danii spielte das wohl furcht-erregendste Gitarrensolo, das jemals im Aladin erklungen ist. Das Publikum mußte mitmachen: Die Mädchen sangen „dumdumdubidudumdumdubidudei“, die Jungs „ohohohoho“, zwei Freiwillige, Sven und Nicole, machten sich auf der Bühne zum Affen. Nicole war supercool, ganz die erfahrene One-Night-Standerin. Nachdem sie im Bühnenbett einen Song lang von Lazy angesungen wurde, fragte sie nüchtern: „Verrätst du mir jetzt vielleicht mal deinen Namen?“Ihre Telefonnummer wollte sie ihm nicht geben, Frühstück schien auch keines drin.

Schade eigentlich, denn am Nachmittag waren „Mr. President“über Radio Bremen 4 live auf Sendung gegangen, um sich telefonisch verkuppeln zu lassen. Lady Danii erwischte einen Aladin-Gänger, der auf seinen Schnauzer stolz war. Sehr zum hörbaren Ekel der Kontaktsuchenden. T-Seven hatte nur scheinbar mehr Glück: Ihr Verehrer hatte zwar wenig Gesichtsbehaarung und viel Ahnung von „Mr. President“, entpuppte sich aber als Psychopath: „Ich weiß, wo du wohnst!“ Andreas Neuenkirchen