Die Bahn hat euch lieb

Hauptbahnhof Hamburg startet mit eigenem Beitrag in die deutsche Vorausscheidung zum Grand Prix der Pünktlichkeit  ■ Von Achim Fischer

„Hamburg, dreiundneunzig Punkte. Hamburg, ninety-three points. Hambourg, quatrevingttreize points“, könnte es bald im Hauptbahnhof erschallen. Die Deutsche Bahn AG (DB) bittet zur deutschen Ausscheidung für den Grand Prix der Pünktlichkeit. Und Hamburg startet mit einem eigenen Beitrag.

Hermann Gause trat gestern für die Bahner an der Elbe an. Das Motto des DB-Chefs für Hamburg und Schleswig-Holstein: „Pünktlich wie die Eisenbahn – der Spruch soll wieder etwas gelten“. Sprach's und griff zum Edding, um eine Anzeigentafel auf dem Südsteg des Hauptbahnhofes in Betrieb zu nehmen, mit den „Pünktlichkeitsangaben für den 17.03.98“. Die Wertungen für Hamburg: 93,2 Prozent der Fernverkehrszüge waren am Dienstag nach DB-Definition pünktlich, dazu 96 Prozent der Nahverkehrs- und 98,6 Prozent der S-Bahnen.

Täglich will die DB damit nun die Trefferquote des Vortages dokumentieren. Samt Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt. Noch liegt Hamburg leicht zurück. Bislang zeigen vor allem Fern- und Nahverkehr noch Schwächen in der ersten Bahnliga. Dafür rollt die S-Bahn. Mit knappen 0,6 Pünktlichkeitspunkten überholt Hamburg andere Metropolregionen in dieser Sonderwertung.

S-Klasse-geschädigten Pendlern aus Wedel, Pinneberg und Bergedorf seien zwei mögliche Erklärungen geboten: Die Hamburger S-Klasse fährt außer Konkurrenz. Oder Frankfurt, Berlin und München haben exzessiver als Hamburg beim Pannen-Konsortium eingekauft.

„Wir wollen den Reisenden zeigen, daß wir das Thema Pünktlichkeit sehr ernst nehmen“, erläuterte Gause gestern Hamburgs Beitrag. Schneller werden die Züge durch die Tafel neben dem Service-Point zwar nicht. Aber vielleicht lassen sich indirekt Punkte machen. Die Veröffentlichung der Ergebnisse diene auch der Motivation der Bahn-Mitarbeiter, so Gause. „Pünktlichkeit ist eine zusammengesetzte Leistung. Daran sind viele Menschen beteiligt.“Gleisbieger Elbe gegen DB Weißbier – 96 zu 94. Und der beste darf nach Bir-mingham.

Wer der neue DB-Guildo wird, soll sich in den nächsten Wochen herausstellen. Nach Frankfurt und Hamburg gehen 17 weitere Bahnhöfe in den Wettbewerb um die wenigsten verspäteten Züge. Als „pünktlich“gelten dabei Waggons, die bei ihrer Ankunft eine Verspätung von bis zu fünf Minuten haben. „Eine europäische Norm“, erklärte Gause diese Definition. Wer also das nächste Mal seinen Intercity-Anschluß verpaßt, weil die S-Bahn fünf Minuten zu spät kam, kann sich während der Wartezeit trösten: Es lief schließlich alles nach Plan.