: Abseits von Grünhöker oder Fahrradladen
■ Die zündende Idee für die eigene Existenz kann keine Beratungsstelle liefern
Der Friseursalon als Erlebnistreffpunkt, Agenturen, die VorleserInnen vermitteln oder Diplomarbeiten verkaufen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich eine Existenz zu schaffen – abseits vom Biolädchen oder der Fahrradwerkstatt. Zum Beispiel Christian Liedel und Gerald Steier: Die beiden gelernten Friseure hatten „einfach keine Lust mehr, die Haare so zu schneiden, wie der Chef es wollte“. Und so ist durch Kombination mit Platten- und Klamottenladen in der Feldstraße 45 ein ganz neues Konzept des „Haareschneidens“entstanden. „Genau wie viele unserer Kunden sind auch wir Künstler, und das konnten wir nur im eigenen Laden umsetzen“, sagt Christian Liedel. Die Finanzierung haben die zwei findigen Friseure selbst in die Hand genommen. Denn „wenn man von der eigenen Idee überzeugt ist, muß das auch durchgezogen werden“.
Viel Eigeninitiative ist auch der Diplomarbeiten-Agentur von Björn Bedey, Martin Haschke und Guido Meyer vorangegangen. Im vergangenen Jahr begannen sie, ihre Idee zu realisieren; mittlerweile sind es gut 750 Arbeiten, die sie übers Internet (http://www.diplom.de) zum Verkauf anbieten – die Hälfte des Erlöses geht an den Verfasser. „Im Moment machen wir das noch nebenbei und zahlen auch noch drauf“, erzählt Björn Bedey. „Aber wenn die Entwicklung so weitergeht, dauert es hoffentlich nicht mehr lange, bis wir davon leben können.“
Darauf hofft auch Paula Kuhn. Ihre Agentur LeS ArT (
Hilfe bei Existenzgründungen bieten neben Handels- und Handwerkskammer unter anderen auch die Hamburger Initiative für Existenzgründungen und Innovationen, H.E.I., die Informations- und Beratungsstelle für Frau und Beruf EFA (allerdings nur für Frauen) oder die Betriebsberatung Rat und Plan. Letztere vermittelt ihren Schützlingen – „von den knapp 1000 Teilnehmern an Beratungen werden im Moment gut 200 noch weiter begleitet und betreut“– auch interessierte Investoren. „Wir betreiben keine Finanzmakelei, bekommen natürlich keine Provision, sondern stellen nur Kontakte her“, erklärt Rat & Plan-Mitarbeiter Wolfgang Düser. „Alles weitere müssen dann Geldgeber und Jung-unternehmer miteinander klären. Wir sind nur Moderatoren.“
Doch egal, wohin frau und man sich letztlich wendet – eines können sämtliche Beratungsstellen nicht liefern: die zündende Idee. Und so wäre eine Ideenbörse für ExistenzgründerInnen vielleicht auch noch eine Marktlücke, die es zu schließen gilt.
Lutz Reinhard
EFA, % 390 29 24 H.E.I., % 611 700 41/42/43, Rat und Plan, % 390 81 06, Arbeitsamt, % 24 85 10 79, Handelskammer, % 36 13 80, Handwerkskammer, % 35 90 51
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen