■ Streit um Türkei zum Konferenzauftakt
: American Academy in Berlin eröffnet

Berlin (taz) – Was die Villa Massimo für die Deutschen in Rom ist, soll die American Academy für die Amerikaner in Berlin werden: Jeweils für ein Jahr sollen 15 bis 20 amerikanische Wissenschaftler und Künstler ein Stipendium erhalten, das sie zu allem berechtigt und zu nichts verpflichtet. Einzige Bedingung: Sie müssen „durch ihre wissenschaftliche, künstlerische oder öffentliche Wirksamkeit gezeigt haben, daß sie zur künftigen Führungsschicht der Vereinigten Staaten gehören“; und sie müssen ein Jahr lang im „Hans Arnhold Center“ wohnen, das zwar erst im September bezugsfertig ist, aber bereits gestern im Kronprinzenpalais eröffnet wurde.

Derzeit wird eine noble Villa am Wannsee hergerichtet. Darin lebte bis zu seiner Emigration in die USA 1933 der Bankier Hans Arnhold. Das Land Berlin hat es jetzt der Academy für eine symbolische Mark überlassen. Der Umbau wird ebenso wie der laufende Betrieb aus Spenden finanziert. Arnholds Tochter und deren Mann sind auf amerikanischer Seite die größten Geber. Aus Deutschland haben Daimler, Siemens, Allianz und Sparkassenverband zusammen fünf Millionen Mark springen lassen.

Die Amerikaner hoffen, daß „das amerikanische Denken ganz unmittelbar und auf höchstem Niveau in die Berliner Debatten hineingetragen wird“. Die Deutschen erwarten, das Deutschlandbild der amerikanischen Eliten beeinflussen zu können. Wie sehr das nottut, zeigte die Eröffnungsdiskussion der gestrigen Konferenz „Geistige Führung im neuen Jahrhundert“: Als sie über die deutsch-amerikanischen Beziehungen debattieren sollten, gerieten sich beiden Seiten sogleich über den EU-Beitritt der Türkei in die Haare. rab