FixStern macht dicht

Druckraum im Schanzenviertel vorläufig geschlossen. Betreiber verlangen zweite Fixerstube im Stadtteil. SPD ist verärgert  ■ Von Silke Mertins

Ab heute ist die Drogenhilfeeinrichtung „FixStern“am Schulterblatt vorläufig geschlossen. Wegen der „großen räumlichen Enge“, der „ständig steigenden BesucherInnenzahlen“und der „zu langen Wartezeiten für die DruckraumnutzerInnen“habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, besagt ein Schild an der Eingangtür.

Die Reduzierung der Öffnungszeiten auf Null wollen die MitarbeiterInnen nutzen, um darüber zu beraten, wie und ob es weitergehen soll. „Wir brauchen Zeit, Änderungen herbeizuführen, die den fachlich-konzeptionellen Ansatz des Gesundheitsraumgedankens sicherstellen können“, kündigen die Betreiber an. Eventuell müsse der Zugang beschränkt werden.

Damit sei nicht gemeint, so Norbert Dworsky vom Trägerverein „freiraum“, daß der FixStern mehr Geld verlange, um etwa die Öffnungszeiten auszuweiten. Vielmehr fordert freiraum einen zweiten Gesundheitsraum im Schanzenviertel, um die Belastung zu verteilen. Als Standort könne man sich die Lager- oder die Feldstraße vorstellen. Mit über 470 Kontakten pro Öffnungstag und 100 bis 200 Junkies, die die Einrichtung nutzten, stünde der FixStern vor dem Kollaps. Gezählt, so Dworsky, wird am Tresen per Strichliste. Dadurch, daß manche Junkies mehrmals kämen, gebe es mehr „Kontakte“als Klienten. Derzeit bietet der FixStern sechs Druckplätze an.

SPDler Mathias Petersen, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, ist über das Vorgehen der FixStern-MitarbeiterInnen verärgert. „Die Begründung für die Schließung ist sehr schwach“, sagt er. „Ich kann doch auch nicht einfach meine Praxis schließen, weil das Wartezimmer voll ist“, so der Arzt. Weder mit den Fachpolitikern der Bürgerschaft noch mit der Behörde habe man Rücksprache gehalten. „Daß so etwas auf dem Rücken derer, die die Einrichtung brauchen, ausgetragen wird, finde ich nicht in Ordnung.“

Wie begründet die Vorwürfe inhaltlich sind, kann Petersen nicht beurteilen. Man müsse sich die Situation „vor Ort ansehen“. In jedem Fall aber sei das dezentrale – also nicht ausschließlich szenenahe – Konzept für die Gesundheitsräume „kein Dogma“. Wenn es nichts bringe, „muß man sich eben Gedanken machen“.

Hamburgs Drogenbeauftragter Horst Bossong hält das Vorgehen von freiraum ebenfalls für „kritikwürdig“. Die starke Belastung hänge auch damit zusammen, daß die Dealer ins Wohnviertel gedrängt worden seien. Für ein dezentrales Konzept spreche, daß einzelne Stadtteile wie Schanzenviertel und St. Georg nicht einseitig belastet werden. Derzeit hat die Bürgerschaft 1,8 Millionen Mark für vier zusätzliche Fixerräume bereitgestellt; das reicht aber nur für solche, die an bestehende Einrichtungen „angedockt“werden. Sollte sich das durch andere Haushaltszuweisungen ändern, befürwortet Bossong eine öffentliche Ausschreibung: „Wenn es überhaupt eine neue Einrichtung geben wird – und dafür liegt zur Zeit kein Beschluß vor –, dann muß es für alle Träger die gleichen Chancen und Verpflichtungen geben.“