Die große Währungsunion kommt bestimmt

■ Der Bundesfinanzminister geht inzwischen davon aus, daß Italien und Spanien beim Euro mitmachen. Dafür fordert er strengere Buchprüfungen. Großbritannien wünscht Mitsprache

York (taz) – Die Bundesregierung hat sich offensichtlich damit abgefunden, daß Italien an der Währungsunion teilnehmen wird. Beim Treffen der Finanzminister im englischen York ließ Bundesfinanzminister Theo Waigel deshalb deutlich durchblicken, daß er Italien zu einer stärkeren Haushaltsdisziplin zwingen möchte. Er will die 15 EU-Regierungschefs zu einer Erklärung drängen, daß hochverschuldete Länder wie Italien und Belgien sich mehr als bisher anstrengen müssen, ihre Schuldenberge abzubauen. Außerdem sollen sich alle Regierungen verpflichten, ihre Haushaltspläne für 1999 den anderen Finanzministern zur Prüfung vorzulegen.

Der italienische Finanzminister Carlo Azeglio Ciampi hat gestern bereits erklärt, daß er damit leben kann. Und auch die übrigen Regierungen scheinen mit Waigels Nachforderungen einverstanden – wenn es denn dem Euro diene. Damit ist im Grunde klar, daß auch Bonn jetzt von einer großen Währungsunion unter Einschluß von Italien, Spanien und Portugal ausgeht. Bei den anderen acht Ländern von Österreich bis Finnland gab es ohnehin kaum Zweifel. Am kommenden Mittwoch wird die EU-Kommission ihren Bericht vorlegen, welche Länder die Aufnahmebedingungen erfüllen.

Die Finanzminister vermieden in York, mehr als nötig über die Währungsunion zu reden. An den Finanzmärkten sollte nicht der Eindruck entstehen, die Politiker wollten die Analysen der Technokraten beeinflussen. Doch vor allem die britischen Gastgeber konnten sich nicht ganz zurückhalten. In London wächst die Angst, durch die Nichtteilnahme am Euro den Anschluß zu verlieren. Der britische Schatzkanzler Gordon Brown forderte, auch die britischen Banken müßten bei der künftigen Europäischen Zentralbank für ihre Kunden Euro ausleihen können. Die britische Regierung erwartet demnach, daß der Euro doch stabiler wird als bisher angenommen und damit die Zinsen niedriger sein werden als etwa in London. Die britischen Banken hätten dadurch einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz auf dem Kontinent.

Die Diskussion gab einen Vorgeschmack, was Großbritannien demnächst zu erwarten hat. Die künftigen Euro-Länder zeigten wenig Neigung, London solche Zugeständisse zu machen. Schließlich tragen sie das Risiko der Währungsunion und wollen den erwarteten Nutzen nicht mit Großbritannien teilen. Zwar betonten sie in York bei jeder Gelegenheit, daß Großbritannien der Währungsunion auch später noch beitreten könne. Aber es ist zu erwarten, daß London dann einige Bedingungen erfüllen muß. Alois Berger