■ Särge wie Schraubenzieher
: McDeath, der neue Trend

Washington (dpa) – Für die einen ist Sterben menschlich, für andere ist es Big Business. Und wie so oft setzen auch im Geschäft mit dem Tod mal wieder die USA den Trend. Und der heißt „McDeath“ und geht weg vom kleinen Bestattungsgeschäft um die Ecke hin zum Großunternehmen.

Auch wenn vielleicht noch der alte Name an der Fassade steht und sogar der alte Besitzer die Tür öffnet – dahinter stecken in Amerika immer häufiger Bestattungsketten wie die Service Corporation International (SCI), das mit über 3.000 Leichenhallen, 365 Friedhöfen und 156 Krematorien größte Bestattungsunternehmen der Welt. Mit Hilfe von Absprachen, geheimgehaltenen Großhandelspreisen und einer gehörigen Portion Zynismus nutzten deren „Begräbnisdirektoren“ Trauer und Unsicherheit der Hinterbliebenen aus.

Nun hat der katholische Pfarrer Henry Wasielewski aus dem Flecken Tempe in Arizona auf seiner Internet-Webseite (www.xroads .com/funerals) die fragwürdigen Geschäftspraktiken einer Branche offengelegt, die im Jahr 25 Milliarden Dollar umsetzt. Schon einfache Preisvergleiche sind recht beeindruckend. So wird beispielsweise der oft gewählte Eichensarg „Kensington Green“ im Großhandel für 675 Dollar angeboten. Bei den Filialen der Begräbnis-Kette Stewart kostet er dann satte 3.495 Dollar.

SCI-Chef William Heiligbrodt begegnet den Anwürfen mit ernüchternder Werkzeughandel- Metaphorik. Der Ex-Werkzeughändler Heiligbrodt verkaufte nämlich früher Schraubenzieher mit einem grünen Griff für 29 Cents, ein identisches Modell mit einem gelben Griff indes für 2,29 Dollar: „Der Bursche, der den gelben kaufte, glaubte an Qualität und war zufrieden.“ So sei das eben auch beim Geschäft mit dem Tod.

Handwerklich begabte Amerikaner freilich haben eine preiswerte Alternative: das Do-it-yourself-Begräbnis. Unter dem Titel „Caring for your own dead“ (Kümmere dich um deinen Tod) hat Lisa Carlson alle notwendigen Tips von der Leichenwäsche bis zum Bau eines Sarges zusammengestellt. Sie rät zur Verwendung natürlicher Materialien, um einen unerfreulichen Effekt bei manchen von Bestattungsketten empfohlenen Luxussärgen zu vermeiden: Die den Verwesungsprozeß verlangsamenden, luftdicht verschlossenen Konstruktionen aus Metall und Kunststoff neigen – hätten Sie's gewußt? – nach einer gewissen Zeit zur Explosion.