UNO und die Organisation Islamische Konferenz vermitteln

Heute wird in Pakistans Hauptstadt Islamabad ein neuer Anlauf zum Frieden in Afghanistan genommen. Erstmals kooperieren dabei Vertreter der UNO und der Organisation Islamische Konferenz (OIC) mit ihren 55 Mitgliedsstaaten direkt: Kofi Annans Afghanistan-Beauftragter, der ehemalige algerische Außenminister Lachdar Brahimi, und der OIC-Repräsentant bei der UNO, Muhammad Muchtar Lamani, werden im selben Flugzeug eintreffen. Beide haben sich mit den beiden Großen in der sogenannten 6 + 2-Gruppe, USA und Rußland, abgestimmt. Jetzt wollen sie drei Wochen lang Afghanistans sechs Nachbarländer bereisen und in Kabul und Masar-e Scharif mit den beiden wichtigsten Kriegsparteien verhandeln.

Auch die OIC hat vorgearbeitet. Bei ihrem am vergangenen Dienstag zu Ende gegangenen Außenministertreffen in dem Golf-Emirat Qatar verabschiedete sie erstmals eine Resolution, die alle Mitglieder auffordert, keine Waffen mehr nach Afghanistan zu liefern.

In Islamabad wird auch der zweite Mann der Taliban erwartet, Mullah Muhammand Rabbani. Der in Kabul residierende Quasi-Premier der Ultraislamisten, deren Chef Mullah Muhammad Omar so gut wie nie öffentlich in Erscheinung tritt, hatte seine schon früher geplante Anreise kurzfristig verschoben. Dahinter dürften mehrere Probleme stecken, die die Taliban überrascht haben.

Zuerst lehnte lehnte die OIC ihre Forderung ab, ihnen den vakanten afghanischen Sitz in der Organisation zuzusprechen. Dann gab es Mitte vergangener Woche erstmals Probleme mit ihrem, neben Saudi-Arabien, Hauptverbündeten Pakistan. Am gemeinsamen Grenzübergang Torcham lieferten sich pakistanische Soldaten und Taliban einen Schußwechsel, nachdem die Grenzer einen Afghanen gestoppt hatten, der Ersatzteile für Waffen herüberschaffen wollte. Anschließend erklärte ein Sprecher der Regierung Pakistans, sein Land wolle sich um eine afghanische Regierung „auf breiter Basis“ bemühen – also nicht eine Alleinregierung der Taliban. Und schließlich legte letzte Woche die US-Ölgesellschaft Unocal ihren Plan auf Eis, eine Gas- Pipeline von Turkmenistan über Afghanistan nach Pakistan zu bauen. Davon hatten sich die Taliban Transitgebühren und indirekte US-Hilfe versprochen. Doch die Leitung von Unocal verwies auf die fehlende Finanzierung. Die Weltbank hatte sich zuvor geweigert, einen Anteil zu übernehmen, solange in Afghanistan geschossen wird. Thomas Ruttig