Bei Jugendlichen ist die SPD Nummer 1

■ Repräsentative Umfrage gibt Rot-Grün die absolute Mehrheit unter Noch-Nicht-Wählern. CDU und FDP zusammen bei 30 Prozent

Es gibt sie also doch, die „Generation Bravo“. Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Emnid erkundete die größte deutsche Jugendzeitschrift in einer repräsentativen Erhebung das Seelenleben und die Erwartungshaltung von über 3.000 Jugendlichen aus Ost und West. Insbesondere Wirtschafts-, Sozial- und Umweltthemen interessieren mehr als Politiker, Pöstchen und Parolen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Sympathiewerte der Volksvertreter.

Bundespräsident Roman Herzog liegt mit 27 Prozent Zustimmung auf Platz eins der jugendlichen Beliebtheitsskala. Die „rote Laterne“ trägt weit abgeschlagen FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle, den nur zehn Prozent der Kids für sympathisch halten. Selbst Westerwelles demonstrativ jugendlicher Einfall, Gerhard Schröder mit Guildo Horn zu vergleichen, so Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner, sei beim Nachwuchs nicht angekommen.

Die Hälfte aller Befragten kennen nicht einmal ihre Bundesjugendministerin Claudia Nolte. Bravo-Herausgeber Claus-Dieter Grabner vom Heinrich Bauer Verlag nahm Nolte jedoch in Schutz. Sie sei die „Alibijugendliche“ im Bonner Kabinett und mit den Ressorts Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu sehr belastet. Grabner forderte daher für die nächste Legislaturperiode ein eigenes Jugendministerium.

Wie kritisch die 14- bis 18jährigen mit ihren Bonner Vertretern umgehen, zeigt auch die Frage nach dem Wunschkanzler. Dort liegt „Keiner“ mit 29 Prozent an der Spitze. Erst dann folgt SPD- Kanzlerkandidat Schröder. Der Niedersachse steht knapp mit 25 Prozent an der Spitze. Kohl folgt mit 24 Prozent.

Ansonsten, so läßt sich die Studie zusammenfassen, bewegt die Kinder und jungen Erwachsenen, was auch ihre Eltern beschäftigt. Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Umweltverschmutzung sowie die schlechte Ausbildungs- und Lehrstellensituation stellen die Hauptsorgen dar, wenn auch hier und da mit anderer Gewichtung. „Die Ökonomie schlägt die Ökologie“, betonte Klaus-Peter Schöppner gestern in Bonn.

Von Politikverdrossenheit kann laut Schöppner keine Rede sein: „Die Heranwachsenden haben bereits ein klar ausgeprägtes Bild der Parteien.“ Die „Sonntagsfrage“ wurde daher auch den Jugendlichen gestellt: Demnach stimmten für die SPD 39 Prozent, klar vor der CDU mit 25 Prozent. Bündnis 90/Die Grünen landeten auf dem dritten Platz mit 21 Prozent, die FDP erzielte fünf Prozent. Christian Esser