Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Die Abenteuer von Huck Finn USA 1993, R: Laurence Mark, D: Eliah Wood, Jason Roberts

Eine Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers von den Disney Studios, und das alleine ist schon eine Garantie dafür, daß Mark Twains oft recht böser Humor schön kindgerecht glattgebügelt wurde. (hip) Gondel

Die Akte Jane USA 1997, R: Ridley Scott, D: Demi Moore, Viggo Mortensen

„Dies ist ein extrem merkwürdiger Film: Sein grober Realismus ist irritierend unrealistisch. Demi Moore spielt eine Soldatin, die als erste Frau in eine verschworene Gemeinschaft von Soldaten einbricht, und man weiß sofort, daß sie dies schafft, weil sie ja Demi Moore ist. Im Grunde ist es aber extrem unglaubwürdig, daß diese kleine Frau all die Proben ihrer Kraft und Ausdauer besteht, an der eine ganze Reihe von viel stärkeren Männern scheiterten. Das einzige Zielpublikum für den Film, das ich mir vorstellen kann, sind all jene, die sehen wollen, wie Demi Moore zusammengeschlagen wird..“(Christopher Tookey) UFA-Stern

Amistad USA 1997, R: Steven Spielberg, D: Morgan Freeman, Nigel Hawthorne, Anthony Hopkins

„Auf dem Schiff „Amistad“gab es 1839 einen Aufstand von Sklaven, die die Mannschaft überwältigten und ihre Rückkehr nach Afrika forderten. Diese Rebellion gibt Spielberg Gelegenheit für die erste und stärkste Szene in seinen neuen Film: die Gewalt ist wunderbar balanciert zwischen Gewalttätigkeit und dem Hunger nach Freiheit, und der Rest des Films fließt im Sog dieser Mischung. Die Männer werden getäuscht und landen an der Küste von Conneticut, und auch die Zuschauer erwartet ein Schock. Von hier an entwickelt sich der Film in ein Seminar für Eigentumsrecht: wem und wohin gehören die Angeklagten? Ein junger Anwalt kämpft für ihre Sache, die bis zur höchten Instanz verhandelt wird, wo der Rebellenführer (Djimon Hounsou) von dem ehemaligen Präsidenten John Quincy Adams (Anthony Hopkins) verteidigt wird.“(The New Yorker) Ufa-Stern (OF), City

Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel

„Die Geschichte von Apothekerin Hella, die sich mit tödlichen Konsequenzen erst in den windigen Zahnmedizin-Studenten Levin, dann in den Ex-Knacki Diert und schließlich in Langweiler Pawel verliebt, wäre sooo gerne tiefschwarz.“(TV-Spielfilm) Filmstudio, Gondel

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“- O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“(TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Beyond Hypothermia Hong Kong 1996, R: Patrick Leung, D: Lau Ching Wan, Wu Chien Lien / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Leungs namenlose Killerin lebt im ständigen Zwiespalt zwischen Sehnsucht nach Nähe und dem Zwang zur emotionalen Distanz. Es ist die ambivalente Zeichnung der Killerin, die an Chow Yun Fats Killerfigur aus John Woos Meisterwerk „The Killer“erinnert. Während dieser sich einerseits zu einem seelenverwandten Polizisten hingezogen fühlt, ist Leungs Heldin heimlich von einem väterlichen Imbiß-Verkäufer fasziniert. Leung entwickelt mit seinen gegensätzlichen Figuren des warmherzigen Suppen-Verkäufers und der kühlen Killerin eine unorthodoxe Lovestory. Der Glaube an die Liebe ist in „Beyond Hypothermia“automatisch der Glaube an ein Leben außerhalb der Gangsterwelt. Konsequent zelebriert Leung im Show-Down eine fulminante Reminiszenz an Arthur Penns Klassiker „Bonnie und Clyde“.“(Nicoläa Grigat) Kino 46

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi

Oblomow trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und den gebrochen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von Los Angeles“: der ewige Hippie läuft ewig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine höchst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms von den Regisseuren mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. Als ihre „Version einer Raymond-Chandler-Story für die 90er“verstehen Joel & Ethan Coen den Film, und sie arbeiten dafür nach der gleichen Methode wie Robert Altman in dessen Chandler Adaption „The Long Goodbye“. Die beiden Filmtitel ähneln sich wohl nicht nur zufällig. Wie Altman gehen die Coens von ihren Erfahrungen im heutigen Los Angeles aus, und stopfen den Film mit all den absurden Geschöpfen voll, die keine Stadt so bevölkern wie diese. Drei davon sind aus Deutschland und sehen aus wie ein Sampling aus Skinheads, Avandgardekünstler und Lederfetischisten. Und diese dummdreisten Teutonen unterhalten sich, bevor sie ihr dressiertes Kampf-Frettchen auf den armen Jeff Bridges hetzten, darüber, wie gemütlich es doch einst in BREMEN war. Mehr internationalen Kinoruhm wird unsere Stadt wohl kaum erringen. (hip) Schauburg, City, Casablanca (OL)

Das Boot – Director's Cut Deutschland 1981/97, R: Wolfgang Petersen, D: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Klaus Wennemann

„Der ulitimative U-Boot-Thriller ist jetzt noch ultimativer“schrieb der „Boston Globe“. Zunächst einmal ist er noch länger. Aus nur in der TV-Fassung genutztem Material streckte Petersen die Kinofassung auf dreieinhalb Stunden, um die Charaktere noch besser herauszuarbeiten. Am wichtigsten war es ihm, den Sound an die modernsten Dolby-Surround-Standards anzupassen. Das Publikum soll mit Jürgen Prochnow, Grönemeyer und Co. zusammenzucken, wenn rings um den schimmenden Sarg U 96 die Wasserbomben hochgehen, sich von hinten die feindlichen Bomber nähern und vorne ein Bolzen auf die Schiffswand kracht. Eine Tauchfahrt des Grauens - noch spannender, noch bedrohlicher.“(P. Ludewig) Europa

C

Der Campus Deutschland 1997, R: Sönke Wortmann, D: Heiner Lauterbach, Axel Milberg, Barbara Rudnik

„Professor Dietrich Schwanitz wird zufrieden sein. Seinen Roman über die verkommenen Zustände an deutschen Universitäten – statt Lehre, Bildung und Wissenschaft herrschen Karrieregeilheit und Radikal-Feminismus – verfilmte Sönke Wortmann recht brav und bieder, wie einen bunten Werbeclip für den Studentennachwuchs – ganz im Sinne des Buchs.“(Der Spiegel) UFA-Stern

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. (hip) City, Casablanca (Ol)

D

Dämon USA 1998, R: George Hoblit, D: Denzel Washington, John Goodman, Donald Sutherland

„Regisseur George Hoblit versucht hier ein bekanntes Genre zu erweitern. Dies ist ein Serienmörder-Thriller, in dem der Täter nicht nur irgendein axtschwingender Psychopath ist, sondern ein Dämon, der von Gastkörper zu Gastkörper springen kann wie eine Kopflaus von Beelzebub. Der gewinnbringend gruselige Trick verwandelt den Film in ein Spiel von Bäumchen-wechsle-dich, in dem die Mehrheit der Besetzung - von Stars bis zu Statisten - ihre Gelegenheit zu einem Nicholson-gleichen Grinsen mit dämonischer Besessenheit erhalten. Auf der Seite der Engel spielt Denzel Washington den Detektiv John Hobbes, der für seinen neuen Fall in staubigen Gräbern graben, und sich mit einer zauberhaften Theologin unterhalten muß. Vor kurzem wurde in „The Devils Advocate“mit Keanu Reeves und Al Pacino Satanismus mit lesbischer Liebe, Inzest und Bourbon on the Rocks assoziiert. Der Teufel dieses Films kommt echten Perversionen noch am nähesten in seiner Vorliebe für Mick Jagger und Cornflakes. Hoblit kopiert hier die gerichtsmendizinischen Greulichkeiten von Sieben“. Er verwöhnt uns mit der gleichen dunklen Ikonographie von rußigen Glühbirnen, käsigem Licht, von Regen gepeitschten Fenstern und schmutzigen Tapeten. Doch obwohl es ihm an Originalität mangelt ist „Fallen“(so der Originaltitel) die bei weitem effektivste Variation des Themas.“(The Independent) UFA-Stern, UT-Kinocenter

Denn zum Küssen sind sie da USA 1997, R: Gary Fleder, D: Morgan Freeman, Ahley Judd

„Der Casanova dieses Films ist kein unbeschwerter Charmeur, sondern ein skrupelloser Killer, der sich in einem unterirdischen, mittelalterlich anmutenden Verließ einen Harem junger, intelligenter, starker Frauen hält. Liebe ist für ihn grausige Erziehung und tödliche Inbesitznahme. Im Gegensatz zum düsteren Thriller „Sieben“vermeidet Gary Fleder drastische Bilder der Grausamkeit. Kein vergossenes Blut, kein geschundenes Fleisch, ein auf der Erde liegender blonder Haarschopf reicht, um die Phantasien zu aktivieren. Und die Stimmung im Wald, in den alle Wege hier zu führen scheinen, erinnert ganz dezent an uralte Kinoängste.“(epd-Film) UT-Kino/ Originalfassung ohne Untertitel im Ufa-Palast

E

Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley

„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kristie Alley.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast

F

Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.

„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen...Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

G

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Stern

George – der aus dem Dschungel kam USA 1997, R: Sam Weisman, D: Brendan Fraser, Leslie Mann, Richard Roundtree

„Auf wenig Anspruch, aber viel Albernheit setzt Regisseur S Weismann in seiner Klamotte, die auf der Cartoonserie „George of the Jungle“basiert, die in den 60er Jahren Tarzan zum Depp machte. Deren running gag bestand darin, daß sich der Affenmensch mit jeder Liane an den nächstbesten Baum schwang und den Abdruck seiner Körperkonturen in der Rinde hinterließ. Auch Brendan Fraser läßt in der Spielfilmversion keinen Stamm aus. Die Story ist dabei schnuppe: Was zählt, ist Situationskomik, und vor der gibt es viel, wenn sich George erst mit den Tücken des Urwalds und dann mit denen der Zivilisation herumplagt.“(Bremer) UT-Kinocenter

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft.“(Bremer) Schauburg, Casablanca (Ol)

Große Erwartungen USA 1998, R: Alfonso Cuaron, D: Ethan Hawke, Gwyneth Paltrow, Robert de Niro

„Mäßigen Sie bitte ihre Erwartungn wenn sie sich viele Hoffnungen auf diesen Film gemacht ahben. Als erstes vergessen sie besser ganz schnell Charles Dickens. Denken sie gar nicht an den Autor aus dem 19. Jahrhundert, auf dessen Roman „Great Expectations“ja immerhin basiert. Er mag eine leichte Ähnlichkeit mit seine literarischen Quelle habe, ist aber so für die MTV-Nation modernisiert (vielleicht ist gesampled das richtige Wort), daß man das Drama auf eine ganz andere Weise erlebt. Schicksale entfalten sich in einer Art von Musik-Video-Kurzschrift, ganze Leben flattern vorbei in einer Melange aus schönen Bildern und sinnlicher Musik. Es ist kaum etwas wirklich Falsches bei all dem, aber auch nichts Richtiges. Der Film sitzt nur da, wie ein Werbespot von Nike.“(International Herald Tribune) UFA-Stern, UFA-Palast, UT-Kinocenter

H

Herkules und Sherlock Frankreich 1996, R: Jeanot Szwarc, D: Christopher Lambert, Richard Anconina

„Gangsterkomödie um ein paar Blütenhersteller, wobei zwei gedognappte Polizei-Vierbeiner den beiden Hauptdarstellern die Show stehlen dürfen.“(focus) Atlantis

I

Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar

„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Zieglhofkinos (Ol)

In & Out USA 1997, R: Frank Oz, D: Kevin Kline, Tom Selleck, Joan Cussack, Matt Dillon

"Der propere Gymnasiallehrer Howard (Kevin Kline) sitzt eines Abends mit seiner Dauerverlobten Emily (wunderbar: Joan Cussack) vor dem Fernseher und muß erleben, wie ein ehemaliger Schüler den Oscar erhält - und Howard öffentlich als Vorbild-Homo preist. Den überrascht das selbst am allermeisten. Daß er schwul ist, davon will er partout nichts wissen. Den Wirbel, der nach der Offenbarung ausbricht, spickt der Film reichlich mit Gags, Seufzern und Seelenbalsam: ein schmissige Fabel über Homos und Heteros, Kleinstadtklatsch und unwiderstehliche Disko-Rhythmen. „In & Out“ist Frank Capra in Rosarot.“(Der Spiegel) UFA-Palast, Passage (Del)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Konrad aus der Konservenbüchse Deutschland 1983, R: Claudia Schröder, D: Daniel Thorbecke, Heinz Schubert

"Nach den Instantsuppen, -saucen und -menüs gibt's nun auch Instantkinder: fertig zubereitete Wunderkinder aus der Büchse, mit wenig Wasser anzumachen und ein Leben lang pflegeleicht. Konrad, das Dosenkind, hat alle positiven Eigenschaften, die sich ehrgeizige Eltern wünschen können, doch gerät er an die falsche Adresse: eine eigenwillige und lebenslustige Künstlerin wünscht sich statt seiner lieber einen aufgeweckten, frechen Buben. Wie Konrad mit seiner anerzogenen Bravheit fertig zu werden lernt, erzählt der witzige aufmüpfige Kinderfilm, ohne jedoch Charme und Tiefsinn des zugrundeliegenden Kinderbuchs auszuloten.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western, mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkaration des Buddhas ist. Dann wird der Film zu einer Geschichte der spirituellen Erziehung und zuletzt – als die Invasionskräfte von Mao angreifen und der 24jährige Dalai Lama entscheiden muß, ob er bleiben, um in den sicheren Tod zu gehen, oder nach Indien fliehen soll – wird das Thema des politischen Gewissens zu seinem Mittelpunkt. Der Film ist viel zu lang, und die Zuschauer könnten leicht durch den oft wechselnden Grundton frustriert werden. Aber andererseits ist solch ein wechselnder Ton auch genau passend für eine Religion, die den großen Gefühlen die heitere Kontemplation vorzieht. Scorsese und seine Drehbuchautorin Melissa Mathison sind besonders mutig, wenn sie das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Der Regiseur ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“(The New Yorker) Filmstudio, Gondel, Casablanca (Ol)

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Vielleicht sollten wir über diesen Film reden, indem wir über andere Filme reden. Erinnern wir uns an die Unübersichtlichkeit und den Fatalismus der besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen, an die bittere Lakonie und erzählerische Ökonomie von Siegels „Dirty Harry“. Auch an die fiebrig neurotischen späten film noirs sollte man denken, außerdem natürlich an die kühle Melancholie von Polanskis „Chinatown“. Eine Flut solcher Bilder und Erinnerungen löst „L.A. Confidential“aus, aber nichts davon wird durch Zitate, Anspielungen oder direkte Bezöge evoziert, nirgendwo wird geklaut oder kopiert. Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James Ellroy Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß ausähe, würde man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“(epd-film) Schauburg / in der deutschen und merkwürdigerweise auch in der italienischen Fassung

La fine del mondo - In einer Regennacht USA/Italien 1977, R: Lina Wertmüller, D: Candice Bergen, Giancarlo Giannini

„In einer Regennacht wird man ohne Schirm klitschnaß. Wenn man sich zudem noch in Pfützen suhlt und dabei gestenreich den Sieger einer gescheiterten Beziehung auskämpft, dann erkennt der erfahrene Zuschauer: Slapstick. Nun, nicht gerade neu. Macht nichts. Klischees sind die Arbeitsgrundlage der besten Komödien. Aber man merkt dem Film an, daß er seine Platitüden, sein Pathos ernst nimmt. Man merkt ihm an, daß seine Schaustückchen, der ganze Klamauk mit höchst intellektuellem Anspruch daherkommt. An diesem Anspruch aber scheitert Lina Wertmüller, denn sie hat nichts mitzuteilen. Sie versucht sich an flott-frecher Konversation und erreicht nur peinlich-plattes Palaver.“(Frankfurter Rundschau) Kino 46

Lebewohl, Fremde Deutschland 1990, R: Tevfik Baser, D: Grazyna Szapolowska, Müsfik Kenter / türkisch-deutsche Originalfassung

„Auf einer Hallig lernt eine Frau in mittleren Jahren einen türkischen Asylanten kennen und lieben, obwohl sie sich mit ihm nur über Blicke und Gesten verständigen kann. Nach seiner Abschiebung aus Deutschland erfährt sie, daß er ein vom türkischen Staat verfolgter Dichter war. In schön komponierten Bildern erzählt der Film der leisen Töne den Traum einer Verständigung über die Grenzen der Kultur und Sprache hinweg..“(Lexikon des internationalen Films) Schauburg

Lolita USA 1997, R: Adrian Lyne, D: Jeremy Irons, Dominique Swain, Melanie Griffith

„Obwohl Regisseur Adrian Lyne Nabokovs Nymphen-Thema werkgetreu umsetzt, scheut Hollywood den Film wie der Teufel das Weihwasser. Trotz Kritikerlob will kein US-Verleih ihn in die Kinos bringen. Dabei setzt „Lolita“zu keinem Zeitpunkt auf Sensationshascherei. Die Verführungsszenen sind eher symbolische Arrangements, die verbotene Erotik entsteht vornehmlich im Kopf des Betrachters. Im Grunde genommen gibt sich diese gelungene Literaturverfilmung bis auf die Knochen moralisch. Die Pädophilie, hier eher Vergötterung als Kindesmißbrauch, wird keinesfalls idealisiert. Daß Ironie und Mitgefühl für den Täter das Gut-Böse-Schema aufweichen, mag manchen überfordern. Aber daß allein die Thematisierung für derartige Aufregung sorgt, ist der wahre Skandal.“(Dorothee Lackner) Gondel

M

Das Mambospiel Detuschland 1998, R: Michael Gwidek, D: Corinna Harfouch, Michael Gwisdek, Jürgen Vogel

„Wie war das noch mit dem Mambospiel? Man verschränkt die Arme hinter dem Hals und läßt sich eine in die Fresse schlagen. Dann ist der Partner dran. Der Film will und will nicht nur nicht anfangen, er will auch nicht aufhören. Hier ein Getorkel, da ein Genuschel in den Straßen von Berlin, wo Raub, Vergewaltigung und Xenophobie für Regisseur und Drehbuchautor Gwisdek zum Dekor gehören müssen, so requisitenhaft ordnet er sie an. Was fehlt ist eine halbwegs zählende Grundidee, Dramaturgie, Distanz und Disziplin. Filme übers Filmemachen sind heikel; Filme über sich selbst als Filmemacher so gut wie unmöglich. Jedem Einfall geht Regisseur Gwisdek nach wie ein kleines Kind. „Das Mambospiel“ist die Potenzphantasie eines unerträglich eitel gewordenen Schauspielers und Regisseurs. Schön, daß der Ossi nach Jahrzehnten gefühlsgestauter Kollektive zur Abwechslung mal ein kräftiges Ego entwickeln darf, aber muß sich Gwisdek dabei ausgerechnet Harald Juhnke zum Vorbild nehmen? In der Hauptrolle lallt er zuviel, schwätzt zuviel und hat zuviele Filme gesehen, die zudem allesamt besser sind als seine Einfälle. Unverzeihlich auch der Mißbrauch von Jürgen Vogel und Harfouch, wobei letzere nur neue Garderobe zu tragen hat.“(taz) Atelier

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

N

Nix zu verlieren USA 1997, R: Steve Oedekerk, D: Tim Robbins, Martin Lawrence, Kelly Preston

„Was passiert, wenn ein arbeitsloser schwarzer Familienvater einen weißen Geschäftsmann überfällt, den aber die Pistole garnicht schreckt, weil ihm alles egal ist, seit er seine Frau mit einem anderen im Bett gesehen hat? Dann beginnt eine wunderbare kriminelle Freundschaft - wie die zwischen dem Schwarzen T. (Martin Lawrence) und dem Weißen Nick (Tim Robbins). Regisseur Oederkerk stürzt seine Protagonisten in ein schwungvolles Buddy-Movie mit coolem HipHop-Soundtrack, aus dem sie mit fulminantem Situations- und Wortwitz herauskommen.“(TV-Spielfilm) Schauburg

P

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith

„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd...“Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Obwohl: eine moderne Zeichentrickversion „unsere“Pippi? Da halten wir's doch lieber mit dem „Highländer“: Es kann nur eine(n) geben!“(TV-Spiefilm) City

Der Postmann Italien 1994, R: Michael Radford, D: Massimo Troisi, Philip Noiret

„Il postino ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch poetische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regisseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten (Troisi starb kurz nach Drehschluß) vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe.“(Der Spiegel) Atelier

S

Der Schakal USA 1997, R: Michael Caton-Jones, D: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier

„Der „Schakal“agiert so verborgen, daß sogar das FBI lange zweifelt, ob der Auftragskiller nicht nur ein Mythos ist. Doch als er für 70 Millionen Dollar die First Lady der USA ins Visier nimmt, müssen die Behörden handeln. Ha! 70 Millionen Dollar? Lächerlich! Doch die Summe verliert rasch an Dimension angesichts des üblichen Budgets für einen durchschnittlichen Actionfilm mit A-Stars. In diesem Fall freilich wäre das Geld fast überall anders besser investiert gewesen. Riesige logische Löcher, ein Bruce Willis weit unter seinem Niveau, vor allem aber ein politisch korrekter Weichspülgang, der jeden Zynismus aus Forsyths Roman gewaschen hat, sind die Ingredienzen dieser lauwarmen Melange.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Die Schwächen der Frauen Lux/Bel/F/Ch/P/Sp 1997, R: Luis Galvao Teles, D: Carmen Maura, Miou-Miou, Guesch Patti

„Was sind die geheimen Wünsche einer Frau von 40?“recherchiert in dem Film des Portugiesen Luis Galvao Teles die Fernsehjounralistin Linda Lapa (Carmen Maura), und die Antworten, die sie von ihren Freundinnen erhält, sind keine großen Überraschungen. „Cherchez le homme“ist das Grundthema diese Episodenfilms, in dem fünf Filmstars aus vier verschiedenen Ländern in einer Art Reigen zu sehen sind – alle sind sie schicke Heldinnen aus der Oberschicht, und mit einer Ausnahme enden ihre romantischen Verwicklungen in einem Happy End. Mit Carmen Maura, Miou-Miou, Marisa Berenson und Marthe Keller hat der Film gleich vier Stars, die jede für sich einen Film hätte tragen können. Und auch die Popsängerin Guesch Patti („Etienne“) wirkt bei ihrem Leinwanddebüt sehr souverän und attraktiv. Dafür, daß das Drehbuch offensichtlich auf dem Reißbrett entstand, und die Coproduktion von Luxemburg, Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien und der Schweiz einer der inzwischen berüchtigten „Europuddinge“ist, funktioniert er erstaunlich gut. Teles hat für die leichtfüßige Liebeskomödie den passend eleganten Stil, und das romantische Lissabon beweist hier einmal mehr, daß es neben Venedig die schönste Filmstadt Europas ist. (hip) Atlantis, Cinema, Casablanca (Ol)

Starship Troopers USA 1997, R: Paul Verhoeven, D: Casper Van Dien, Dina Meyer

„Wer unvorbereitet in diesen Film geht und nicht mehr erwartet als Zoff mit außerirdischen Killerkakerlaken, wird, ziemlich verstört, ein Meisterwerk faschistischer Lichtspielkunst entdecken. Er wird dasitzen und sagen: „Das kann doch nicht - darf doch nicht - ernst gemeint sein.“Verhoeven nahm sich Propagandafilme des zweiten Weltkriegs zum Vorbild und übersetzte stur deren simpel gesticktes Rollenbild. Das Ergebnis, dachte er wohl, müsse zwangsweise groteske Überzeichnung sein, Satire eben, Karikatur. „Starship Troopers“ist eine düstere Zukunftsvision, perfide getarnt durch leuchtend helle Farben. Eine wunderbare Klamotte für aufgeklärte Zuseher. Und hier beginnt das Dilemma. Denn was Kino ist, entscheidet nicht nur die Intention derer, die es gemacht haben. Einigen wird Verhoevens Opus - unfreiwillig - den Eindruck vermitteln, daß Faschismus light okay sein kann. Und das kann nicht okay sein.“(Der Spiegel) City, Muwi (Ol)

Das süße Jenseits Kanada 1997, R: Atom Egoyan, D: Ian Holm, Sarah Polley, Bruce Greenwood u.a.

„Es scheint, als hätte die Eisdecke bereits die Geschichte unter sich begraben, in sich verewigt. Bei einem Unfall mit dem Schulbus kommen die Kinder einer kleinen Gemeinde in Norden der USA ums Leben. Untrennbar ist die weiße Einöde nun mit der Handlung verbunden. Der Schnee legt sich nicht nur über Berge und Wälder, auch über den Schmerz der Hinterbliebenen. Ein Anwalt, ein Fremder, versucht die Eltern zu einer Klage gegen die Busgesellschaft zu bewegen – auch er schleppt eine schmerzliche Erfahrung mit sich herum. Schicht für Schicht dringt dieser Film ins Zentrum des Geschehens vor, macht den Verlust erfahrbar..“(tip) Cinema

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort.“(epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

U

Der Unfisch Österreich 1996, R: Robert Dornhelm, D: Maria Schrader, Andreas Lust

„Ein Blauwal reist auf einem gelben Lastwagen durch die Alpen. Dazu erschallt aus Pauken, Trompeten und einer Tuba „La Paloma“. Der Fahrer stirbt, der Wal kommt zum Stehen auf dem Marktplatz eines östereichischen Dorfes, wo die Gänse seelenruhig ihre Kreise ziehen. „Der Unfisch“spielt Ende der 50er Jahre, vielleicht Anfang der 60er Jahre. Im Off erzählt eine freundlich-ironische Stimme, und noch die unerklärlichsten Dinge erscheinen plötzlich logisch. Vielleicht ist es eine Parabel auf das Wirtschaftswunder, vielleicht soll die Unterdrückung der Frau angeklagt oder einfach gesagt werden, daß Heteros doof sind. Aber „Der Unfisch“funktioniert auch ohne das. Er zieht einen in seine Welt, weil die von unserer gar nicht weit entfernt ist. Man sitzt da, und erwischt sich beim permanenten Grinsen.“(taz) Atelier

W

Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman

"Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. Und daß die Realität die Satire so schnell eingeholt hat, ist nur die beste Bestätigung dafür, wie treffend die Autoren Larry Beinhart und David Mamet hier die Zustände in ihrem Heimatland analysiert haben. (hip) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle

Der Dalai Lama hat Husten, und sein Leibarzt Dr. Tenzin Choedrak flüstert ihm ehrerbietig seine Ratschläge zu: Seine Heiligkeit möge möglichst viel ruhen und die verschriebenen Pillen einnehmen. Diese Szene in Franz Reichles Dokumentarfilm wirkt zugleich rührend und komisch in ihrer weltlichen Normalität. Solch einen Hausarzt wie dieses kleine, runzlige Männlein möchte man auch haben, und der Film belegt sehr überzeugend, daß seine tibetanischen Kuren und Kräutermischungen eine ganz erstaunliche Heilkraft besitzen.(hip) Cinema

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Y aura-t-íl de la neige a noel? - Gibt es zu Weihnachten Schnee? Frankreich 1996, R: Sandrine Veysset, D: Dominique Reymond / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine Mutter lebt mit ihren sieben unehelichen Kindern auf einem Bauerngehöft in Südfrankreich. Für Kost und Logis schuften sie gemeinsam Tag für Tag im Landwirtschaftbetrieb. Der Vater - Liebhaber, Ausbeuter und Ungeheuer zugleich - kehrt allabendlich zu seiner ein paar Kilometer entfernt lebenden Hauptfamilie zurück. Eine Kindheit auf dem Lande, ohne Verzerrung ins romantische Idyll inszeniert.“(tip) Kino 46

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2 Frauen, 2 Männer – 4 Probleme Deutschland 1997, R: Vivian Naefe, D: Aglaia Szyskkowitz, Heino Ferch

„Wie sieht eine gut funktionierende Yuppie-Ehe aus? Genau: Klingelt der Wecker, sitzen der Staranwalt und die Bankerin schon kerzengrad im Bett, tippen in ihren Laptop oder hantieren mit dem Handy, mit dem sie sich auch von verschiedenen Zimmern aus „Guten Morgen“sagen. „2 Frauen, 2 Männer – 4 Probleme“beweist endgültig, daß sich das Boulevardtheater die deutche Komödie erobert hat.“(epd-film) Cinema