Softwarehaus SAP hat Spendierhosen an

Belegschaft soll mit neuem Modell von den hohen Aktienkursen der Weltmarktführer profitieren – wenn der Laden weiterhin gut läuft, gibt es bis zu 175 Mark im Monat mehr. Knauserige Aktionäre werden umgangen  ■ Von Niels Boeing

Berlin (taz) – Der deutsche Software-Star SAP will mit einem neuen Programm seinen Mitarbeitern ihren Fleiß versüßen: Steigt die SAP-Aktie in den nächsten zwölf Monaten, erhalten sie eine Extraprämie. Wie hoch, das hängt vom Kursgewinn ab. Das badische Software-Haus kann sich diese Spendierfreude leisten – 1997 stieg der Umsatz um 62 Prozent auf rund sechs Milliarden Mark. Damit ist SAP weltweit Marktführer für Betriebssoftware.

In den Genuß des Programms zur Mitarbeiterbeteiligung, das der SAP-Vorstand gestern anläßlich der abschließenden Bilanzvorstellung bekanntgab, werden weltweit 8.000 von 13.000 SAP-Mitarbeitern kommen. Sollte der Aktienkurs in zwölf Monaten 100 Mark über dem gegenwärtigen liegen, legt SAP 100 Mark monatlich auf das Gehalt drauf. Bei einem Kursanstieg von 200 Mark beträgt der Gehaltszuschlag 150 Mark, bei 300 Mark Kurssteigerung 175 Mark. Angesichts der bisherigen Kursentwicklung können die SAPler optimistisch sein. Allein seit der Veröffentlichung des Unternehmensergebnisses Ende Januar zog der Kurs der SAP-Aktie um etwa 25 Prozent oder 160 Mark an. Die Prämien wird SAP aus seinem Gewinn zahlen.

Das bisher einmalige Programm in Deutschland werde zunächst für ein Jahr aufgelegt, sagt Gundolf Moritz, Investor Relations Manager bei SAP. Dann müsse man schauen, ob es von Mitarbeitern und Aktionären akzeptiert worden sei. „Wir haben verschiedene Modelle der Mitarbeiterbeteiligung geprüft“, sagt Moritz. Dieses sei am flexibelsten und transparenter als das Aktienoptionsmodell, das in den USA üblich ist.

Beim Optionsmodell gibt das Unternehmen neue Aktien an die Mitarbeiter aus. Das muß aber von der Hauptversammlung der Aktionäre abgesegnet werden. In Deutschland sind Aktienoptionsmodelle bislang umstritten. Ein solches Programm könnte von den jetzigen Aktionären abgelehnt werden, da die Neuausgabe von Aktien meistens den Kurs nach unten drückt. Diese Gefahr besteht bei dem neuen SAP-Programm nicht. „Es ist sozusagen ein virtuelles Aktienoptionsprogramm“, sagt Moritz. Da die Zustimmung durch die Aktionäre nicht nötig ist, kann es aber sofort gestartet werden.

SAP, dessen Betriebssoftware in 95 der 100 größten deutschen Unternehmen läuft, erwartet 1998 ein Umsatzwachstum von 30 bis 35 Prozent. Daß das Geschäft derzeit so gut läuft, verdankt SAP vor allem der Euro-Umstellung und dem Jahr-2000-Computerfehler. Das SAP-Produkt R/3 meistert beide Probleme. Deshalb ersetzen viele Firmen derzeit ihre alte Software durch das SAP-Produkt.