Einigkeit der Ölstaaten könnte bald vorbei sein

■ Opec will Ölförderquoten abschaffen, um Weltmarktanteile zurückzugewinnen

Berlin (taz/dpa/AFP) – Mit der Einigkeit von Opec- und Nicht- Opec-Ölproduzenten wird es wohl nichts. Nur fünf Tage nachdem sich Saudi-Arabien, Venezuela und Mexiko auf eine drastische Reduzierung der täglichen Ölförderung einigten, um den Ölpreissturz aufzuhalten, schießt die Opec quer. Venezuelas Energieminister Erwin Arrieta teilte am Donnerstag in Caracas mit, die Opec wolle die seit Anfang der achtziger Jahre geltenden Ölförderquoten für die einzelnen Mitgliedsstaaten abschaffen. Die Entscheidung werde auf einer außerordentlichen Opec- Sitzung am kommenden Montag in Wien fallen.

Venezuela, eines der Opec- Gründerländer, ist der Ansicht, daß die Förderquoten schuld an dem geringen Marktanteil des einstigen Ölkartells sind. Dieser liegt inzwischen nur noch bei 40 Prozent. Die Zeiten, als die Opec mit einem Preisdiktat zwei Ölkrisen auslösen konnte, sind lange vorbei.

Unterdes hat Norwegen angekündigt, sich nicht an der Drosselung der Ölförderung ab dem 1. April zu beteiligen. Sowohl Außenhandelskommission als auch Parlament lehnten dies ab und erteilten damit der Minderheitsregierung von Ministerpräsident Kjell Bondevik eine Abfuhr. Bondevik hatte nach Angaben der norwegischen Nachrichtenagentur NTB vorgeschlagen, Norwegens tägliche Fördermenge um 150.000 Barrel (knapp 24 Millionen Liter) zu kappen.

Ohne Beteiligung Norwegens, das nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Rohöllieferant der Welt ist, wird es noch schwieriger, die globale Ölproduktion mittelfristig um zwei Millionen Barrel pro Tag zu senken. Dies haben sich Saudi- Arabien, Venezuela und Mexiko in ihrer Vereinbarung vom vergangenen Wochenende als Ziel gesteckt. Bisher summiert sich die zugesagte Drosselung der meisten Opec-Staaten auf 1,1 Millionen Barrel.

Die Mineralölkonzerne haben hierauf bereits reagiert. Unter Führung der BP setzten sie seit Dienstag ihre Preise um vier Pfennig je Liter Benzin nach oben. nbo