Airbus und Kampfflieger künftig aus einer Hand?

■ Die drei großen Flugzeugkonzerne der EU wollen sich zu einer Superfirma vereinigen – sind sich aber immer noch nicht einig, wer das Sagen hat. Französische Regierung will mitreden

Berlin/München (taz/dpa) – In Europa soll nach den Vorstellungen der am Airbus-Programm beteiligten Industriekonzerne ein vereinter Superkonzern für Luftfahrt und Wehrtechnik entstehen. Die führenden Luftfahrtkonzerne aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien schlagen ihren Regierungen als Antwort auf die Rüstungsgroßfusionen in den USA die Bildung einer European Aerospace and Defence Company (EDAC) vor. Dies teilten die Konzerne Aérospatiale (Frankreich), British Aerospace (BAe, Großbritannien), Casa (Spanien) und Daimler-Benz Aerospace (Dasa, Deutschland) gestern in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Der Bericht wurde an die Regierungen übergeben.

Doch der lange erwartete konkrete Zeitplan für die Fusion fehlt. Hier streiten vor allem die Deutschen und die Franzosen, wer das Sagen hat und wieviel der Staat noch dreinzureden hat. Aérospatiale ist ein Staatskonzern, und die französische Regierung will in bewährter Manier bei den Schlüsselindustrien Militär- und Ziviljets ihren Einfluß sichern. British Aerospace und Dasa hingegen fordern einen unabhängigen Konzern. Der Bericht verdeutliche auch, „daß noch viel zu tun ist, um die Machbarkeit und die Grundlagen für diese Überleitung zu legen“, heißt es denn auch in der Mitteilung der Unternehmen.

Es geht einerseits darum, den weltweit zweitgrößten Zivilflugzeugbauer Airbus in eine gemeinsame Firma umzuwandeln. Er ist bisher nur eine Dachorganisation für die Vermarktung der Airbus- Familie. Die Montagehallen gehören den einzelnen Firmen wie der Daimler-Benz-Tochter Dasa. Dadurch fürchten alle, daß die Europäer schwerfälliger bleiben als die größere Konkurrenz Boeing – vor allem seit der US-Riese aus Seattle McDonnel-Douglas aufgekauft hat. Die Auftragsbücher sind sowohl bei Airbus als auch bei Boeing proppenvoll. Durch einen harten Preiskampf sinken jedoch die Gewinnmargen.

Umstritten ist auch, wie weit die Produktion von Militärjets zusammengelegt werden soll. Das Airbus-Konsortium hätte nichts gegen eine Generalfusion, bei der auch Dassault mit seinen Mirage-Jets, die schwedische Saab und andere mit an Bord kämen. Dasa und BAe fertigen den Eurofighter und den Tornado.

In der Financial Times warnte gestern der Staatssekretär für Beschaffung im US-Verteidigungsministerium vor einem solchen Schritt. „Europa hat enorme Überkapazitäten“, sagte Jacques Gansler. „Aber ich würde sehr raten, nicht bis auf eine Firma herunterzugehen.“ Gansler brachte die Interessen der USA ins Spiel und trat für mehr Firmenkooperationen über den Atlantik hinweg ein. Seine Regierung sähe es lieber, wenn sich die Europäer nicht von den US-Firmen abschotten würden. rem