Nachgefragt
: Honorare im Hort

■ Ilse Wehrmann, Kindertagesstätten-Chefin der BEK, über Kitareformen

Die Bremer Kindergärten werden in nächster Zeit in einem Gutachten unter die Lupe genomen. Über das Gutachten und die möglichen Folgen für die MitarbeiterInnen sprach die taz mit Ilse Wehrmann, Abteilungsleiterin der Kitas bei der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Sie hat eine Fachtagung organisiert, die sich derzeit mit „Kindertageseinrichtungen im Umbau der Arbeitsgesellschaft“beschäftigt.

Was will das geplante Gutachten?

Ilse Wehrmann: Es wird natürlich um Fragen der Effizienz gehen. Ich glaube, die pädagogische Diskussion ist schlecht vorbereitet auf die Organisationsuntersuchung. Für die Kindereinrichtungen ist neu, daß nun die Kriterien des Marktes auf sie herüberschwappen. Wir verursachen eine ganze Menge Kosten und müssen nun belegen, was eigentlich qualitativ dabei herauskommt. Wir wollen jetzt rauskommen aus dem Dschungel der Spardiskussionen und zu einer Fachdiskussionen kommen, die sich mit neuen Anforderungen im Kindergartenbereich auseinandersetzt.

Geht der Trend dahin, Kinderbetreuung als Dienstleistung zu sehen?

Den Dienstleistungsaspekt nehmen wir seit Jahren sehr ernst. Aber die Wünsche der Eltern müssen wir in manchen Bereichen klarer zur Kenntnis nehmen – wie die Öffnungszeiten unserer Einrichtungen.

Was kann das denn für die MitarbeiterInnen bedeuten?

Das kann in Zukunft veränderte Öffnungszeiten, für die Mitarbeiter auch veränderte Arbeitszeiten bedeuten. Wir müssen an befristete Neueinstellungen oder an Honorareinstellungen denken. Ob wir weiter immer alles mit Festanstellungen abdecken können, ist die Frage, denn das hindert uns auch an einer neuen Flexibilität.

Sie wollen einerseits Honorarkräfte einstellen, andererseits die Qualitätssicherung in Zukunft wichtiger nehmen. Würde durch solche Arbeitsverhältnisse nicht die Fluktuation der MitarbeiterInnen steigen, die Qualität sinken?

Eine außertarifliche Bezahlung muß ja nicht in jedem Falle eine untertarifliche Bezahlung sein. Verläßlichkeit in den Arbeitsbedingungen finde ich auch wichtig, aber ob das nicht auch zeitlich befristete Verträge sein könnten, darüber würde ich gerne nachdenken. Es geht mir hierbei um Zusatzkräfte, nicht um die Basiskräfte. Warum können wir nicht einen arbeitslosen Vater, der Tischler ist, für ein Holzprojekt einkaufen? Da würde ich mir mehr Beweglichkeit wünschen als bisher.

Kann durch das geplante Organisationsgutachten eine Qualitätsdebatte entfacht werden?

Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube aber, daß diese Diskussion durch den Markt angestoßen wird. Die Palette von Anbietern und die Nachfrage der Eltern wird diese Debatte bestimmen.

Fragen: cd