■ Nachschlag
: Tanz der Vampire: „Glowing Icons“ von Jan Fabre im Hebbel Theater

Man muß sich das als leicht verwirrtes Defilee vorstellen: Dracula öffnet seinen Mantel, Salvador Dali liegt auf dem Boden, im Hintergrund robbt Mr. Spock vorbei. Andy Warhol macht Polaroids, und Jackie Kennedy spielt mit Janis Joplin und Albert Einstein Fang- den-Globus-in-Form-eines-Wasserballs. Fast im Dunkeln übrigens das alles. Nur Glühwürmchen wimmeln herum, und dann ist da natürlich der Eigenglanz der großen Stars. Oder ist er nicht? „Glowing Icons“, glühende Ikonen, nennt der 39jährige flämische Theatermacher seine Produktion, die vor einem Jahr in Antwerpen Premiere hatte und jetzt im Hebbel Theater gastiert. Helden der Popkultur und solche, die dazu gemacht wurden: Neben dem kleinen Prinzen kommen auch auch Kleopatra und ElizabethI., vorbei, Neil Armstrong, Mae West, Jeanne d'Arc, und Charlie Chaplin als „Der große Diktator“ rasiert Schneewittchen die Beine.

Dabei kommt allerdings nur manchmal Stimmung auf, wenn etwa Antony Rizzi als Mae West die Witzpistole zieht oder Jackie Kennedy hysterisiert all die Plätze aufzählt, die nach ihrem Mann benannt sind. Meist aber stehen die Darsteller in immer wieder wechselnden prunkvollen Kostümen nur mit staatstragender Miene herum, zeigen sich von vorne oder von hinten und geben Banalitäten von sich. Kein Wunder, daß da so manchem die Luft ausgeht und er oder sie am Sauerstoffhydranten japsend erst wieder auftanken muß. Ikonen sind Untote, sagt Jan Fabre, was man ihm sofort glaubt.

Trotzdem führt er langwierig vor, wie sich einige im gemeinsamen Ritual umzubringen versuchen. Was gelingt, aber natürlich nichts nutzt. Eine Chorus Line von Selbstmördern rückt nach jedem Versuch noch etwas näher an die Rampe heran, und das ist dann schon das lustigste Bild des Abends.

Vorwurfsvoll stellt Fabre Klischees aus, als hätte er nicht aus Hunderten gleichermaßen gültigen Bildern jeder Figur die Auswahl treffen können. ElizabethI. ist hier nur die Eitle, Dali nur der Exzentriker, Mae West nur die Zotige. Weil er offenbar nicht die Kraft hat, mit Bildern zu spielen, zeigt Fabre mit dem Finger darauf: Ihh, da sind ja Bilder! Und produziert dabei keines, an das man sich wirklich erinnern wird. Petra Kohse

Bis 2.4. 20 Uhr, Hebbel Theater, Stresemannstraße 29