Guerillero in geheimer Mission

■ Ein hoher südafrikanischer Beamter und ANC-Veteran sitzt in Mosambik wegen angeblichen Waffenhandels im Gefängnis ein

Johannesburg (taz) – Der Minister reiste in pikanter Mission. Mit einer handverlesenen Gruppe hoher Regierungsbeamter flog Südafrikas Polizeiminister Sydney Mufamadi (ANC) vergangene Woche nach Maputo, der Hauptstadt des Nachbarlandes Mosambik. Dort wollte man die Kollegen in Polizei und Regierung „höflich dazu überreden“, den seit einer Woche inhaftierten südafrikanischen Spitzenbeamten Robert McBride doch bitte entweder formell anzuklagen oder freizulassen.

Was genau besprochen wurde, wird mit höchster Geheimhaltung behandelt. Denn McBride stellt für die südafrikanische Regierung eine Peinlichkeit sondergleichen dar. Der Leiter der Asien-Abteilung im Außenministerium steht unter dem Verdacht, unter Gebrauch seines Diplomatenpasses in Waffenhandel verwickelt zu sein. Vor zwei Wochen war Robert McBride an einem Grenzübergang zwischen beiden Ländern mit 11.000 Dollar in der Tasche festgenommen worden. Die mosambikanische Polizei hatte ihn offenbar schon länger unter Beobachtung und verfolgte ihn mehr als 100 Kilometer, nachdem er zuvor einen bekannten Waffenhändler getroffen haben soll.

Der 34jährige McBride ist alles andere als ein unauffälliger Kofferträger. Während der Apartheid- Zeit war er ein prominentes Mitglied der Untergrundarmee des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). 1986 jagte er im Namen des Befreiungskampfes zwei Bars in der Hafenstadt Durban in die Luft, in denen Schergen des Regimes gern nach dem Dienst ein Bier kippten. Allerdings kamen bei den Anschlägen drei Zivilisten ums Leben. McBride wurde zum Tode verurteilt, später aber amnestiert. Im demokratischen Südafrika machte er eine steile Karriere. Zunächst zog er für den ANC ins Parlament, dann dankte man ihm seine Dienste mit dem Posten im Außenministerium.

Trotz lautstarker Forderungen seitens der Opposition ist er bislang nicht suspendiert worden. Überhaupt schweigt die Regierung auffällig zu der Affäre. Dementiert hat sie lediglich, daß McBride im Auftrag des Geheimdienstes unterwegs war. Seine Frau indessen, eine bekannte Menschenrechtsanwältin, behauptet, er habe auf eigene Faust Waffenschmuggel mit dem alten Feind, der Inkatha-Freiheitspartei (IFP), ermitteln wollen.

Währenddessen schüren Medien und Opposition die Gerüchte. McBride habe Waffen für den ANC kaufen wollen, behauptet die IFP nicht sehr überzeugend. Nein, die Waffen seien für die Rebellen in Ost-Timor bestimmt, wissen andere, und wieder andere behaupten, sie seien für die nordirische Sinn Féin.

Am Ende erscheint die Version seiner Frau am plausibelsten. McBride schmort indessen weiterhin im Gefängnis in Mosambik, einem Land, das nicht gerade für Rechtsstaatlichkeit bekannt ist. Nach geltender Gesetzeslage darf er bis zu 45 Tage festgehalten werden, ohne daß Anklage erhoben werden muß. Kordula Doerfler