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Kambodscha hat den Prinzen zurück

Prinz Norodom Ranariddh trifft unversehrt in der kambodschanischen Hauptstadt ein. Doch sein Rivale Hun Sen sitzt fest im Sattel und hat im Kampf gegen die Roten Khmer auch noch das Glück auf seiner Seite  ■ Aus Phnom Penh Jutta Lietsch

„Ich bin ehrlich erfreut und tief gerührt, nach achtmonatiger Abwesenheit wieder in meiner geliebten Heimat bei meinem Volk zu sein“, erklärte Kambodschas Prinz Norodom Ranariddh gestern nach seiner Ankunft auf Phnom Penhs Flughafen. Erstmals seit dem blutigen Staatsstreich im vergangenen Juli, als er aus seinem Amt als Erster Premierminister vertrieben wurde, betrat Ranariddh wieder kambodschanischen Boden. Damit begann ein neuer Akt im unendlichen kambodschanischen Drama. Nächster Höhepunkt sollen die Wahlen am 26. Juli sein.

Gestern demonstrierten wieder Tausende gegen den Prinzen. Vor allem ärmlich gekleidete Menschen zogen am Morgen in die Nähe des Unabhängigkeitsdenkmals. Andere säumten die Straße zum Flughafen. Die Proteste waren gut organisiert. Teilnehmer berichteten, ihnen sei Geld versprochen worden. Manche wußten nicht, was auf ihren Transparenten in Kambodschanisch und Englisch stand: „Wir haben bereits eine friedliche und gute politische Stabilität. Verursache keine neuen Schäden!“ Oder: „Trage nicht Feuer in die soziale Familie. Bring keinen Streit in die Gesellschaft. Zeige dem Räuber nicht die Besitztümer!“

Auch Hunderte Anhänger des Prinzen waren zum Flughafen gekommen. Doch als er eintraf, konnten sie kaum einen Blick auf ihn erhaschen: Besorgt um seine Sicherheit, drängten ihn seine Begleiter ins Auto. Bis zuletzt hatten viele gezweifelt (und auch viel Geld darauf verwettet), daß Ranariddh wirklich zurückkehren würde: Denn der Prinz ist sehr um seine Sicherheit besorgt. Er fürchtete das gleiche Schicksal zu erleiden wie der philippinische Politiker Benigno Aquino, der 1983 bei der Rückkehr aus dem Exil noch auf dem Rollfeld von den Militärs des Diktators Marcos erschossen wurde. Ranariddh ließ sich deshalb von ausländischen Diplomaten und Journalisten begleiten.

Erst vor wenigen Tagen war die letzte Hürde zu seiner Rückkehr gefallen: Sein Vater, König Norodom Sihanouk, der im selbstgewählten Exil in Peking lebt, hob per Amnestie eine wegen „Waffenschmuggels“ und „illegalen Kontakten zu den Roten Khmer“ gegen Ranariddh verhängte 30jährige Gefängnisstrafe und 54-Millionen-Dollar-Geldbuße auf. Ein obskurer Deal: Kambodschas starker Mann, der Zweite Premier Hun Sen, hatte auf einer Verurteilung bestanden, um seinen Putsch nachträglich zu legitimieren und zugleich unmöglich zu machen, daß der Prinz an den Wahlen teilnimmt. Doch Japan, die USA und andere Geldgeber spielten nicht mit. Sie drohten, die Wahlen nicht anzuerkennen – und womöglich den Geldhahn ganz zuzudrehen, wenn der Prinz nicht teilnehmen dürfe. Schließlich lenkte Hun Sen ein und bat den König, seinen Rivalen zu begnadigen.

Der Prinz kehrt in eine desolate Situation zurück: Aus seiner Partei, der Funcinpec, haben sich mindestens drei Gruppen abgespalten. Die Opposition ist zersplittert und eingeschüchtert. Hun Sen nutzte die letzten Monate, um seinen Einfluß in der Verwaltung und den Provinzen auszubauen. In seinem Sinne hat das zahnlose Parlament wichtige Gesetze verabschiedet. Nur Hun Sens „Kambodschanische Volkspartei“ (CPP) – ehemals Kommunistische Partei – hat Parteibüros bis hinunter auf Gemeindeebene. Ranariddh rechnet sich dennoch gute Chancen für einen Wahlsieg aus. Konziliant bot er gesten Hun Sen ein Treffen an. Er wolle die Vergangenheit ruhen lassen. Ob Hun Sen sich darauf einläßt, ist jedoch unwahrscheinlich. Er drohte bereits, Ranariddh von den Wahlen fernzuhalten, weil dessen Truppen noch gemeinsam mit den Roten Khmer gegen die Regierungsarmee kämpfen. Hun Sen hat momentan Glück: Die Roten Khmer sind in ihrem letzten Stützpunkt Anlong Veng untereinander so zerstritten, daß es Hun Sens Soldaten in den letzten Tagen offenbar gelang, Teile des Lagers zu erobern. Ein Ende der Roten Khmer scheint nahe. Hun Sen kann sich als Sieger feiern lassen.

Derweil läßt er die Opposition einschüchtern. In den letzten Wochen sind fünfzig ihrer Anhänger getötet worden, berichteten gestern Menschenrechtler in Phnom Penh. Bis heute wurde auch keiner der 41 Morde an Ranariddhs Gefolgsleuten aufgeklärt, die gleich nach dem Putsch im Juli geschahen. Straflos blieben auch diejenigen, die genau vor einem Jahr Granaten in eine Kundgebung warfen und über 16 Menschen töteten. Die Behörden verboten Gedenken am Ort des Massakers. Oppositionspolitiker Sam Rainsy, der bei der damaligen Kundgebung wie durch ein Wunder unverletzt blieb, legte dennoch Kränze nieder.

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