Der BMW-Chef Bernd Pischetsrieder hat es geschafft: Gegen harte Konkurrenz bekam das Münchner Unternehmen den Zuschlag für den britischen Nobelwagenhersteller Rolls-Royce. Auch wenn's manchmal reinregnet, sind die Bayern beglückt: "Der emot

Der BMW-Chef Bernd Pischetsrieder hat es geschafft: Gegen harte Konkurrenz bekam das Münchner Unternehmen den Zuschlag für den britischen Nobelwagenhersteller Rolls-Royce. Auch wenn's manchmal reinregnet, sind die Bayern beglückt: „Der emotionale Wert ist zentral“

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Sie sind schon clever, die Autobauer aus München. Anstatt selbst eine Nobelkarosse zu entwickeln, kauft BMW die Edelmarken Rolls-Royce und Bentley für eine Milliarde Mark. „Wir hätten die gleiche Summe ausgeben müssen, wenn wir ein eigenes Modell im Marktsegment der Luxuswagen entwickelt hätten“, sagt BMW- Sprecher Gaul. So aber bekommt BMW obendrein einen erlauchten Kundenkreis und zwei erlesene Markennamen.

Bis zuletzt war es ein Kopf-an- Kopf-Rennen gewesen, wer vom britischen Mutterkonzern Vickers den Zuschlag bekommen würde: VW, BMW oder ein Konsortium aus millionenschweren Rolls- Royce-Besitzern, die die Rolls- Royce Motor Cars als letzten Autohersteller in britischem Besitz halten wollten. Obwohl das Angebot von BMW nicht das höchste war, hatten die Bayern die besten Karten. BMW produziert bereits seit Jahren Motoren für Rolls- Royce. Auch der Zwölfzylindermotor des neuen Modells „Silver Seraph“, der ersten Neuentwicklung von Rolls-Royce seit 18 Jahren, stammt aus München.

Ein echter Joker könnte aber gewesen sein, daß BMW bereits 1990 mit Rolls-Royce PLC, die Flugzeugtriebwerke produziert, ein Joint-venture gegründet hatte. Denn PLC hat sämtliche Rechte am Markennamen Rolls-Royce, seit das britische Unternehmen 1971 geteilt worden war. Im Trennungsvertrag hatte sich der Triebwerkshersteller das Recht gesichert, den Markennamen zurückzuziehen, sollte Rolls-Royce Motor Cars jemals an einen unliebsamen ausländischen Käufer fallen. Mit diesem Trumpf hatte BMW es nicht nötig, hoch zu pokern.

Die Übernahme von Rolls- Royce ist Teil der BMW-Strategie, seine Modellpalette durch den Kauf anderer Marken zu erweitern. Erst vor vier Jahren hatte BMW den britischen Autohersteller Rover übernommen, der unter anderem Geländewagen und den Mini herstellt. „Wir wollen jetzt ins absolute Top-Luxus-Segment“, so BMW-Sprecher Uwe Mahla zum neusten Einkauf.

Das Nachsehen hat nun der Volkswagen-Konzern, der erst in der vergangenen Woche ein offizielles Kaufangebot für Rolls-Royce und Bentley abgegeben hatte. Ein VW-Sprecher wollte gestern zu dem Verkauf an BMW „keinen Kommentar abgeben“. VW-Chef Ferdinand Piäch hatte allerdings bereits vergangene Woche angekündigt, daß Volkswagen selbst Modelle in der Luxusklasse entwickeln werde, falls es den Zuschlag für Rolls-Royce nicht bekommen sollte. BMWs Erzrivale Daimler-Benz war schon früher aus dem Übernahmewettlauf ausgestiegen. Im Gegensatz zu den Münchnern entwickeln die Stuttgarter inzwischen die gesamte Produktpalette vom Kleinwagen bis zur Luxuskarosse selbst. Erst vor einigen Monaten präsentierte Mercedes in Tokio die Studie der Super-Luxuslimousine Maybach.

Es sei aber ganz falsch, sofort nach dem direkten Nutzen des Rolls-Royce-Kaufs für die Bilanz zu fragen, so BMW-Sprecher Uwe Mahla: „Der emotionale Wert ist zentral.“ Langfristig aber wolle BMW natürlich auch Geld mit den britischen Nobelkarossen verdienen. Ob das allerdings gelingt, ist überaus fraglich: Denn weltweit gibt es für derartige Wagen nur einen Absatz von etwa 4.000 Stück. Doch selbst wenn Daimler, BMW und möglicherweise irgendwann VW nur Minuszahlen auf dem winzigen Luxusmarkt einfahren, ist das für die Konzerne nicht allzu schlimm: Sie können ihre Verluste zur Steuerminderung einsetzen.

Beim Rolls-Royce-Kauf geht es vor allem ums Image. Erst vergangene Woche hat BMW seine Werbeargentur gewechselt. „Jung von Matt“ aus Hamburg, die bisher Audi vom Image des Opa-mit- Hut-Autos befreit hat, soll ab 1999 die Marke BMW in aller Welt bekannt machen. Der Auftrag: Ästhetik, Eleganz, technische Innovation, Exklusivität und Sicherheit sollen mit dem blauweißen Propeller in den Köpfen der KonsumentInnen eingebrannt werden. Rolls- Royce paßt da ins Konzept. Zusätzlich hat die Übernahme für BMW auch technische Vorteile. In diesem Topsegment könne man neue, teure Technologien testen, da die potentiellen Käufer nicht auf den Preis schauen, so BMW- Sprecher Gaul. nbo, aje, ü.o.