Zwischen Party und Pathos

■ Musik für die Massen: Die „Guano Apes“funktionierten gut

Verbringt man den Abend auf einem „Guano Apes“-Konzert und bringt den Mumm auf, im Vorfeld davon zu erzählen, erntet man unterschiedlichste Reaktionen zwischen „Das ist ja toll!“bis „Wie kannst du nur?!“Erfolg schafft nicht nur Fans, sondern auch Neider. Letzteres besonders, wenn der Weg zum Erfolg eine Abkürzung war. Der goldene Löffel im Mund der „Guano Apes“wurde nicht von den Göttingern selbst geschmiedet, sondern von anderen dorthin gesteckt. Mal gewannen sie einen hochdotierten, aber uncoolen Nachwuchsförderpreis, mal kaufte ihre Plattenfirma sie in prestigeträchtige Tourneen etablierter Top-Acts ein. All das hat sich ausgezahlt. Zappt man dieser Tage zwischen MTV und Viva hin und her, hat man oft nur die Wahl zwischen der ersten und der zweiten Hälfte des „Open your Eyes“-Videos.

Ähnlich präsent wie die Band in den Medien waren ihre AnhängerInnen jetzt beim Konzert im „Modernes“. Überall herrschte aufgeregtes Gedränge, die Spielstätte war an diesem warmen Frühlingsabend erfüllt vom typischen Teen-age Riot-Duft, der sich aus Schweiß, Bier, Haarspray, „Spice Impulse“-Deo und Papis Aftershave zusammensetzt. Die Band demonstrierte kraftvoll ihre musikalische Halbbildung: Die Musiker konnten alles ein bißchen, aber kaum etwas richtig. Die langsamen Stücke klangen ähnlich glatt und schön wie auf Platte, die wilderen klangen live noch wilder und roher. Gerade der Hit „Open your Eyes“, der als Konserve wie der Inbegriff des konsensfähigen Crossover-Schlagers daherkommt, wirkte auf der Bühne so roh und rabiat, daß man ihn kaum auf Anhieb erkennen konnte. Das stand ihm nicht schlecht. Sollten Baß oder Gitarre etwas funkiger oder anderweitig komplex klingen, mußten Songs schon mal öfters angefangen werden, weil jemand sich beim ersten Versuch verhauen hatte. Schlimm fand das niemand, die Aufmerksamkeit lag ohnehin auf der angenehm zappeligen Sängerin Sandra Nasic. Beängstigend dürr und biegsam, dabei ausgestattet mit einer Stimme, die zwischen laut und leise, Party und Pathos hervorragend funktionierte, war sie tatsächlich eine charismatische Erscheinung.

Als dann einmal der Strom für die Saiteninstrumente ausfiel, wußte sie sich gleich zu helfen. Mit angekündigter Ironie spielten sie und der Schlagzeuger mit dem Publikum das alte „Say: Hey! Say: Ho!“-Spiel, bis wieder Saft da war. Es funktionierte, und es hätte bestimmt auch funktioniert, wäre es ernst gemeint gewesen. „Guano Apes“machten Musik für die Massen, und die Massen wollten das hören. Andreas Neuenkirchen