Deutsche Bank baut sich um

Der Gewinn brach ein, doch die Ziele werden höher gesteckt. 2,5 Milliarden Kosten durch Entlassungen auf allen Ebenen  ■ Aus Frankfurt am Main Klaus-Peter Klingelschmitt

„Der Vorstand ist nicht mehr das ZK der Deutschen Bank.“ „Größen Wert“ legte der Sprecher des Vorstandes der Deutschen Bank AG, Rolf-E. Breuer, gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt auf diese Feststellung. Vorbei seien jetzt die Zeiten, in denen die allgemeine Parole im Vorstand bei Problemen in bestimmten Segmenten der Bank – wie im vergangenen und wohl auch noch in diesem Jahr beim Investmentbanking – noch schützend gelautet habe: „Alle waren dabei; aber keiner ist es gewesen.“

Breuer hat aufgeräumt: von ganz unten in der Hirarchie bis nach ganz oben. Ganz unten, unten und auch auf der mittleren Managementebene werden im In- und Ausland rund 8.600 MitarbeiterInnen gehen müssen. Und ganz oben haben die Vorstandsmitglieder klar umrissene Aufgabenbereiche zugewiesen bekommen, für die sie demnächst auch die Verantwortung alleine zu tragen haben; im Rahmen der aktienrechtlich vorgeschriebenen Haftung des Vorstandes als kollektives Organ.

Daß auch ganz oben Köpfe rollen könnten, impliziere das neue System, so Breuer mit einer Bilanzsumme von erstmals über einer Billion Mark im Rücken selbstbewußt. Zustimmendes (Ab-)Nicken am Vorstandstisch. Für die kommenden Zeiten hat die Deutsche Bank in ihrer Bilanz 1997 vorgebaut: Der Jahresüberschuß vor Steuern sank von 4,9 auf 2,0 Milliarden Mark. Dabei sind Kosten von 2,5 Milliarden für den Umbau und die Entlassungen ebenso enthalten wie Rückstellungen für die kriselnden Asienstaaten von 1,4 Milliarden Mark. Der Gewinn nach Steuern 1997 beträgt schließlich genau eine Milliarde Mark.

Die Deutsche Bank wird ein anderes Unternehmen sein, wenn die von Breuer vorgestellten radikalen Restrukturierungsmaßnahmen im Jahre 2001 abgeschlossen sind. Eigentlich keine deutsche Bank mehr, sondern eine Europabank. „Euroland“ sei ab sofort die neue Heimat der Deutschen Bank; und Breuer hat die Restrukturierung auf dieses „erste Ziel“, die Deutsche Bank zur führenden Bank in Europa avancieren zu lassen, ausgerichtet.

Eine Troika aus Breuer und den Vorständen Michael Endres und Jürgen Krummnow wird das „Corporate Center“ des Konzerns Deutsche Bank leiten. „Eine Art von Holding mit Stabsaufgaben“ (Breuer) mit rund 700 MitarbeiterInnen, ausgestattet mit „weltweiter Richtungskompetenz“. Das strategische Ziel: „Einheitliche Konzernsteuerung in Verbindung mit einem dezentralen und flexiblen Kostenmanagement.“ Die Restrukturierung sei kein Kostensenkungsprogramm, sondern ein Konzept zur Steigerung des Ertrages – bis 2001 soll der Gewinn auf neun Milliarden jährlich steigen.

Erwirtschaften sollen den Profit demnächst fünf klar abgegrenzte Geschäftsbereiche mit Vorstandsmitgliedern an der Spitze: Privat- und Geschäftskunden (von Heydebreck), Unternehmen und Immoblilien (von Boehm-Bezing), Globale Unternehmen und Institutionen (Ackermann und Schmitz), Asset Management (Dobsen) und Transaction Services (Endres). Der Bereich Globale Unternehmen mit dem Geschäftsfeld Investment Banking werde ab 2001 der „Hauptergebnisträger“ für den Konzern werden, prophezeite Breuer.

Noch allerdings muß die Deutsche Bank gerade beim Investment Banking trotz vieler Unternehmensfusionen und einem lebhafen Aktienhandel einen Rückgang des Betriebsergebnisses um 13 Prozent auf 777 Millionen Mark wegstecken. Die erste Konsequenz aus dem kleinen Desaster und den Erfolgen der Konkurrenz wie Dresdner und Commerzbank in diesem Wachstumsmarkt hat Breuer bereits gezogen. Der bei der Deutschen Bank für das Investment Banking verwendete Namen Deutsche Morgan Grenfell soll wegfallen. Breuer: „Vor allem im Ausland wollen wir von dem hervorragenden Namen der Deutschen Bank profitieren.“

Der Kampf um die verbleibenden 67.400 Arbeitsplätze im Konzern (heute: 76.000) wird ein Existenzkampf werden. Ab sofort richtet das Corporate Center einen internen Stellenmarkt mit dem Namen „Bankpower“ ein, um hochqualifizierte MitarbeiterInnen mit Engagement weiter an die Bank binden zu können. Und in allen Unternehmensbereichen soll das Konzept der erfolgsbezogenen Entlohnung eingeführt werden.