Rund 15 Millionen Teenager werden jedes Jahr weltweit schwanger

■ Das Kinderhilfswerk Unicef fordert frühe Sexualaufklärung, allgemeine Schulpflicht für Mädchen und ein Mindestheiratsalter

Bonn (taz) – Es ist ein abruptes Ende der Kindheit: Weltweit bekommen jährlich rund 15 Millionen junge Frauen unter 20 Jahren ein Kind. Deutlicher wird die Zahl im Vergleich. Jedes zehnte Kind auf der Erde wird nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks (Unicef) von Teenagern geboren. Von Müttern, die selbst noch mitten im kindlichen Leben stehen und deren Körper für eine Schwangerschaft zu unterentwickelt sind. Unter den rund 600.000 Frauen, die jedes Jahr an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt sterben, sind 150.000 Teenager. Komplikationen durch Schwangerschaft, Geburt und unsachgemäß durchgeführte Abtreibungen nennt Unicef als Hauptursache bei Todesfällen von Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren.

Alarmierende Zahlen, die Unicef anläßlich des Weltgesundheitstages am 7. April präsentiert. Unter dem Slogan „Save Motherhood“ widmen sich internationale Organsationen an diesem Tag dem Kampf gegen die hohe Müttersterblichkeit. Für Unicef sei dies eine große Chance, auf die Gefahren der frühen Schwangerschaft hinzuweisen, erklärt Inar Brüggemann, Generalsekretärin der „International Planned Parenthood Federation“ in London, die Schwerpunktsetzung des Kinderhilfswerks. Ursachen für die Teenagerschwangerschaften seien vor allem der fehlende Zugang zu Verhütungsmitteln, Kinderehen sowie mangelhafte Aufklärung.

Beispiel: Afrika. Die Hälfte der Bevölkerung hat keine Möglichkeit zu verhüten. Der schwarze Kontinent hält den traurigen Rekord im Bereich früher Schwangerschaften. Im Schnitt sind hier 13 Prozent der jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren bereits Mütter. Doch auch in den Industrieländern und Osteuropa verschärft sich das Problem. In den USA werden jährlich eine Million Teenager schwanger. In Deutschland bekamen 1996 insgesamt 4.766 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind. Etwa genauso viele ließen eine Abtreibung vornehmen. In Rußland ist jede fünfte Mutter unter 20 Jahre alt.

Eine Verbesserung der Situation verspricht sich Unicef von einer weltweiten Festlegung des Mindestheiratsalters auf 18 Jahre. Dies sei ein erster Schritt, um die Praxis der Kinderehen in Entwicklungsländern zurückzudrängen. Auch die allgemeine Schulpflicht für Mädchen müsse verwirklicht werden. Brüggemann: „Weltweit heiraten Frauen ohne Schulbildung eher jung und bekommen früh Kinder.“ Zur Prävention ungewollter Schwangerschaften und Aids setzt sich Unicef zudem für frühzeitige Sexualaufklärung ein. Katja Sauerborn