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Tauben um WAA strahlen heftig

■ Bremer Universität untersucht Vögel aus Sellafield. Ministerium warnt Bevölkerung rund um Anlage vor Kontakt mit Atomtauben

Berlin/Hamburg (taz/AFP) – Tauben aus der Nähe der britischen WAA Sellafield sind „fliegender atomarer Abfall“, meldete Greenpeace Mitte März. In den kommenden Tagen sollen nun die radioaktiv verseuchten Taubenkadaver aus dem Gebiet an der Irischen See in Labors der Universität Bremen untersucht werden, meldet der Spiegel. In der Nähe der Atomanlage waren 150 Tauben getötet und teilweise vom Sellafield-Betreiber British Nuclear Fuels (BNFL) untersucht worden. Dabei seien so starke Verseuchungen mit Cäsium-137 und anderen Radioisotopen festgestellt worden, daß die Kadaver als Atommüll entsorgt werden müssen.

Das Londoner Landwirtschaftsministerium warnte laut Spiegel die Bevölkerung im Umkreis von 16 Kilometern um die Wiederaufarbeitungsanlage vor jedem Kontakt mit Tauben oder gar vor deren Verzehr. Bereits nach dem Genuß von sechs Taubenbrüstchen wäre demnach die für ein Jahr zulässige Strahlendosis erreicht. Die Federn der Tauben strahlen nach BNFL- Angaben mit bis zu 1,4 Millisievert pro Stunde.

Die Betreiber von Sellafield sind skandalerprobt. Sie verseuchen seit Jahrzehnten die Irische See und die Nordsee. Spuren ihres WAA-Plutoniums finden sich in Kinderzähnen in ganz Großbritannien. Auch deutsche AKW-Betreiber nutzten die WAA, um ihre abgebrannten Brennelemente wiederaufarbeiten zu lassen.

Eine Sellafield-Sprecherin meinte zu den hohen Belastungen bei Tauben, die Tiere müßten in stillgelegte strahlende Gebäude auf dem WAA-Gelände gelangt sein. Diese Hallen sollen künftig stärker abgesichert werden. Auch rund um die schottische WAA Dounreay sollen andere Tiere wie Kaninchen untersucht werden. rem

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