Regenwald zu Shampoo

■ Greenpeace besetzt kanadischen Frachter mit Urwaldholz

Aus Protest gegen die Urwaldzerstörung in Kanada besetzten Greenpeace-Mitglieder am Dienstag in Brake den kanadischen Frachter „Saga Wind“. Nach mehreren vergeblichen Enterversuchen und halsbrecherischen Schlauchboot-Manövern gelang es sechs Aktivisten, das Schiff an der Pier von Land aus für einige Stunden zu besetzen und den Verladekran mit einem Transparent zu blockieren. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei brachte am Nachmittag die letzten Besetzer von Bord.

Der Frachter hat Greenpeace zufolge rund 1.200 Tonnen Zellstoff für deutsche Abnehmer an Bord. Der Zellstoff stamme überwiegend von 1.000 Jahre alten Bäumen des Great-Bear-Regenwaldes an der kanadischen Westküste. Er werde unter anderem zu Shampoo und Zahnpasta verarbeitet, erklärten Greenpeace-Sprecher.

Während der Aktion kam es zu gefährlichen Situationen. So schnitt die Besatzung der „Saga Wind“Seile durch, an denen Greenpeace-Mitglieder von Schlauchbooten aus die zehn Meter hohe Bordwand hochkletterten. Bei hohem Fahrttempo stürzten drei Umweltschützer ins Wasser. Sie wurden unverletzt geborgen.

Roland Hepp vom Greenpeace-Begleitschiff „Beluga“kündigte eine Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung gegen die Schiffsführung der „Saga Wind“an. Die Wasserschutzpolizei nahm Ermittlungen auf und beschlagnahmte die gekappten Seile.

An der Aktion auf der Unterweser nahmen überwiegend weibliche Greenpeace-Aktivisten aus Solidarität mit Patricia Fromm teil. Die 34jährige deutsche Greenpeace-Mitarbeiterin war am Wochenende in Vancouver wegen der Teilnahme an Protestaktionen zu drei Wochen Gefängnis verurteilt worden. Bremens Innensenator Ralf Borttscheller bedankte sich gestern bei der Polizei und verurteilte die Greenpeace-Aktion: Vielleicht habe „das unfreiwillige Bad einigen Aktivisten zu der Einsicht verholfen, daß solche Aktionen keinerlei politischen Wert haben.“

Die wasserreichen Täler des Great-Bear-Regenwaldes gelten als einzigartiger Lebensraum für Tiere wie Grizzlybären, Wölfe, Lachse, Seeadler und Wale. Sie sind außerdem Lebensraum der Nuxhalk-Indianer. Deren Häuptling ließ über seinen Stellvertreter Qwatsinas bei der Protestaktion erklären: „Dieses Schiff hat unseren Wald an Bord. Mit dem Wald verschwindet unsere jahrtausendealte Lebensweise, die untrennbar mit seinen Reichtümern verbunden ist.“ taz/dpa