Das Portrait: Vater Perez, der alte Comandante
■ Manuel Perez
Eigentlich wollte er in der Heimat sterben, im Dorf Alfamén der spanischen Provinz Zaragoza. Seine Verwandten, die heute noch dort leben, hat er nicht mehr gesehen, seit er sich vor dreißig Jahren der kolumbianischen Guerilla anschloß. Manuel Pérez Martinez war damals ein junger Priester, der, vom Fieber der Befreiungstheologie angesteckt, zwei Jahre durch Lateinamerika vagabundiert war. Aus der Dominikanischen Republik hatte man ihn ausgewiesen, und auch in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena, wo er dann mit zwei Kollegen in den Armenvierteln arbeitete, durfte er nicht lange bleiben. Nach Spanien deportiert, kehrte er heimlich nach Kolumbien zurück, um sich dem Volksbefreiungsheer (ELN) als Kämpfer anzubieten.
Aber auch bei der Guerilla eckte Pérez an. Nach einem Disput mit Comandante Ricardo Lara Parada wurde er nach wenigen Wochen ausgeschlossen und durfte erst 1970, als sich eine andere Fraktion innerhalb der Organisation durchsetzte, wieder zurückkehren.
Die internen Konflikte der ELN erlaubten es der Armee, die Guerilla 1972/73 fast ganz aufzureiben. Der Oberkommandierende Fabio Vásquez verschwand nach Kuba, seine beiden Brüder und zwei Priester fielen im Kampf. Es schlug die Stunde des Manuel Pérez, der die revolutionäre Organisation wieder auf die Beine brachte. 1982 übernahm er formal den Vorsitz der politischen Kommission, mischte aber auch immer wieder bei militärischen Aktionen mit. Die Armee macht ihn für mehr als fünfhundert Anschläge auf Ölpipelines verantwortlich.
Von der größten Guerilla Kolumbiens, den militärisch vertikal organisierten kommunistischen FARC, unterscheidet sich die ELN unter anderem durch die größeren Skrupel gegenüber Geschäften mit den Drogenhändlern. Dennoch suchte Manuel Pérez die Friedenspolitik der letzten Jahre mit den Rivalen abzustimmen. Er ist der geistige Vater der „Guerillakoordination Simon Bolivar“, die in drei gescheiterten Verhandlungsrunden der Regierung gegenübertrat.
Das vor wenigen Wochen in Madrid unterzeichnete Abkommen, das neuen Verhandlungen den Weg bereiten soll, war ein Alleingang der ELN. Manuel Pérez, bereits todkrank, konnte es noch absegnen. Er starb, wie erst am Montag bekannt wurde, bereits am 14. Februar, 62jährig, an Hepatitis. Ralf Leonhard
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