Kutips zum Wochenend

Sie haben ja schon wieder alles richtig gemacht! Sie haben kein Last-Minute-Angebot gebucht und sind entflogen. Sie haben sich in der letzten Nacht nicht bis zur Beinahe-Erblindung berauschenden Mitteln hingegeben. Sie haben statt dessen diese Zeitung zur Hand genommen, lassen Ihre werten Augen über diese Zeilen streifen, fühlen sich zu Recht geschmeichelt, schauen kurz zu Ihrem Gegenüber und tauchen dann wieder ein in diesen Moment der Zweisamkeit mit einem unbekannten Kolumnisten.

Es wäre Zeit für einen Geheimnisverrat. Für ein kleines Geständnis. Oder möglicherweise für ein großes erotisches Abenteuer. So ähnlich wie im Internet-Chat: Ein Spiel mit der Verstellung. Der Reiz der Anonymität. Oder wie halten Sie's mit dem Internet?

Aber da ist ein kleines Problem: Die Zeitverschiebung. Jetzt, da Sie diese Zeilen lesen, ist Zukunft. Denn jetzt, da diese Gedanken für die Vorproduktion der Samstags-taz Gestalt annehmen und sinnvolle Zeichen werden, haben die Arbeiter auf der Baustelle unten Feierabend gemacht. Auf der Böschung an der Bremer Schlachte stapeln sich die Teile für die Spundwand, mit der das Ufer verschönert werden soll. Die Männer in ihren verschmierten Overalls haben ihre akrobatischen Verrichtungen für den heutigen Gründonnerstag beendet und sind nach Hause gefahren. Dort erwarten sie jetzt noch unbekannte Erlebnisse. Vielleicht wird ein „event“dabei sein. Oder ein Geständnis. Oder ein – enttäuschendes – Treffen mit Dolly Buster bei der sogenannten „Erotik“-Messe. Oder ein Last-Minute-Flug nach Mallorca, nach Helsinki oder nach Kirchschlag in der buckligen Welt. Wer weiß das schon? Doch wer weiß, was Ihnen in Ihrer Zukunft bevorsteht?

Es könnte ein Abend mit dem Oskar-Andrade-Trio im KITO sein (Samstag, 20 Uhr). Empfehlenswert ist auch die Entdeckung vergessener Chansons im Programm „Reizend“im Jungen Theater (Samstag, 22.30 Uhr). Oder wieder einmal Disco beim 66. Kesseltreiben im Schlachthof (Samstag, 22 Uhr). Ostern locken die „Jungen Choreographen II“ins Concordia (Sonntag, 20 Uhr), die Übertragung des Bundesligaspiels der Woche ins Kairo (Sonntag, 20 Uhr), The Bates mit ihrem poppigen Punk oder punkigen Pop ins Moderne (Sonntag, 20 Uhr), die Kammerphilharmonie mit Musik von Mendelssohn Bartholdy, Brahms und Schumann in die Glocke (Sonntag, 20 Uhr), „The Big Show“mit Gayle Tufts und Rainer Bielfeldt ins Junge Theater (Sonntag und Montag, 19.30 Uhr), das Bach-Oster-Oratorium in den Sankt-Petri-Dom (Montag, 20 Uhr) und das Lieblingsfilmmusikprogramm „Telstars“ins Wall-Café (Montag, 20 Uhr).

Und wenn Ihnen hier und dort ein unbekannter Kolumnist über den Weg laufen sollte, grüßen Sie ihn schön. taz