Polizei an alten Kisten

■ Neues Computersystem untauglich. Kriminalbeamte kritisieren Wrocklage

Mit Computern hat Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) kein glückliches Händchen. Die Inbetriebnahme von „Comvor“, dem neuen Vorgangsverarbeitungssystem der Polizei, ist von Polizeipräsident Ernst Uhrlau wegen Untauglichkeit gestoppt worden. Der „Bund deutscher Kriminalbeamter“(BdK) wirft Wrocklage nun vor, rund 90 Millionen Mark für die defekte Software „in den Sand gesetzt“zu haben. Der BdK beruft sich dabei auf Angaben des Rechnungshofes.

Weil „Comvor“noch nicht funktioniert, wird bei der Polizei die herkömmliche Informations- und Kommunikationstechnik „Polas“weiter betrieben. „Polas“steht für „Polizeiliches Auskunftsystem und kostet die Stadt monatlich 340.000 Mark an Betriebssystem- und Wartungsgebühren, kritisiert der BdK.

Der Verband hat aufgrund dieser Datenpannen nur noch Häme parat: „Der Patient Comvor liegt auf der Intensivstation“, spotten die Kriminalisten, „neue Ärzte stehen am Bett und sind sich unschlüssig, ob sie die Reanimation fortsetzen oder beenden sollen.“

Eigentlich sollte Comvor, das jahrelang entwickelt und in den vergangenen Monaten im Kriminalkommissariat Bergedorf getestet wurde, schon längst in ganz Hamburg den Betrieb aufgenommen haben. Die Innenbehörde verspricht sich durch den High-tech-Einsatz einen kräftigen Rationalisierungseffekt und strich 1997 im Voraus schon mal 258 Planstellen. Nun sind die Tests in anderen Dienststellen „bis auf weiteres ausgesetzt“, mußte Uhrlau gegenüber der Welt am Sonntag zugeben.

Mit der elektronischen Datenverarbeitung hat Hamburgs Polizei somit ein ähnliches Problem wie die städtische Feuerwehr. Die kämpfte in diesen Wochen mit dem neuen Einsatzlenksystem „Fels“. Kaum war es in Betrieb, setzte mehrfach der Notruf 112 aus. Grund dafür waren Fehleinschätzungen des Herstellers bei Software-Erstellung sowie mangelnde Stabilität des Gesamt-Netzwerkes.

Doch Wrocklage ist optimistisch. Beim Flugzeugabsturz vorige Woche hat „Fels“erstmals funktioniert und Flughafenfeuerwehr, Berufsfeuerwehr, Freiwilllige Feuerwehren sowie die Rettungskräfte koordiniert. Kai von Appen