Größtes Ökokaufhaus Europas geplant

■ In Köln soll ein Öko-Center entstehen. 125 Millionen Mark wollen die Unternehmer in die Symbiose von Umwelt und Kommerz stecken

Köln (taz) – Im Kölner Rheinauhafen könnte schon bald Europas größtes Ökokaufhaus entstehen. Insgesamt 125 Millionen Mark wollen alternative Unternehmer und Selbständige in die alten Lagerhallen des künftigen Ökologischen Zentrums Köln (ÖKZ) investieren. Das Kernstück bildet das Kaufhaus: Dort sollen sich auf 13.000 Quadratmetern verschiedene Einzelhändler mit ökologischen Warenangeboten verteilen. Weitere 6.000 Quadratmeter sind für Dienstleister, Gastronomie, ein Gesundheitszentrum und Kulturstätten eingeplant.

Hinter dem Projekt steht ein Zusammenschluß lokaler Unternehmen und Organisationen aus dem alternativen Spektrum. Die zwölf Mitglieder des eigens gegründeten Vereins wollen das Projekt weitgehend in eigener Regie durchziehen. „Schließlich wollen wir keinen Etikettenschwindel betreiben“, erklärt Vorstandsmitglied Hans Berner. Das schließe ein, daß auch der Umbau „soweit es geht“ ökologisch erfolgen soll. Nur den Bauauftrag wird der Verein an eine größere Baufirma vergeben müssen. „Der werden wir aber auf die Finger schauen.“ Auf das Gelände mit den markanten Gebäuden – wegen der spitzen Giebel heißen die 1911 erbauten Hallen bei den Kölnern „Siebengebirge“ – sind die potentiellen Investoren gekommen, weil es beinahe zentral im Süden der City gelegen und deshalb gut erreichbar ist. Ein „Filetgrundstück“ mit denkmalgeschützten Bauten.

Ob und wann das ÖZK gebaut wird, hängt nur noch an der Stadt Köln. Derzeitige Eignerin der Gebäude ist die Häfen und Güterverkehr Köln AG, an der die Stadt beteiligt ist. Diese hat die ebenfalls teilkommunale Stadtförderungsgesellschaft Modernes Köln mit der Vermarktung beauftragt, und der liegen noch konkurrierende Investorenwünsche vor. Das letzte Wort habe aber die Stadt, so ein Sprecher von Modernes Köln, das sei eine politische Entscheidung.

Der Verein will aber bereits signalisiert bekommen haben, daß die „Parteien mit aller Wahrscheinlichkeit zustimmen werden“. Zuvor mußten allerdings die Bedenken der CDU ausgeräumt werden, daß der Einzelhandel geschwächt werden könnte. Nach Einschätzung von Johannes Genske, Mitglied des Einzelhandelsverbandes und Vereinsmitglied, stellen die vom Öko-Zentrum angebotenen Waren und Dienstleistungen keine Konkurrenz für alteingesessene Händler dar. Vielmehr ziehe das ÖZK neue Käuferschichten aus dem Umland an und setze damit „ein klares Zeichen gegen die Einkaufszentren auf der grünen Wiese“.

Zwei Jahre lang hat Artur Mandler, Architekturprofessor der Universität Wuppertal, an den Plänen für das ÖZK gearbeitet. Weil das unter Denkmalschutz stehende Gebäude als Getreidespeicher gebaut wurde, sind die Fenster sehr klein und die Decken niedrig. Den heutigen Raum- und Lichtansprüchen werde dies nicht mehr gerecht. Deckendurchbrüche und Lichtöffnungen durch die denkmalgeschützten Fassaden sollen Abhilfe schaffen. Von den ursprünglich 30.000 Quadratmeter Nutzfläche werden nach dem Umbau deshalb nur 19.000 Quadratmeter erhalten bleiben. Finanzieren wollen die Ökounternehmer ihr Vorhaben über einen Immobilienfonds. Martin Murphy