Im Revier der Platzhirsche

■ Baseball: ETV Knights besiegen Lokstedt Stealers mit 2:0 Von Edwin Feindt

Lokalderbys sind nichts anderes als Revierkämpfe von Platzhirschen. Und wie der Förster auf dem Hochsitz sich am Brunftgefecht ergötzt, genießen die ZuschauerInnen auf den Tribünen das Aufeinandertreffen der Rivalen auf dem Spielfeld. Egal ob beim Fußball, Football oder, wie am Sonnabend auf dem Sportplatz Brummerskamp, beim Baseball.

Fast 300 ZuschauerInnen wollten das Prestige-Duell der Lokalrivalen Lokstedt Stealers und ETV Hamburg Knights am letzten Spieltag der Bundesliga-Punktrunde miterleben. Bereits vorher stand fest, daß sich beide Teams für die Playoffs qualifiziert hatten und selbst ein Doppelsieg der drittplazierten Knights die Punkte-Kluft zum Tabellenzweiten der Nord-Gruppe nicht überbrücken würde.

Eindeutiger Favorit waren als Deutscher Vizemeister des Vorjahres die Stealers, die die Knights in der Hinrunde mit 15:5 und 13:6 düpiert hatten. Das erste der beiden Spiele an einem Tag (Double Header) gewannen die Stealers auch erwartungsgemäß mit 8:4. Beste Lokstedter Spieler waren Volker Kuhlmann und Toni Florez, die je einen Homerun schlugen, d. h. mit einem Schlag über die drei Bases (Male) zum punktebringenden Homeplate kamen. Das zweite Spiel verlief dagegen von Anfang an ausgeglichener. Erst im sechsten Inning (Spieldurchgang) kam Spannung auf, als Stefan Hagenah und Brandon Bombard zwei Runs (Punkte) für die Knights gelangen und den 2:0-Endstand markierten.

Verständlich, daß die Reaktionen unterschiedlich waren: Während Knights-Chef Kai Maifort die Freude über den Sieg seiner Mannschaft deutlich anzusehen war („Wir sind das erste Team, das den Stealers eine Null-Punkte-Niederlage zugefügt hat“), konnte Stealers-Manager Phil Kortekaas seinen Mißmut nur schlecht verbergen: „Die Knights waren nicht besser.“

Nicht gerade freundliche Töne, die auf Animositäten zwischen den Erstligisten schließen lassen. „Wir lieben uns nicht“, gestand Kai Maifort, „arbeiten aber auf Funktionärsebene zusammen.“ Besonders in der jetzigen Situation, wo beiden Erstligisten der Brummerskamp nicht für die Playoffs zur Verfügung steht und sie auf den Sportplatz Bodenwald in Niendorf ausweichen müssen, ist Solidarität mehr denn je gefordert. Um den Platz provisorisch herzurichten, hat Kortekaas ein Netz zum Auffangen der Bälle besorgt, das die Knights ebenfalls benutzen dürfen. Und in einer konzertierten Aktion mit dem Verband wollen sie die Werbetrommel für die Viertelfinal-Spiele am 19. bzw. 26. August rühren. Doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf, dominiert wieder die sportliche Konkurrenz.

Die Knights wittern nach diesem Sieg die Chance gegen die Mainz Athletics. Der Süd-Zweite ist ihr erster Playoff-Gegner. Die Stealers treffen im Viertelfinale auf den Dritten des Südens, die Mannheim Amigos, im Halbfinale wahrscheinlich auf die Trier Cardinals, den Topfavoriten. „Wer das Spiel gewinnt, wird Deutscher Meister“, prophezeit Phil Kortekaas. Klar, wen er für den Sieger hält.