■ Mit Amerikas Freihandel auf du und du
: Clintons Vision

Berlin (taz) – Am Wochenende fehlte nur ein einziger amerikanischer Staatschef in Santiago: Fidel Castro aus Kuba. Die restlichen 34 amerikanischen Länder hatten ihre ranghöchsten Politiker nach Chile zum zweiten Amerikagipfel gesandt. Sie sollen nach dem Willen von US-Präsident Bill Clinton eine Freihandelszone mit 800 Millionen Einwohnern bilden, so wie es vor vier Jahren auf dem ersten Amerikagipfel beschlossen worden war. Clintons Vision: Bis zu Jahr 2005 wird eine zollfreie Zone namens Alca zwischen Alaska und Feuerland mit einer Wirtschaftsleistung von mehr als zehn Billionen Dollar entstehen.

Doch der US-Präsident, hinter dem die Exportwirtschaft seines Landes steht, findet nicht nur daheim beim Kongreß wenig Zustimmung für seinen Plan. Auch Brasilien will seine Industrie vor den Wettbewerbern aus dem Norden schützen. Außerdem sieht die Regierung der zehntgrößten Wirtschaftsnation nicht ein, daß sie die Zölle abschaffen soll, während die USA mit nichttarifären Handelshemmnissen die Waren aus Lateinamerika draußen hält. Brasilien versucht deshalb, seine Partner aus dem Wirtschaftspakt Mercosur – Argentinien, Uruguay und Paraguay – um sich zu scharen. Clinton mußte schon vor dem Gipfel erkennen, daß es diesmal keine Einzelverträge geben wird.

Auch die kleinen karibischen Staaten, die sich 1973 zur Freihandelszone Caricom zusammengeschlossen haben, sind von dem Ansinnen des „großen Bruders“ nur mäßig begeistert. Sie wollen sich lieber in Richtung Mercosur orientieren, der wiederum in letzter Zeit seine Fühler in Richtung EU ausgestreckt hat.

Bill Clintons Plan wird deshalb eine Vision bleiben. Umsonst war der Gipfel aber nicht: Für Bildung und Alphabetisierung wurde ein Fonds in Höhe von 8,3 Milliarden Dollar beschlossen aje