Kundschaft, die auf runzelige Äpfel von der Streuwiese steht

■ Der einzige Bremer Bauernmarkt wird ein Jahr alt und freut sich über die zahlreiche und treue Kundschaft / Ein weiterer Markt ist geplant

Das ist komisch: Die Produkte auf dem einzigen Bremer Bauernmarkt im Faulenquartier haben keinerlei Öko-Kriterien zu erfüllen. Und doch würden die Kartoffeln von Stand Nummer 13 und der Honig von Stand 3 wohl in einer Öko-Bilanz nicht schlecht abschneiden. Denn auf dem Bauernmarkt werden nur Produkte der Region verkauft, maximaler Radius: 150 Kilometer – während auf den vier selbstorganisierten Öko-Märkten der Stadt durchaus ökologisch produzierte Äpfel aus Israel auftauchen können.

Seit genau einem Jahr existiert der kleine Markt neben der Jugendherberge. Nun wird am 1. Mai Geburtstag gefeiert. Die Initiatoren der „AG Stadt-Land Ökologie“zeigen sich ganz zufrieden mit den Besucherzahlen. Zwischen 800 und 2.500 Marktbesuchern sollen jeden Freitag in der Zeit zwischen 10 und 17 Uhr kommen, rund 500 Stammkunden soll es geben – das geht aus einer Umfrage hervor. Im Schnitt, so Jürgen Seevers von der AG Stadt-Land Ökologie, kauft jeder Kunde für 30 bis 40 Mark ein – noch nicht überragend, aber auch nicht schlecht, nach einem Jahr.

Die Konkurrenz mit den rund 26 Wochenmärkten in Bremen ist hart, und doch, so ist Seevers sicher, hat die Idee der lokalen Produktvermarktung eine gute Chance. „Den Kunden ist nicht nur ein Öko-Label wichtig – viele wollen genau wissen, wo ihr Essen herkommt.“Und rein theoretisch kann jeder der Bauernhöfe vom Bauernmarkt auch besucht werden.

Seevers verhehlt nicht, daß er auch auf einen pädagogischen Effekt für die teilnehmenden Bauern hofft. So hätte sich jetzt schon ein Bauer mit einer kleinen Streuobstwiese versucht – nachdem er mitbekommen hat, wie die Kundschaft auf runzelige Öko-Äpfel steht. Die Idee scheint zu fruchten: Noch in diesem Jahr soll ein weiterer, größerer Bauernmarkt in der Nähe vom Hermann-Böse-Gymnasium entstehen. Das einzige Problem: Mehr Bauern müssen mitmachen. Doch die scheuen sich oft – aus Angst vor einer Pleite.

Am liebsten hätte Seevers ein paar Fördermittel für die Bauern, wenn sie auf Direktvermarktung umsteigen – denn damit würde schließlich auch die Gegend, in der der Markt stattfindet, aufgewertet. Pech für die Bauern, die zum großen Teil aus Niedersachsen kommen: ein Abkommen zwischen Bremen und Niedersachsen über grenzüberschreitende Existenzförderung ist nicht in Sicht. cd