Gesundheitszentrum oder Aldifiliale?

■ ExpertInnen diskutierten beim 2. Bremer Krankenhaustag über die Zukunft der Krankenhäuser angesichts der Geldnot

Ginge es nach Peter Oberender, unterschiede sich das Krankenhaus der Zukunft im Grunde nicht mehr von der Aldifiliale an der Ecke. Krankenhäuser, verkündete der Volkswirt der Uni Bayreuth während des 2. Bremer Krankenhaustages im Bürgerzentrum Neue Vahr, müssen sich zu gewinnorientierten Dienstleistungsunternehmen entwickeln. Der Staat habe sich aus der Verantwortung für die Gesundheitsfürsorge weitgehend zurückzuziehen. Statt dessen sei alles Handeln im Krankenhaus zunehmend ökonomisch zu begründen und unterliege, ebenso wie die Aldifiliale, den Gesetzen des Marktes.

Noch führt Oberenders radikale neoliberale Vision bei den meisten der 250 anwesenden Fachleuten zu Bluthochdruck und Schleudertraumata wegen exzessiven Einsatzes des gehobenen Drohfingers. Der Staat dürfe, betonte nicht nur der Vorsitzende der Bremer Krankenhausgesellschaft (HBKG) Jürgen Scholz, die Sicherung der Gesundheitsversorgung weder den untereinander konkurrierenden Krankenkassen, noch dem freien Spiel der Marktgesetze überlassen. Aber daß die Zukunft der Krankenhäuser in Zeiten finanzieller Knappheit in einer erheblich stärkeren Marktorientierung ihrer Angebote liegt, daran führt auch aus Sicht der HBKG kein Weg vorbei. Nur so, glaubt Scholz, seien die Einsparforderungen der Gesundheitsbehörde zu erfüllen, ohne zugleich ihre Methoden übernehmen zu müssen.

Denn der von der Behörde entwickelte Landeskrankenhausplan sieht vor, Kosten vor allem durch den Abbau von Krankenhausbetten einzusparen. Bis 2003 sollen nach Plan 782 Betten in Bremen und Bremerhaven wegfallen. Laut Scholz ist diese drastische Bettenreduktion jedoch nicht die richtige Reaktion auf die in diesen Zeiten angespannte Finanzlage.

Gesunkene Verweildauern des Einzelnen bei steigenden PatientInnenzahlen – 15% in den letzten fünf Jahren – führten, sagte Scholz, schon jetzt regelmäßig zu Überbelegungen. Nicht in der Verkleinerung der Krankenhäuser, sondern in der „intensiveren Kooperation mit niedergelassenen Ärzten“sieht er daher Einsparpotentiale. Die stärkere Öffnung der Krankenhäuser für ambulante Behandlungen, die gemeinsame Anschaffung medizinischer Geräte durch Krankenhäuser und niedergelassene ÄrztInnen oder die Ausgliederung von Abteilungen wären Möglichkeiten zur Geldeinsparung, um das Krankenhaus schießlich in ein „integriertes Dienstleistungszentrum“zu verwandeln. In diesem Modell konkurrierten Krankenhäuser und niedergelassene ÄrztInnen jedoch stärker noch als bisher um die „Ware“Patient. zott