■ Surfbrett: Wiedergefunden: Ein verlorenes Museum
Wenn Museen plötzlich nicht mehr in ihre Zeit passen, kommen sie selbst ins Depot. So erging es dem Museum des französichen Ministeriums für öffentliche Bauten, das 1939 in Paris eröffnet wurde. Es stellte Modelle von Staudämmen, Hafenanlagen, Brücken, Kraftwerken und Straßen aus, die dem Volk die Größe französischer Ingenieurskunst nahebringen sollten. Keineswegs zufällig stand es in der Nähe des ebenfalls in dieser Zeit gegründeten Kolonialmuseums. Schon die bald einmarschierenden deutschen Besatzer des Naziregimes hatten wenig Verständnis für diese Art des Nationalismus, und nach dem Krieg brauchte die neue Republik dringend repräsentative Räume. Das Museumsgebäude wurde geräumt, enthielt es doch „nur ein paar Modelle“, wie ein Reporter spottete, der 1955 über den Beschluß berichtete, die verwahrloste Sammlung endlich ganz zu schließen. Die Kunstwerke der Modellbauer verschwanden in Lagerräumen. Erst 1991 wurde ein kleiner Teil wieder öffentlich zugänglich gemacht. Seit kurzem sind Bilder und Dokumente des alten Glanzes unter www.equipement.gouv.fr/musee/ sogar online zu betrachten. Mit nostalgischer Ironie ist die Website ganz im Stil der 30er Jahre gestaltet. So kann der vergängliche Ruhm der französischen Ingenieure wenigstens das Zeitalter der digitalen Technik erleuchten. niklaus@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen