Ein Häufchen Asche und geschmolzenes Plastik

■ Neue Methode kann Entschärfung von Landminen durch Sprengung oder per Hand ersetzen

Berlin (taz) – 110 Millionen vergrabene Landminen weltweit hat die Menschheit Militär und Rüstungsindustrie zu verdanken. Deren trauriger Erfindungsreichtum hat jetzt immerhin ein Verfahren hervorgebracht, mit dem die tödliche Gefahr einfacher entschärft werden kann. Mit „FireAnt“, das die britische Behörde für Verteidigungsforschung Dera im Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums entwickelt hat, könne man bald auf die gefährliche Entschärfung durch Sprengung oder per Hand verzichten.

FireAnt sieht aus wie eine Fahrradpumpe. Der mit einem Spezialbrennstoff gefüllte Zylinder wird im Abstand von einigen Zentimetern von der Mine auf einem Sandsack oder einem Stab in Stellung gebracht. Nach der elektrischen Zündung aus sicherer Entfernung schießt ein 1.500 Grad heißer Feuerstrahl aus dem Rohr und frißt ein Loch ins Minengehäuse. Dann entzündet sich der Sprengstoff selbst und brennt ohne Detonation aus dem Loch heraus. Nach 25 Sekunden ist eine herkömmliche Anti- Personen-Mine nur noch ein Häufchen Asche, geschmolzenes Plastik oder glühendes Metall. Nur in drei Prozent der Tests sei die Mine trotzdem hochgegangen, sagt Paul Reip, der die Entwicklung von FireAnt bei Dera geleitet hat.

Bislang werden entdeckte Minen meist in die Luft gejagt. Für eine Anti-Personen-Mine sind bis zu 50 Gramm Sprengstoff nötig, für Panzerminen ist es gar ein Kilo. „In vielen verminten Gebieten ist es schwierig, kurzfristig Sprengstoff aufzutreiben oder überhaupt welchen ins Land zu bringen“, sagt Steve Wilson von der britischen Mines Advisory Group, die mit Medico International in der Kampagne gegen Landminen zusammenarbeitet. Pyrotechnische Materialien wie FireAnt könnten dagegen problemlos eingeführt werden.

Minen, die in Dörfern gefunden werden, müssen von Hand entschärft werden, ein haarsträubender Job. Da könnte FireAnt tatsächlich „ein Durchbruch in der humanitären Minenentschärfung“ werden, wie Dera behauptet. „Das Interesse an FireAnt ist riesig“, schwärmt Paul Reip. „Wir haben Anfragen aus Südamerika, Kambodscha, Ägypten.“

In zehn Wochen soll FireAnt für einen Preis von zunächst zehn Pfund (rund 30 Mark) pro Stück auf den Markt kommen. Damit ist das Gerät nicht billiger als die Entschärfung durch Sprengstoff. „Doch wenn das Gerät so funktioniert, ist das jedenfalls ein Fortschritt“, sagt Steve Wilson. Das eigentliche Problem wird jedoch auch in Zukunft sein, die Minen erst einmal zu finden. Daran ändert auch FireAnt nichts. Niels Boeing